Der Künstler Peter Zeiler (1930 bis 2021) war zeit seines Lebens ein Reisender. Zum einen erkundete er schon früh den Mittelmeerraum und ließ sich in allen Phasen seines Schaffens von Reiseimpressionen inspirieren. Zum anderen war Zeiler aber auch einer, der immer wieder intensive Exkursionen in sein Inneres, in sein Unterbewusstsein und seine Gedankenwelt unternahm. Die neue Ausstellung im Museum Zeiler in Irsee bringt diese „Reisen und Innenreisen“ zusammen und gibt motivisch wie stilistisch einen umfassenden Einblick in die Zeiler‘sche Weltsicht.
Als Zeiler 1950 sein Studium an der Münchner Akademie begann, eröffneten sich dem jungen Mann nicht nur künstlerisch neue Horizonte. Zusammen mit seiner Klasse führte ihn eine Exkursion nach Sizilien. Zeilers Neugier und Fernweh waren geweckt. Es folgten weitere - teilweise abenteuerliche - Fahrten. Denn Ziele wie Kreta, das türkische Kappadokien oder der Süden Italiens waren touristisch noch kaum erschlossen. 1956 machte sich Zeiler nach Ägypten auf, wo er nach Ausbruch der Suez-Krise beim Zeichnen in der Wüste wegen Spionageverdachts verhaftet und inhaftiert wurde.
In Ägypten wurde Peter Zeiler wegen Spionageverdachts verhaftet
Zeichnungen, die das archaische Gefängnis und seine Mithäftlinge dort zeigen, zählen zu den frühesten Werken, die in der neuen Schau zu sehen sind. Ebenso wie Impressionen von der Insel Mykonos oder aus Süditalien sind sie noch sehr realistisch angelegt. Der Schwerpunkt liegt auf der Perspektive, und sogar Zeilers Landschaften haben eher eine architektonische Anmutung. Doch zur selben Zeit experimentierte er in Aquarelltechnik auch mit abstrahierenden Farbfeldern, beispielsweise in „Santorini“ (1954).
Reizvoll ist es insbesondere, wenn diese frühen Reiseansichten Werken gegenübergestellt werden, die nach späteren Besuchen an diesen Orten entstanden sind - umgesetzt vor allem in den typischen expressiven Radierungen Zeilers und mit einem scharfen Blick auf die Auswirkungen des Massentourismus.
1959 begann Zeiler während einer Psychoanalyse, innere Zustände künstlerisch auszudrücken. Ein Unfall in den 1980er Jahren verstärkte seine Tendenz zu drastischen Allegorien, seinen „Innenschauen“, wie Zeiler diese oft nicht weniger abenteuerlichen Zeichnungen nannte. Zahlreiche Beispiele sind in der Ausstellung zu sehen - teilweise im Dialog mit den Reiseimpressionen aus der Ferne, aber auch kombiniert innerhalb eines Werkes. So weckt die expressive Sonne, die über der Ägäis-Insel Simi strahlt und glüht, beileibe nicht nur positive Assoziationen (“Simi“, 1986).
Die Ausstellung „Peter Zeiler: Reisen und Innenreisen“ im Museum Zeiler in Irsee (Eichenweg 1) ist bis 5. Juli immer am ersten Samstag im Monat von 15 bis 18 Uhr zu sehen. Nächster Öffnungstag ist Samstag, 7. Dezember.
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