Zum Auftakt des auch dramaturgisch klug gesetzten Programms gab es zunächst einmal eine – zumindest nach Latrys Duktus zu schließen – lockere Fingerübung: Fantasie und Fuge in B-Dur von Alexandre-Pierre-François Boëly (1785 bis 1858). Den Romantiker absolvierte der Organist, wie das gesamte Programm, ohne Notenblätter, vor allem aber ohne äußerlich sichtbare Bewegtheit. Latry behielt eineinhalb Stunden lang die absolute Kontrolle über Manuale, Pedale Register – und Emotionen. Dieses stoische Äußere des Musikers, das die auf eine Leinwand im Altarraum übertragenen Bilder von der Empore zeigten, wollte bisweilen so gar nicht zu dem passen, was auf die Ohren der gut 250 Zuhörer im Kirchenschiff traf.
Kaufbeuren