„Ich habe einen ganz einfachen Geschmack: Ich bin immer mit dem Besten zufrieden.“ Dieses Zitat von Oscar Wilde hätte auch das Motto des Klavierkonzerts von Oliver Kern im Flügelraum des Kaufbeurer Musikhauses Pianofactum sein können. Schon bei einem kurzen Blick in das Programmheft drängte sich der Eindruck auf, dass sich der Professor an der Musikhochschule Frankfurt einfach beim Schwierigsten bedient, das die Tastenliteratur so zu bieten hat. Doch die Auswahl und Reihung der Stücke folgte – wie soll es bei einem Lehrenden anders sein – vor allem einer musikhistorisch-pädagogischen Logik. Und auch das überwältigend virtuose, dennoch unaufgeregte und komplett auswendige Spiel Kerns war kein Selbstzweck, sondern ordnete sich stets den Werken und ihren Aussagen unter. Grundthema des Abends im voll besetzten Saal war die stete und oft radikale Erweiterung des Möglichen in der Musikgeschichte.
Kaufbeuren