„Schea isch und guat duad dia Ruah“, singt der Kirchenchor beim Adventskonzert - und nicht wenigen im Publikum dürfte diese Beschreibung der Vorweihnachtszeit wie der pure Hohn vorkommen. Genauso wie der Hinweis des Moderators, dass man mit dieser Veranstaltung „ein wenig Besinnlichkeit in dieser doch oft hektischen Zeit“ bieten wolle. Das mag bei der einen oder dem anderen funktionieren, bei den meisten wohl eher nicht.
Denn die überlegen, auch während der Chor vom Zauber eines verschneiten Alpentals kurz vor dem Fest singt, wie, wo und vor allem wann sie noch die restlichen Geschenke besorgen sollen. Und wie um Himmels willen soll heuer wieder die komplexe Logistik am Heiligen Abend funktionieren, damit die Großeltern zufrieden, aber die Kinder und Enkel nicht schon vor der Bescherung völlig am Ende sind? Für die Bestellung eines besonderen Festbratens dürfte es auch schon wieder zu spät sein ...
Vermeintliche Probleme, die mit diesem Fest und seinem Ursprung herzlich wenig zu tun haben und die sich angesichts des Elends überall auf der Welt völlig dekadent anfühlen. Aber Weihnachten asketisch auf das Wesentliche beschränken oder gar ausfallen lassen? Das mag gehen, aber nicht, wenn Kinder im Spiel sind, die sich auf Weihnachten freuen, wie man es sich als desillusionierter Erwachsener (leider) kaum noch vorstellen kann.
Der Anruf beim Metzger ist dann wider Erwarten doch noch erfolgreich - freilich mit der Folge, dass am Morgen des Heiligen Abends eine weitere Besorgungsfahrt ansteht. Auf dem Rückweg zeigt die Uhr, dass sich der frühe Aufbruch gelohnt hat. Eine halbe Stunde Pause würde den Zeitplan nicht völlig durcheinanderwerfen, und just in dem Moment fällt der Blick auf eine Kapelle auf einem Hügel hoch über der Straße.
Beim seufzenden Fallenlassen auf die Sitzbank neben dem Kirchlein fängt es zwar aus den Wolken des Weihnachtstauwetters leicht an zu nieseln. Aber der Blick reicht trotzdem weit über das noch stille Land bis zu den Bergen, und eines der eben erworbenen, leicht angeräucherten Wienerles schmeckt einfach fantastisch. Für ein paar Minuten verschwinden Logistik-Fragen, Last-Christmas-Nervensägerei und To-do-Listen, und eine Liedzeile kommt in den Sinn: „Schea isch und guat duad dia Ruah!“
In unserem Adventskalender „Heiter durch den Advent“ teilen Redaktionsmitglieder persönliche Anekdoten, Beobachtungen und Erlebnisse. Kleine Geschichten, die den Alltag erhellen und Sie, liebe Leserinnen und Leser, locker-flockig durch die Vorweihnachtszeit begleiten sollen. Alle bisher geöffneten Türchen unseres Adventskalenders finden Sie hier.
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