Einen bunten Melodienstrauß präsentierten die Kemnater Musikanten unter der Leitung von Peter Wittmer beim Frühjahrskonzert im vollbesetzten Kemnater Burgspielstadel. Und auch die Kemnater Jungmusikanten stellten ihr Können eindrucksvoll unter Beweis.
Zum Auftakt erklang der bekannte Marsch „Alte Kameraden“ des Ulmer Militärmusikers Carl Teike. Dessen Vorgesetzter hatte verlangt, „die Noten im Ofen verschwinden zu lassen“. Gut, dass der Komponist dieser Forderung nicht nachgekommen ist. Im Anschluss legte Wittmer den traditionellen altbairischen „Jarni-Walzer“ auf. Sicherlich ein musikalischer Glanzpunkt des Konzertes war „To seek the glorious“ (Die Suche nach dem Ruhmreichen) aus der Feder von Paul Murtha. Die vierteilige Ouvertüre nahm die Zuhörer mit auf eine fast schon transzendentale Reise mit von den Musikern bravourös gemeisterten, schnellen Staccato-Passagen und einem fehlerfrei vorgetragenen, lyrischen Trompetensolo. Nach der Polka „Traum einer Marketenderin“ räumte die Stammkapelle das Feld und machte Platz für die Jugend. Diese zeigte, dass sie sich sowohl in der traditionellen Blasmusik (Zwiefacher „Unser oide Kath“) als auch in modernen Pop-Arrangements („All about that bass“ von Meghan Trainor) sichtlich wohl fühlt. „Junge Musiker müssen junge Musik machen“, sagte Dirigent Wittmer in seiner Anmoderation. Als Zugabe erklang der schmissige Marsch „D’Lederhosen“. Schwungvoll ging es nach der Pause in den zweiten Teil. Zum fünfjährigen Bestehen der Kapelle „Die Egerländer Rebellen“ schuf Timo Dellweg den Marsch „Kaiserin Sissi“, eine Hommage an die berühmte österreichische Kaiserin. Die Kemnater blieben musikalisch gleich in Österreich, denn die Schnellpolka „Leichtes Blut“ stammt aus der Feder von Johann Strauss Sohn.
Keltisch-nordische Klänge gab es beim zweiten Glanzpunkt des Abends, der Titelmelodie zum Animationsfilm „Drachenzähmen leicht gemacht“ („How to train your dragon“), der zu den erfolgreichsten Streifen dieses Genres in jüngerer Zeit zählt. Die Kemnater Musikanten stellten den Zuhörern die Hauptfigur Hicks, seine Wikingerfreunde und ihren Drachen vor. Technisch und spielerisch verlangte das Stück einiges von der Kapelle ab, denn das Werk fasziniert gerade aufgrund seiner unzähligen Takt- und Tempowechsel sowie seiner eindrucksvollen Dynamik.
Billy Joels lyrisches Musikgedicht „And so it goes“ markierte den Beginn des Abstechers der Stammkapelle in die Popwelt. Und da durfte auch das wohl bekannteste Stück der norwegischen Gruppe A-ha nicht fehlen. „Take on me“ stürmte 1985 die Charts und hielt sich dort 20 Wochen. Zurück in heimischen Gefilden endete das Konzert mit der Polka „Wir sind wir“.
Die Zuhörer bedankten sich mit lang anhaltendem Applaus und die Kemnater spendierten noch zwei Zugaben, bei denen das Publikum kräftig mitsang: „Die Fischerin vom Bodensee“ und „Bis bald auf Wiedersehen“. Tobias Klöck