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Alte Probleme mit "neumodischem Zeug" bei der Dösinger Theaterstube

Klassiker von Peter Landstorfer

Alte Probleme mit "neumodischem Zeug" bei der Dösinger Theaterstube

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    Derzeit wird in Dösingen wieder Theater gespielt. Damit die Schauspielerei nicht zu Ende geht, bemüht sich die Theaterstube um Nachwuchs.
    Derzeit wird in Dösingen wieder Theater gespielt. Damit die Schauspielerei nicht zu Ende geht, bemüht sich die Theaterstube um Nachwuchs. Foto: Harald Langer

    Es wird wieder Theater gespielt in Dösingen. Bereits zum zweiten Mal seit ihrem Bestehen spielt die Dösinger Theaterstube „S’Elektrische“ von Peter Landstorfer, am Samstag war Premiere.

    Großer Erfolg bei der ersten Aufführung im Jahre 1997

    Wegen des großen Erfolgs bei der ersten Aufführung im Jahre 1997 habe man sich in diesem Jahr für eine Neuauflage entschieden, erklärt Christian Nothelfer, der mit seinem Vereinsvorstandskollegen Ben Lutz (der zugleich den Knecht Wast spielt) Regie führt. Damals hatte der Vater den Christian zur Theaterstube mitgenommen und damit den Grundstein für dessen Theaterkarriere gelegt. Der wiederum brachte seinen jüngeren Bruder Bernd mit den Brettern, die die Welt bedeuten, in Kontakt.

    "S’Elektrische" soll ins Haus kommen

    Im aktuellen Stück spielt Bernd den Vorreitner Sixt, einen Jungbauern, der – vor über hundert Jahren – seinen Hof fit machen will für die Zukunft. Als Erster im ganzen Gei. „S’Elektrische“ – also der Strom – soll ins Haus kommen, „auf direktem Weg“. So hat es der gewiefte Viehhändler (Evelyn Scheuermann) dem Sixt versprochen und so bestätigt es der Stromer (Manfred Nachbar), ein Beamter der Elektrizitätswerke, der auch die Bauarbeiten vor Ort leitet.

    Bäuerin will kein "neumodisches Zeug" auf dem Hof

    Doch, so einfach wie es sich der Vorreitner Sixt vorstellt, wird es wohl nichts werden mit dem Schritt in die Zukunft auf dem Hof. Da ist schon die Vorreitnerin (Hanna Wagner) davor, die alles daran setzt, das ganze neumodische Zeug „auf ihrem Hof“ zu verhindern. Sie lässt auch nicht locker, als ihr der Jungbauer sehr deutlich sagt, dass sie sich zurückhalten soll: „Du hast hier nix mehr zu sagen!“ Schließlich war ihm der Hof schon vor Jahren übergeben worden.

    Hanna Wagner verkörperte ihre Rolle ausgesprochen glaubhaft. Mit dieser Altbäuerin war nicht gut Kirschen essen. Ihr Credo: Der Hof muss laufen, das Personal arbeiten, da ist weder Platz für lange Diskussionen oder gar Wiederworte. Und „s’Elektrische“ kommt auch nicht ins Haus! Basta!

    Es ist wie mit der künstlichen Intelligenz

    Dass die Grantlerin am Ende – ausgelöst durch eine pikante Szene, bei der die Mirl (Stefanie Essmann) und der Wast ihr ganzes komödiantisches Talent ausspielen durften – nicht ganz Unrecht haben sollte mit ihrem Kampf gegen Fortschritt, dürfte nicht verwundern. Wir alle wissen das. Nicht alles, was uns als Fortschritt angepriesen wird, hält tatsächlich, was es uns verspricht. Das war beim „Elektrischen“ so und warum soll es bei der „KI“ ganz anders sein? Diesen und weitere Seitenhiebe auf die heutige Zeit konnte sich das Ensemble nicht verkneifen.

    Alle Rollen waren bestens besetzt. Neben den bereits erwähnten Charakteren glänzte Angelika Bronner als Leni, die Schwester des Jungbauern, Sandra Bronner als frisch eingestellte Magd Vroni, Anton Lutz als Lausbub Korbinian, Florian Lutz als Knecht Ignaz und Johannes Nachbar als Scherfanger. Normalerweise bringt die Dösinger Theatertruppe alle zwei Jahre – zuletzt 2016 – ein Stück auf die Bühne. Aus Krankheitsgründen und wegen der Corona-Beschränkungen lagen diesmal acht Jahre dazwischen.

    Sechs Wochen lang an drei Abenden geprobt

    Elf Darsteller, viele von ihnen neu, hatten diesmal sechs Wochen lang drei Abende lang geprobt, um „s’Elektrische“ zu präsentieren. Es ist ihnen bestens gelungen, dem Publikum die tiefergehende Botschaft des lustigen Volksstücks glaubhaft zu vermitteln. So muss das vor hundert Jahren gewesen sein! Damit auf der Bühne alles läuft, sind viele Mitwirkende vor und hinter der Bühne gefordert. Etwa in den letzten zwei Wochen beim Bühnenbau im Dorfstadel, in dem man erstmals spielte – aber auch in Zukunft spielen möchte.

    Damit die Schauspielerei in Dösingen nicht irgendwann zu Ende geht, will sich die Theaterstube um Nachwuchs bemühen. Etwa mit Theater-Workshops für Kinder und Jugendliche.

    Die beiden ersten Vorstellungen waren sehr gut besucht, für die Aufführungen am kommenden Wochenende gibt es noch Karten an der Abendkasse oder nach telefonischer Reservierung (bis Freitag zwischen 17 und 19 Uhr unter 08344/779).

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