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Bauernkrieg in Irsee bei Kaufbeuren: Stele auf dem Klostergelände erinnert an Mut und Freiheit

Bauernkrieg 1525 im Allgäu

Irsees besondere Rolle im Bauernkrieg

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    Dr. Stefan Raueiser, Werkleiter des Bildungszentrums Kloster Irsee (rechts im Bild), referierte bei der Enthüllung über die Bedeutung der neuen Stele.
    Dr. Stefan Raueiser, Werkleiter des Bildungszentrums Kloster Irsee (rechts im Bild), referierte bei der Enthüllung über die Bedeutung der neuen Stele. Foto: Mathias Wild

    500 Jahre ist es her – da standen die Bauern auf der „Erlesbaindt-Wiese“ der Obrigkeit gegenüber und trugen dem Irseer Abt ihre Forderungen vor. Am selben Ort, heute eine Streuobstwiese mit Blick auf das Kloster Irsee, steht sie nun – eine Stele mit dem Appell „Freiheit braucht Courage“.

    Rund 50 Zuhörer wohnen der Enthüllung der Stele bei

    Joseph Freuding, Vorsitzender der Arbeitsgruppe zum Bauernkrieg im Ostallgäu, Rita Nett, Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe und Kreisheimatpflegerin, sowie Dr. Stefan Fischer, wissenschaftlicher Berater der Arbeitsgruppe, und Dr. Stefan Raueiser, Werkleiter des Bildungszentrums Irsee, präsentierten die Stele am Mittwoch der Öffentlichkeit. Raueiser und Irsees Bürgermeister Andreas Lieb enthüllten das Metallobjekt vor rund fünfzig Zuschauerinnen und Zuschauern.

    Eine Erinnerung an die Ereignisse in Irsee während des Bauernkrieges 1525

    Sie ist eines von 13 Denkmalen, die im Ostallgäu aufgestellt werden, um an die Ereignisse des Bauernkriegs in der Region zu erinnern. Die Stele in Irsee ist den Geschehnissen im Zusammenhang mit dem dortigen Kloster gewidmet. Anfang März 1525 hatten sich einige Bauern aus dem Klosterland Irsee laut Fischer auf der „Erlesbaindt-Wiese“ versammelt und dem Abt ihre Forderungen gestellt.

    Im Zentrum stand dabei das Streben nach Freiheit und Recht der zumeist leibeigenen Untertanen. Der Irseer Abt ging jedoch nicht auf die Anliegen seiner Untertanen ein. Das führte letztlich dazu, dass sich die Bauern Anfang April 1525 zusammenrotteten, das Kloster plünderten und den Abt und die Mönche verjagten. Einige der Mönche fanden laut Fischer in der damaligen Freien Reichsstadt Kaufbeuren Obhut.

    1525 brannte das Kloster Irsee bis auf seine Grundmauern nieder

    Nachdem ein erster Versuch, das Klostergebäude anzuzünden, Anfang Mai gescheitert war, brannte es am 18. Mai dann bis auf die Grundmauern nieder. Der Überlieferungen zufolge hätten Bewohner des Dorfes nur zugesehen und gesagt: „Warum sollten wir löschen? Es brennt doch gerade so schön.“ Laut Fischer gab es im Allgäu keinen vergleichbaren Klosterbrand wie in Irsee. „Die Bauern haben einfach ihre gesamte Wut rausgelassen“, sagte der Experte.

    „Der Abt hätte das alles verhindern können“, ist Fischer überzeugt. Er hätte nur auf die Forderungen eingehen müssen. Dieser sei aber so auf seine Stellung als Herrscher des eigenständigen Klosterlands Irsee bedacht gewesen sein, dass er keinerlei Kompromiss mit seinen Untertanen eingehen wollte.

    „Das macht die Rolle von Irsee im Bauernkrieg ein Stück weit einzigartig.“

    Irsee habe im Bauernkrieg zwar keine so große Bedeutung gehabt wie beispielsweise Memmingen oder Kempten, erläuterte Fischer, der Ort bündle jedoch alle zentralen Aspekte des Bauernkriegs: Die Menschenrechtsbewegung der Unterschicht, die Uneinsichtigkeit der Obrigkeit und mit der Plünderung und dem in Brand setzten des Klosters letztlich auch die Brutalität, die dieser Krieg mit sich brachte. „Das macht die Rolle von Irsee im Bauernkrieg ein Stück weit einzigartig“, sagte der Historiker. Daran solle nun die Stele erinnern.

    Der Historiker und frühere Kaufbeurer Stadtarchivar Dr. Stefan Fischer engagiert sich als wissenschaftlicher Berater der Bauernkriegs-Arbeitsgruppe im Ostallgäu.
    Der Historiker und frühere Kaufbeurer Stadtarchivar Dr. Stefan Fischer engagiert sich als wissenschaftlicher Berater der Bauernkriegs-Arbeitsgruppe im Ostallgäu. Foto: Mathias Wild

    Ein Zeichen der Mahnung und der Erinnerung

    Sie stehe nicht nur für die Erinnerung, sondern sei gleichzeitig auch Mahnung – „Mahnung für die heutige Obrigkeit, für alle, die in irgendeiner Weise Herrschaft ausüben“. Mitnehmen könne man auch den Appell: „Begegnet euch auf Augenhöhe, dann findet man Kompromisse“, ergänzte Arbeitsgruppen-Vorsitzender Joseph Freuding. „Denn kommt es zu einem Aufstand wie im Bauernkrieg, so verlieren am Ende alle.“

    Das Aufstellen der Stele war zugleich Abschluss der Tagung, „Bauernkrieg 1525. Protagonisten – Medien – Erinnerungskultur“ im Kloster Irsee. Dabei ging es drei Tage lang um die Rezeption des Bauernkriegs und neue Perspektiven auf die Geschehnisse von 1525. Veranstalter des wissenschaftlichen Symposiums waren die Schwabenakademie, die Bezirksheimatpflege, die Schwäbische Forschungsgemeinschaft, der Historische Verein für Schwaben und die Universität Augsburg.

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