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Riesen-Wels im Gardasee gesichtet: Sind die Raubfische für Badegäste gefährlich?

Gardasee

Riesen-Wels im Gardasee gesichtet: Sind die Raubfische für Badegäste gefährlich?

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    Im Gardasee breiten sich zunehmend große Welse aus. Kann das für Badende zur Gefahr werden?
    Im Gardasee breiten sich zunehmend große Welse aus. Kann das für Badende zur Gefahr werden? Foto: Patrick Pleul, dpa (Symbolbild)

    Nicht nur im bayerischen Brombachsee sorgten Riesen-Welse zuletzt durch Angriffe auf Badegäste für Aufsehen. Auch im Gardasee, der gerade in den Sommermonaten als äußerst beliebtes Urlaubsziel gilt, schlagen die Raubfische Wellen. Aufgrund der beachtlichen Größe, die die Fische erreichen können, werden sie von italienischen Medien wie Il Dolomiti als „Monster vom Gardasee“ betitelt. Und diese breiten sich in dem Gewässer offenbar immer mehr aus. Was bedeutet das für die Badegäste vor Ort? Wie gefährlich der Wels für den Menschen wirklich werden kann und warum er sich im Gardasee zunehmend vermehrt, lesen Sie hier.

    Immer mehr Riesen-Welse im Gardasee entdeckt

    Laut dem Deutschen Angelfischerverband gilt der Europäische Wels mit bis zu drei Metern Körperlänge als der größte Süßwasser-Raubfisch Deutschlands. Und auch im italienischen Gardasee zählen Welse zu den Schwergewichten unter den Wasserbewohnern. Wie riesig die Fische im Gardasee werden können, zeigt beispielsweise ein auf Instagram veröffentlichtes Video des Nachrichtenportals Il Dolomiti, in dem der italienische Speerfischer Marco Brognoli mit einem gut zwei Meter langen Exemplar im Wasser schwimmt.

    Die Begegnung mit einem so großen Wels ist für Brognoli kein Einzelfall mehr, wie er im Gespräch mit der Online-Zeitung erzählt. „Mittlerweile werden immer wieder riesige Exemplare gefunden, und ich meine mindestens zwei Meter lang“, sagte er zu Il Dolomiti. In den letzten drei Jahren habe der erfahrene Fischer im Gardasee eine „regelrechte Explosion der Anzahl und der Sichtungen“ von Welsen erlebt. „Vor ein paar Jahren wäre das noch undenkbar gewesen“, schildert Brognoli. Bereits Anfang Mai berichtete das Nachrichtenportal Bresciaoggi über ein besonders großes Exemplar von etwa drei Metern Körperlänge, das im größten See Italiens aufgespürt wurde.

    Dem einheimischen Fischer Brognoli macht diese Entwicklung Sorge, denn die Riesen-Welse könnten durch ihren großen Appetit das komplexe Ökosystem des Gardasees aus dem Gleichgewicht bringen, wie er Il Dolomiti gegenüber erklärt. Denn kleinere Fische wie Sardinen und Felchen, aber auch Wasservögel und andere Kleintiere würden den Welsen in großer Zahl zum Opfer fallen.

    Die fatalen Auswirkungen ihrer Gefräßigkeit werden laut Brognoli schon in anderen italienischen Seen, wie etwa bei Mantua sichtbar, wo die Raubfische bereits „alles verwüstet“ hätten und damit nicht nur der Natur, sondern auch dem Tourismus schaden würden. Brognoli befürchtet, dass dem Gardasee das gleiche Schicksal drohen könnte. Eine nicht unbegründete Sorge, denn nach Angaben des Deutschen Angelfischerverbands können Welse als invasive Arten den ursprünglichen Lebensgemeinschaften in den betroffenen Gewässern durchaus erheblichen Schaden zufügen.

    Warum gibt es immer mehr große Welse in europäischen Seen und Flüssen?

    Generell können Fische ihr ganzes Leben lang weiter wachsen, erklärt Robert Arlinghaus vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin im Gespräch mit MDR Wissen. Doch der Wels legt dabei laut Arlinghaus ein besonderes Tempo an den Tag. Kein anderer Fisch in Deutschland wächst so rasant. Dafür muss das Gewässer ihm jedoch günstige Bedingungen liefern. „Wenn es warm ist und die Nahrung reichhaltig, wächst der Wels sehr schnell und überlebt sehr lang“, merkt der Fischforscher an.

    Und diese Voraussetzungen sind angesichts steigender Wassertemperaturen in Europas Flüssen und Seen zunehmend erfüllt. „Der Wels ist ein Gewinner des Klimawandels“, erläutert Arlinghaus. „Er leicht früher, weniger Jungfische sterben und die Wildbestände nehmen zu.“ Und so breitet sich der Raubfisch nicht nur in deutschen Fließgewässern, Seen und Talsperren, sondern auch in Südeuropa zunehmend aus. Gerade im artenreichen Gardasee mit seinen warmen Wassertemperaturen finden Welse also ideale Lebensbedingungen vor.

    Wie gefährlich sind die Riesen-Welse für Badegäste im Gardasee?

    Doch stellen die großen Welse nicht nur für das ökologische Gleichgewicht ein Problem dar, sondern können sie auch für Menschen gefährlich werden? Prinzipiell sind Welse nicht wählerisch, was ihre Beute angeht. „Welse fressen alles, was sie kriegen können, das hängt von ihrer Maulgröße und damit von ihrer Körpergröße ab“, erklärt Fischforscher Arlinghaus bei MDR Wissen. Fische, Krebse, Enten, Tauben, Ratten und sogar andere Artgenossen seien keine ungewöhnliche Mahlzeit für den Wels. Der Mensch steht jedoch nicht auf seinem Speiseplan und kann durch die eher kleinen, stumpfen Zähne eines Welses nicht schwerwiegend verletzt werden.

    Angriffe auf Badegäste, wie zuletzt im mittelfränkischen Brombachsee, kommen laut Arlinghaus extrem selten vor. „Da gewinnt man eher im Lotto, als dass das passieren kann“, betont der Experte. Welse seien vorwiegend nachtaktive Jäger, die in der Regel kein aggressives Verhalten gegenüber Menschen zeigen. Bei den beiden Vorfällen im Brombachsee gehen Fachleute nach Angaben von zdfheute davon aus, dass die Welse lediglich ihre Gelege verteidigen wollten, dem die Schwimmenden unwissentlich zu Nahe gekommen sind. Zu weiteren solcher Attacken dürfte es in diesem Jahr allerdings nicht mehr kommen, denn die Laichzeit des Welses endet laut dem Fischereiverband Mittelfranken bereits im Juni.

    Wie sollte man sich verhalten, wenn man beim Baden einem Wels begegnet?

    Für den Fall, dass man im See oder Fluss zufällig auf einen großen Wels trifft, sollte man unbedingt Ruhe bewahren und Abstand zu dem Fisch halten. Am besten einfach „in die Richtung zurückschwimmen, aus der man gekommen ist“, rät Thomas Funke vom Landesfischereiverband Bayern im Gespräch mit zdfheute. Wer das Risiko für eine Begegnung mit dem Wels lieber ganz vermeiden möchte, könne laut dem Experten die natürliche Warmwasservorliebe des Raubfischs ausnutzen und sich zum Baden auf kalte Gewässer beschränken.

    Übrigens: Der Gardasee wird nicht nur zunehmend von Welsen, sondern auch von Wasserschlangen, Mücken und zahlreichen menschlichen Besuchern bevölkert. Vor allem ein beliebter Urlaubsort erlebte zuletzt immer wieder massive Touristenanstürme. Das Schwimmen ist im größten See Italiens übrigens nicht überall erlaubt. Aus Umweltschutzgründen ist ein Strandabschnitt am Gardasee zurzeit für Badegäste gesperrt. Wer den Besuchermassen am Gardasee zur Hochsaison ohnehin lieber entgehen will, kann alternativ auch an diesen unbekannten Seen im Trentino Urlaub machen.

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