Der Bahnhof in Kaufbeuren steht in der Kritik, nicht nur wegen seines baulichen Zustandes. Auch die Öffnungszeiten der Wartehalle rücken nun in den Fokus. AZ-Leser Thomas Hugenschmidt berichtet im Gespräch mit unserer Redaktion von „gefährlichen Zuständen.“ Denn er wurde „kalt erwischt.“ Was genau passiert ist und wie sich die Deutsche Bahn äußert.
Bei Minusgraden auf seinen Anschlusszug warten?
Als Hugenschmidt zuletzt mit der Bahn von Lindau nach Kaufbeuren fuhr, habe er seinen Anschlusszug nach Füssen um zwei Minuten verpasst. Beim Blick auf die Anzeigetafel am Bahnsteig erfuhr er, dass die nächste Bahn nach Füssen erst eine Stunde später kommt. „Ich bin dann mit den anderen Passagieren, die ebenfalls den Anschlusszug verpasst hatten, in die Bahnhofshalle gegangen, um wenigstens bei relativer Wärme zu warten“, sagt Hugenschmidt. Es habe an diesem Sonntagabend „mindestens minus acht Grad gehabt“.
„Wir wurden um Punkt 18 Uhr rausgeschmissen“
Thomas Hugenschmidt, AZ-Leser
Nach einigen Minuten in der Wartehalle seien der AZ-Leser und die anderen acht bis zehn Wartenden vom Personal gebeten worden, draußen weiter zu warten. „Wir wurden um Punkt 18 Uhr rausgeschmissen“, sagt der Füssener. Die Begründung des Personals: Die Halle schließt nach den vorgegebenen Öffnungszeiten am Sonntag um 18 Uhr.
Ein „Skandal“ gegenüber den Fahrgästen der Deutschen Bahn
Hugenschmidt hält den Rauswurf trotzdem für unverständlich: „Das ist gegenüber den Fahrgästen schon fast ein Skandal.“ Das Warten bei so einer Kälte könne zu schweren gesundheitlichen Folgen führen. „Im Sommer kann ich es ja noch verstehen, wenn die Öffnungszeiten der Halle nicht so lang sind“, sagt der Ostallgäuern. Aber im Winter sei das einfach nicht zu tolerieren. „Da braucht man sich nicht wundern, warum keiner mehr mit der Bahn fahren will“, fügt Hugenschmidt hinzu.
So äußert sich die Bahn zu den Vorwürfen des AZ-Lesers
Die Deutsche Bahn verweist auf die vorgegebenen Regelungen und mögliche folgen, wenn sie missachtet werden. Die Öffnungszeiten der Bahnhofshalle in Kaufbeuren sind laut der Bahn wie folgt: Von Montag bis Samstag ist die Halle jeweils von 6 bis 19 Uhr geöffnet. An Sonn- und Feiertagen nur von 7 bis 18 Uhr. „Die Festlegung der Zeiten erfolgt unter Berücksichtigung der Öffnungszeiten der Mieter“, sagt eine Sprecherin der Bahn.
Vandalismus und Übernachtungsgäste
Die Halle sei früher mal für eine gewisse Zeit durchgängig offen gewesen. In dieser Zeit kam es laut der Sprecherin zu schwerwiegenden Vorfällen. Vandalismus, Übernachtungsgäste und Kunden ohne Reiseabsicht habe es öfter gegeben. Deswegen sei eine dauerhafte Öffnung der Halle nicht möglich. Außerdem ist ein wettergeschützter Wartebereich laut der Sprecherin in Kaufbeuren durchaus vorhanden. Mit den bestehenden Wetterschutzhäuschen und den überdachten Bahnsteigen seien die Grundvoraussetzungen für eine wettergeschützte Wartemöglichkeit gewährleistet.
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