Die Menschen in Kaufbeuren haben deutschlandweit die kleinsten Gärten. Das zeigt eine Analyse des Immobilienportals „Immoscout24“. Die Online-Plattform hat dazu alle im ersten Quartal inserierten Einfamilienhäuser mit Garten verglichen. Demnach hat der Kaufbeurer durchschnittlich nur 182 Quadratmeter Platz zum Grillen, Pflanzen und Entspannen.
Zwei Gartenbau-Experten geben Tipps
Aber auch der kleinste Garten kann schön und naturnah sein. Marita Knauer, erste Vorsitzende des Gartenbauvereins Kaufbeuren und gleichzeitig Kaufbeurer Stadträtin der Grünen und Dominik Fürmann vom bayerischen Verband für Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau e.V. geben Tipps, wie das gelingt.
„Durch gestalterische Kniffe lassen sich viele Elemente in einen kleinen Garten bringen“, sagt Knauer. Laut der Vorsitzenden und auch Fürmann würden sich vertikale Strukturen dabei besonders anbieten. Kleine Bäume, Hecken und Stauden eignen sich dafür. Aber auch eine begrünte Holzwand passt ideal in einen kleinen Garten.

So wirkt ein kleiner Garten direkt größer
Fürmann ist es auch wichtig, den Garten in verschiedene kleine Zonen einzuteilen. Das gelinge vor allem durch sogenannte „Raum ordnenden Elemente“. Terrassen, Wege, Zäune, Benjeshecken würden sich dazu gut eignen. Dadurch wirke der Garten größer.
Um den geringen Platz gut zu nutzen, bietet es sich laut Knauer und Fürmann an, Flächen mehrfach zu nutzen. Einfach verstellbare Gartenmöbel sind ein Beispiel dafür. Ein weiteres Beispiel wäre es, einen Strauch oder andere niedrig wachsende Pflanzen unter einem Baum einzusetzen. Dadurch entstehen verschiedene Ebenen im Garten, was Knauer zufolge erstens gut für die Biodiversität ist und zweitens eben Platz spart.

„Die Insekten und auch Tiere wie Igel werden es den Menschen danken“
„Auch in einem kleinen Garten kann man viel für die Biodiversität tun“, so die erste Vorsitzende. Das gelinge mit Steinen, Ästen und Laub. „Eine wilde Ecke beispielsweise trägt viel dazu bei, dass der Garten naturnah ist.“ Mit der sogenannten „wilden Ecke“ meint die Vorsitzende einen kleinen Platz im Garten, der komplett der Natur überlassen ist. Abgeschnittene Äste und Laub könnten zum Beispiel dazu angehäuft werden. „Die Insekten und auch Tiere wie Igel werden es den Menschen danken“, sagt die Kaufbeurer Stadträtin der Grünen. Umgekehrt bräuchten wir die Insekten zur Bestäubung. Außerdem sei es wichtig, eine kleine Wasserstelle aufzustellen. Dazu reicht nach Knauer schon eine kleine Schüssel. Wen Mücken stören, sollte das Wasser alle paar Tage austauschen.
Typische Fehler im Gartenbau
Viele typische Fehler im Gartenbau lassen sich auf mangelnde Planung zurückführen. Laut Fürmann und Knauer gehören dazu unter anderem die Anlage von Schottergärten, die keinen Lebensraum für Pflanzen und Tiere bieten und sich zudem negativ auf das Klima auswirken.

Auch die eigenständige Planung ohne fachliche Beratung führe häufig zu Problemen – etwa dann, wenn naturnahe und biodiversitätsfördernde Gestaltungen wie die „wilde Ecke“ fälschlicherweise als ungeordnet oder ungepflegt wahrgenommen werden. Ein weiterer häufiger Fehler ist es, den Aufwand für die spätere Instandhaltung des Gartens zu unterschätzen, was langfristig zu Frustration und Vernachlässigung führen kann.
„Urban Gardening“ in Kaufbeuren?
Für Menschen, die keinen Garten haben, könnte das sogenannte „Urban Gardening“ in Zukunft interessant werden. Dabei können Bürgerinnen und Bürger gemeinsam in der Stadt auf einer ausgewählten Fläche gärtnern. Den Menschen sei es dadurch möglich, zusammen Gemüse, Kräuter oder Blumen anzubauen. „Es geht nicht nur darum, etwas Essbares zu ernten“, sagt Knauer, „sondern auch darum, Nachbarschaft zu stärken, Natur in die Stadt zu bringen und gemeinsam etwas Schönes zu schaffen“. In Kaufbeuren könnte so ein Projekt bald starten: „Wir prüfen gerade, welche Flächen sich eignen, und hoffen, dass viele Bürgerinnen und Bürger mitmachen möchten.“ Jedoch gibt es laut Knauer noch keinen konkreten Plan.
Tipps für kleine Gärten
- Viele vertikale Strukturen (Bäume, Hecken, Stauden, begrünte Holzwand)
- Den Garten in viele kleine Zonen einteilen
- Mehrfachnutzung einer Fläche (Unterbepflanzung von Bäumen, einfach verschiebbare Gartenmöbel)
- Kleine Lebensräume schaffen, die die Biodiversität fördern (Wasserschale, „Wilde Ecke“, Insektenhotels)
Typische Fehler
- Schottergärten
- Garten selbst planen (ohne persönlichen Fachbezug)
- Naturnahe und biodiversitätsfördernde Konstruktionen als ungeordnet empfinden
- Die Instandhaltung des Gartens bei der Planung vernachlässigen
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden