Deutsche Kunststoffindustrie im Mittelpunkt: Kürzlich trafen sich mehr als 60 Manager, Wissenschaftler, Politiker und Wirtschaftsvertreter im Innova Hightechpark in Kaufbeuren, um über die schwierige Lage der Branche zu diskutieren. Die Experten setzten sich damit auseinander, wie sich der Industriestandort Deutschland wieder wettbewerbs- und zukunftsfähig aufstellen lässt. Anlass dafür war die Mitgliederversammlung von Plastics Europe Deutschland, dem Verband der Kunststofferzeuger, heißt es in einer Pressemitteilung.
Kunststoffindustrie in der Krise - Lösungssuche in Kaufbeuren
Die deutsche Kunststoffindustrie stecke aktuell in schwierigen Fahrwassern. Die Produktion sei in den letzten zwei Jahren deutlich zurückgegangen und viele Fabriken arbeiten zurzeit mit geringer Auslastung. Grund dafür seien vor allem hohe Energiepreise, teure Rohstoffe und eine schwache Nachfrage in Europa. Die Lage habe sich 2024 zwar etwas verbessert, aber von einer Erholung könne keine Rede sein.

Auf der Tagung wurde deutlich: Viele Unternehmen setzen auf neue Technologien, um unabhängiger von Energie- und Rohstoffpreisen zu werden, etwa durch den Einsatz von Windkraft, Solarstrom und besseren Recyclingverfahren. Damit könnte die Kunststoffproduktion künftig mit deutlich weniger fossilen Rohstoffen auskommen.
Experten treffen sich in Kaufbeuren: Investitionen angemahnt
Schon heute bestehen rund 20 Prozent der neu produzierten Kunststoffe in Europa aus recycelten Materialien und nachwachsenden Rohstoffen wie Biomasse. Nach Prognosen von Plastics Europe könnte dieser Anteil bis 2050 auf 65 Prozent steigen. Voraussetzung dafür sei, dass in den kommenden Jahren kräftig investiert werde.
Gastgeber der Veranstaltung war Dr. Jürgen Stebani, Vorstandschef der Polymaterials AG aus Kaufbeuren. Das Unternehmen will die Transformation der Kunststoffindustrie aktiv und kreativ mitgestalten, so die Mitteilung weiter. „Mithilfe innovativer Materialien können wir helfen, moderne und nachhaltige Kunststoffprodukte zu realisieren“, erklärte Stebani. Zudem sei es möglich, mit KI-gestützten Verfahren, Entwicklungsprozesse deutlich zu beschleunigen und Kunststoffe umweltfreundlicher zu gestalten.
Wo schlummern die Wettbewerbsvorteile?
Bei einer Werksführung zeigte das Unternehmen die Überlegenheit der digitalen Compound-Entwicklung. „Was früher Monate gedauert hat, schaffen wir heute in Minuten. Derartige neue Technologien können der deutschen Industrie wieder einen echten Wettbewerbsvorteil verschaffen“, betonte sein Vorstandskollege Dr. Gerhard Maier.

Auch Dr. Christine Bunte, Hauptgeschäftsführerin von Plastics Europe Deutschland, betont: „Die Kunststofferzeuger tun ihr Bestes, um eine Rezession abzuwenden. Doch damit die Unternehmen im großen Stil investieren können, braucht es verlässliche Rahmenbedingungen und die Rückendeckung der Politik.“ Der Koalitionsvertrag stelle zwar die Weichen, doch die Regierung müsse jetzt schnell arbeitsfähig werden und umsetzen, was sie angekündigt hat.
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