Im Schatten der barocken Klosteranlage von Irsee steht ein unscheinbares Gebäude, das jahrzehntelang kaum Beachtung fand – Haus No. 48, heute bekannt als Oberes Dorf 21. Erst durch die Recherche von Prof. Dr. Andreas Burmester, Landeskonservator a. D., rückte die historische Sölde ins Bewusstsein der Öffentlichkeit. In der aktuellen Ausgabe der „Irseer Blätter“ zur Geschichte von Markt und Kloster Irsee widmet sich Burmester in einem umfangreichen Beitrag diesem lange verkannten Bauwerk.

Es ist ein typisches Beispiel für den sogenannten Mittertennbau, eine Bauform, die im schwäbischen Raum verbreitet war, heute jedoch immer seltener anzutreffen ist. Das Gebäude von 1730 steht unter Denkmalschutz und gilt als beispielhaft für die ländliche Baukultur der Region. In seinem Aufsatz verbindet Burmester seine jahrelangen praktischen Sanierungserfahrungen mit einer detaillierten bauhistorischen Analyse. Auf Basis umfassender Archivstudien gelingt es ihm, dreihundert Jahre Haus- und Ortsgeschichte lebendig werden zu lassen.
Über Generationen hinweg Heimat für Irseer Familien
Das Haus, ursprünglich eine Sölde, war über Generationen hinweg Heimat für Irseer Familien, deren Geschichte eng mit der Entwicklung des Ortes verknüpft ist. Burmesters Recherchen führen tief in die Vergangenheit – so entsteht ein vielschichtiges Bild vom Wandel eines Hauses und seiner Bewohner.
Lokale Geschichte erfahrbar gemacht
Auch Bürgermeister Andreas Lieb zeigt sich in seinem Geleitwort zur aktuellen Ausgabe beeindruckt. Die detaillierte Hauschronik sei ein Beispiel dafür, wie lokale Geschichte erfahrbar gemacht werden könne. Zugleich sei sie ein Aufruf, auch andere, zunächst unscheinbar wirkende Baudenkmäler nicht aus dem Blick zu verlieren. Der Beitrag über Haus No. 48 zeige, wie durch fundierte Forschung und verantwortungsvolle Sanierung Baukultur erhalten und neu belebt werden könne.
Hefte über Kloster- und Ortsgeschichte
Herausgegeben wird die Reihe von der Geschichtswerkstatt der Marktgemeinde Irsee in Kooperation mit dem Schwäbischen Bildungszentrum Kloster Irsee. Die „Irseer Blätter“ erscheinen regelmäßig und beleuchten unterschiedliche Aspekte der Kloster- und Ortsgeschichte. Band 14, erschienen im März, umfasst 36 Seiten mit 35 Abbildungen und ist an der Rezeption des Klosters erhältlich. Zudem steht das Heft kostenlos zum Download auf den Webseiten von Kloster Irsee und der Marktgemeinde bereit.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden