Der eingeschleppte „Rote Amerikanische Flusskrebs“ ist bereits seit einigen Jahren in europäischen Süßwassern anzutreffen. Das Problem? Er gehört zu einer höchst invasiven Art, die kaum einzudämmen ist und heimische Arten gefährdet. Am Gardasee, dem größten und tiefsten See im Norden Italiens, schlägt die Umweltschutzorganisation WWF daher nun Alarm. Eine neu gesichtete Population des Krebses gefährde das Ökosystem des beliebten Urlaubsortes. Denn der fortpflanzungsfreudige Krebs bedrohe die heimischen Arten am Gardasee.
Übrigens: Vor kurzem erst suchte eine Mückenplage Bewohner und Touristen am Gardasee heim.
Roter Amerikanischer Flusskrebs vermehrt sich rasend schnell - und überträgt eine gefährliche Krankheit
Warum die Ansiedelung des Roten Amerikanischen Flusskrebses in europäischen Süßwassern zum Problem für die heimischen Ökosysteme wird, hat wesentlich mit zwei Gründen zu tun: Wie der Naturschutzbund (NABU) schreibt, vermehre sich die aus dem Südosten der USA eingeschleppte Krebsart viel rasanter als heimische Arten und stelle somit eine ernsthafte Futterkonkurrenz dar. Gleichzeitig überträgt der Louisiana-Flusskrebs, wie er wegen seines Herkunftsgebiets auch genannt wird, eine Pilzerkrankung (Krebspest) auf andere Flussbewohner, gegen die sie selbst immun ist.
Der Rote Amerikanische Sumpfkrebs wurde deshalb 2016 in die „Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung“ von der Europäischen Kommission aufgenommen. Damit darf er laut einer EU-Verordnung nicht eingeführt, gehandelt, in Gefangenschaft gehalten oder transportiert werden. Die Beschränkungen der EU konnten allerdings nicht verhindern, dass sich der Krebs auch im Gardasee ansiedelt, wie italienische Medien nun berichteten.
Roter Louisiana-Flusskrebs im Gardasee: Tierschutzorganisation schlägt Alarm
Laut der Online-Zeitung GardaToday soll es demnach in den vergangenen Tagen an den Stränden des Unteren Gardasees, insbesondere zwischen Padenghe und Desenzano, vermehrt zu Sichtungen der „gambero rosso della Louisiana“, zu Deutsch: der „roten Garnele aus Louisiana“ gekommen sein.
Für die bekanntlich mitunter reißerischen italienischen Medien Grund genug, dem Tier zahlreiche martialische Spitznamen zu verpassen. Die südtirolnews.it nennt den neuen Bewohner am Gardasee denn auch gleich die „Alien-Garnele“, die Regionalzeitungen Il Saronno und La Voce del Trentino tauften die Garnele, wenig schmeichelhafter, „Killerkrebs“.
Doch an den Namen, die mehr als ein Monster als an ein Tier denken lassen, ist durchaus etwa dran. Denn auch die Dependance „Bergamo Brescia“ der Tierschutzorganisation WWF warnt in einem Video auf Facebook vor der „sehr gefräßigen gebietsfremden Art, die starke negative Auswirkungen auf die Ökosysteme und Lebensräume hat.“ Sie besitze zudem eine enorme „Anpassungsfähigkeit, Aggressivität und ein großes Fortpflanzungspotenzial.“ Sie könne sich an „alle Arten von Süßwasserumgebungen“ anpassen und auch widrigen Wetterbedingungen wie Dürreperioden trotzen. Es könnte also gut passieren, dass der Krebs bald auch an den umliegenden Gewässern des Gardasee gesichtet wird, etwa am Ledrosee.
WWF-Experte: Flusskrebs hat viele natürliche Feinde
Zum Glück, könnte man meinen, ist auf die anderen Tiere am Gardasee Verlass. Denn wie der Tierschschutzexperten Paolo Zanollo vom ansässigen WWF gegenüber Südtirolnews erklärt, gebe es abseits der eigenen Arten eine Menge natürlicher Fressfeinde, denen der ungebetene Gast aus den USA ausgesetzt sei: „Möwen, Reiher und verschiedene Fischarten wie der Flussbarsch, Aal und insbesondere der Wels ernähren sich von ihnen. Eine Studie hat gezeigt, dass mehr als die Hälfte der Nahrung der Welse aus diesen Krebsen besteht“, so Zanollo. Der Experte empfiehlt dennoch, die Ausbreitung des Krebses einzudämmen. „Es gibt keinen Grund zur Panik, aber das Problem darf nicht unterschätzt werden.“
Übrigens: Am Gardasee gibt es auch Wasserschlangen. Doch welche Arten sind es? Und sind sie gefährlich?
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden