Während des Nazi-Regimes war die Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee Teil eines schrecklichen Kapitels deutscher Geschichte. „Das ist, wo sie’s umbringen“, antwortete 1945 ein von amerikanischen Soldaten wahllos in der Stadt befragter zwölfjähriger Junge auf die Frage nach dem großen Krankenhauskomplex. Vier Jahre später verhandelte das Schwurgericht beim Landgericht Augsburg gegen den ehemaligen ärztlichen Direktor, Dr. Valentin Faltlhauser, gegen zwei Krankenschwestern, einen Pfleger und einen Verwaltungsangestellten wegen ihrer Verstrickung in die nationalsozialistischen Patientenmorde. Schon bald nach der Urteilsverkündung geriet dieser „Euthanasie“-Prozess jedoch in Vergessenheit. Rund 70 Jahre später hat der Leipziger Historiker Dr. Dietmar Schulze das Verfahren aufgearbeitet und analysiert. Die Ergebnisse fasste er im Buch „Auch der Gnadentod ist Mord“ zusammen, das in der Schriftenreihe des Bildungswerks des Bayerischen Bezirketags erschienen ist. Im Zuge der Ausstellung „Kaufbeuren unterm Hakenkreuz. Eine Stadt geht auf Spurensuche“ stellten Autor und Herausgeber das Werk im Stadtmuseum Kaufbeuren der Öffentlichkeit vor.
Kaufbeuren