Der Gardasee gilt als eines der beliebtesten Urlaubsziele Italiens: Türkisblaues Wasser, malerische Bergkulisse, mediterrane Lebensfreude – jedes Jahr zieht es Millionen Besucher an den größten See Italiens. Zwischen Olivenbäumen, Segelbooten und ausgezeichneten Restaurants scheint die Welt in Ordnung.
Doch in der Region ereignete sich nun ein schockierender Vorfall: Bei einem Polizeieinsatz in der Gemeinde Castel d‘Azzano in der Provinz Verona, etwa eine halbe Stunde mit dem Auto vom Gardasee entfernt, kam es in der Nacht zu Dienstag, dem 14. Oktober 2025, zu einer verheerenden Explosion. Drei Polizisten kamen dabei ums Leben – ein Einsatz, der mit einer geplanten Hausräumung begann, endete in einer Tragödie.
Explosion nahe Gardasee: Drei Polizisten sterben bei Einsatz
Was als geplante Zwangsräumung begann, entwickelte sich binnen Sekunden zu einer Tragödie: Beim Versuch, ein Bauernhaus zu räumen und zu durchsuchen, kam es zu einer gewaltigen Explosion. Dabei wurden drei Mitglieder der Carabinieri getötet, die aus den Trümmern geborgen wurden: ein Brigadechef, ein Leutnant und ein Carabiniere, berichtet die italienische Nachrichtenagentur Agenzia Nazionale Stampa Associata (ANSA). Dreizehn weitere Einsatzkräfte – darunter auch Polizisten und ein Feuerwehrmann – wurden verletzt und ins Universitätskrankenhaus von Verona eingeliefert. Sieben Feuerwehrleute wurden vorsorglich ins Krankenhaus eingeliefert. Keiner von ihnen schwebte in Lebensgefahr. Für die italienischen Sicherheitskräfte ist es der schwerste Verlust seit über zwanzig Jahren: „Wir hatten seit den Massakern von Pilastro und Nassiriya nicht mehr so viele Verluste“, zitiert ANSA einen Generalkommandanten.
Hintergrund: Warum die Polizei das Haus durchsuchen wollte
Die Mieter des Gebäudes, zwei Brüder und ihre Schwester um die 60 Jahre, waren laut Informationen von ANSA Bauern und Viehzüchter mit finanziellen Problemen und Hypothekenschulden. Sie stritten schon seit Jahren mit den Behörden um das Grundstück. Zweimal hatten sie im Vorfeld bereits gedroht, das Haus in die Luft zu sprengen, als der Gerichtsvollzieher eintraf. In diesen Fällen gelang es Verhandlungsführern, das Schlimmste abzuwenden.
Drohnenaufnahmen hatten zuletzt Molotowcocktails auf dem Dach des Hauses dokumentiert. Dies veranlasste die Behörden, das Gebäude auf Waffen und Sprengstoffe durchsuchen zu lassen. Eine Räumung war seit Tagen geplant, berichtet unionesarda.it. Die Lage sei vor Ort bereits angespannt gewesen, als die Carabinieri und Spezialagenten der UOPI – der Anti-Terror-Einheit der Polizei – sich dem Haus näherten. Die Geschwister hatten sich im Haus verbarrikadiert. Gasgeruch war deutlich wahrzunehmen. Einige Beamte kletterten auf das Dach, um sich abzuseilen, während andere sich dem Haupteingang näherten.
Beim Betreten des Hauses kam es schließlich zur offenbar mutwillig herbeigeführten Explosion. In dem Haus wurden laut ANSA mindestens fünf bis sechs Gasflaschen entdeckt, die das Haus mit Gas gefüllt hatten. Rekonstruktionen zufolge war es die Schwester, die den Auslöser – wahrscheinlich einen Molotowcocktail – betätigte, der die Explosion auslöste. Die starke Explosion brachte auch das Gebäude zum Einsturz, die Reste standen sofort in Flammen, berichtet unionesarda.it.
Die Schwester erlitt Verbrennungen und wurde ins Krankenhaus eingeliefert, während ihre Brüder, die sich im Hof versteckt hatten, zu fliehen versuchten. Einer, der ebenfalls verletzt wurde, wurde sofort festgenommen, während der Älteste noch am selben Morgen auf den umliegenden Feldern gefunden und verhaftet wurde.
Ermittlungen in Italien: Entsetzen nach tödlichem Polizeieinsatz
In einem Post auf X teilte die Feuerwehr (auf Italienisch: Vigili del Fuoco) mit, dass insgesamt 25 Einheiten im Einsatz waren, darunter reguläre Feuerwehr-Einsatzteams, Hundestaffeln und sogenannte USAR: Das steht für „Urban Search and Rescue“, also Einsatzkräfte, um verschüttete Personen in eingestürzten Bauwerken zu lokalisieren und zu befreien.
Auch Veronas Generalstaatsanwalt Raffaele Tito besuchte den Unglücksort – und wurde von unionesarda.it wie folgt zitiert: „Eine unglaubliche Tragödie. Wir suchten nach Molotowcocktails und handelten mit äußerster Vorsicht. Doch das Ergebnis war unerwartet und sehr schmerzhaft.“ Laut ihm war die Tat mit hoher Wahrscheinlichkeit vorsätzlicher Mord, berichtet ANSA. Die Auswertung von Bodycam-Aufnahmen soll weitere Klarheit bringen.
Von Politikern kamen laut ANSA umgehend Beileidsbekundungen. „In dieser dramatischen Situation möchte ich den Carabinieri meine Solidarität ausdrücken und den Familien mein tiefstes Beileid aussprechen. Den verletzten Einsatzkräften wünsche ich eine schnelle Genesung“, sagte Italiens Präsident Sergio Mattarella in einer Ansprache. Auch Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äußerte sich in einer Erklärung: „Ich verfolge die Entwicklung dieses dramatischen Ereignisses mit Mitgefühl und Trauer. Es erinnert uns einmal mehr an die Tapferkeit und die täglichen Opfer derer, die dem Staat und seinen Bürgern dienen.“
Laut ANSA wird den verstorbenen Polizisten ein Staatsbegräbnis zuteilwerden, während die Region Venetien und die Gemeinde Castel d‘Azzano eine regionale Trauerzeit ausgerufen haben. Zudem soll es zwei Tage Staatstrauer geben: Einen gab es schon am 14. Oktober, der zweite soll am Tag der Beerdigung erfolgen.
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