Man hört ja oft vom Wunder der Weihnacht, und tatsächlich ist es schon ziemlich verwunderlich, dass da ein Gott als armseliges Menschlein zur Welt gekommen sein soll. Aber bevor es an dieser Stelle tiefschürfend theologisch wird - was der Autor schon allein aus Platzgründen nicht zu leisten vermag - soll es um etwas Banaleres, aber dennoch Wundersames gehen. Kulturmacher und -veranstalter, die nicht gerade Taylor Swift oder Adele samt einer eigenen Arena in der Hinterhand haben oder das Wacken Open Air organisieren, zerbrechen sich ständig den Kopf darüber, wie sie die Menschen zu ihren Angeboten locken können. Gibt es dann noch Terminüberschneidungen, dann verliert sich bisweilen nur eine Handvoll Interessierter vor der Bühne, selbst wenn auf selbiger Hochkarätiges zu erleben ist.
Ganz anders im Advent: Auch wenn fünf, sechs besinnliche, nachdenkliche und auch heitere Veranstaltungen parallel auf engstem Raum stattfinden, sind die Kirchen, Mehrzweckhallen, Wirtshaussäle und Gemeindezentren in der Regel voll. Nicht nur alpenländische Weisen, Weihnachtsoratorien oder adventliche Programme der Musikkapellen üben eine unheimliche Anziehungskraft aus. Sogar bei einer durchaus fordernden Musik-Performance im Kaufbeurer Kunsthaus sind fast alle Plätze belegt.
Wer sorgt für die wunderbare Publikumsvermehrung im Advent?
Woher kommen all diese Veranstaltungsbesucher plötzlich? Sind es geheime oder himmlische Mächte, die für diese wunderbare Publikumsvermehrung in den Wochen vor Weihnachten sorgen? Oder ist es schlicht die Fülle der Angebote im Dezember, die einen irgendwie dazu nötigt, wenigstens ein wenig davon wahrzunehmen?
Deshalb schon mal ein möglicher Vorsatz für das neue Jahr: Während für die Erinnerung an die Menschwerdung Gottes weiterhin der Dezember reserviert bleiben sollte, darf das adventliche Besucherwunder durchaus auch zu anderen Zeiten geschehen. Also vielleicht auch mal, sagen wir, Ende März oder Anfang Oktober ein Konzert oder sogar eine Theateraufführung besuchen. Auch wenn man hinterher keinen Glühwein trinken kann. Aber der ist ohnehin oft nicht so wunderbar - besonders am Tag nach dem (Kultur-)Genuss.
In unserem Adventskalender „Heiter durch den Advent“ teilen Redaktionsmitglieder persönliche Anekdoten, Beobachtungen und Erlebnisse. Kleine Geschichten, die den Alltag erhellen und Sie, liebe Leserinnen und Leser, locker-flockig durch die Vorweihnachtszeit begleiten sollen. Alle bisher geöffneten Türchen unseres Adventskalenders finden Sie hier.
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