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Kaufbeuren
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Mitreißender Mischmasch

Kaufbeuren

Mitreißender Mischmasch

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    Ein etwas vorgezogenes „Weihnukka“ wurde im Kaufbeurer gefeiert. Diese Kombination aus dem christlichen Weihnachtsfest und dem jüdischen Chanukka stammt aus dem 19. Jahrhundert und vereint Weihnachtsbaum und Geschenke auf der einen Seite mit traditionellen Kreiselspielen auf der anderen. Im Stadttheater gab es zwar weder das eine noch das andere, dafür aber eine gelungene Mischung aus deutschen und bayrischen Weihnachts- und Winterliedern sowie jiddischem Liedgut.

    Nach einer kurzen Einführung in die „Heilige Nacht“ begannen Andrea Pancur und ihre Band – Christian Dawid (Klarinette und Saxofon), Ilya Shneyveys (Akkordeon, Keyboard und Gitarre) und Hansjörg Gehring (Bass und Posaune) – den Abend stilgerecht mit „Es wird scho glei dumpa“. Die Idee, die beiden Musikrichtungen zu vereinen, habe sie schon lange gehabt, berichtete Pancur. „Erst wusste ich nicht wie, und als ich das wusste, hatte ich keine Kollegen, die mitmachen wollten“, erzählte die Münchnerin. „Erst 2011 habe ich Ilya auf einem Festival getroffen und ihm gefielen die Idee und die Stücke, die ich schon hatte.“

    In Kaufbeuren, der drittletzten Station seiner Deutschlandtour, sorgte das Quartett für ein volles Haus. Pancur begeisterte die Zuschauer nicht nur mit ihrer Stimmgewalt, sondern auch mit ihrem Wortwitz, mit dem sie durch das Programm führte und viel Interessantes über die Chanukka-Traditionen erzählte. Weihnachten würde mit seinen drei Tagen gegen Chanukka mit acht Tagen sowieso verlieren, scherzte sie und meinte, dass beide Feste eigentlich auch gar nichts gemeinsam hätten. Was aber auch nicht ganz stimmt, denn zumindest eine Gemeinsamkeit gibt es: Es wird bei beiden Festen viel gegessen.

    Das musikalische Programm umfasste aber nicht nur fröhliche Lieder wie „Drey dreydl“ oder „Akht likhtlekh“ sondern auch ernste wie „Der Vinter“ und den „Partizaner marsh“. „Der ist speziell für Herrn Gauland, der die NS-Zeit als Vogelschiss in der Geschichte bezeichnet hat“, betonte Pancur und erntete dafür tosenden Applaus.

    Bei „Ned no amoi“, einem Abschiedslied, das sie für ihre gute Freundin Franka Lampe geschrieben hat, die 2016 im Alter von nur 46 gestorben ist, floss im Publikum sogar die eine oder andere Träne. Mit „Di tsukunft“ präsentierte Pancur zum Abschluss ihre Vision der Zukunft: Eine ohne Waffen, die von der Liebe unter den Menschen geprägt ist. Eine Welt, „in der alle gleich sind. Egal, wo sie geboren sind, wo sie hinwandern, ob sie viel oder wenig Geld haben.“

    Mit rhythmischem Klatschen und Getrampel brachten die Zuschauer die Musiker dazu, noch zwei Zugaben zu geben – und am Ende waren nicht nur die Zuhörer begeistert, sondern auch die Künstler. „Ja, der Funke ist sofort übergesprungen“, freute sich Pancur, „das hat richtig Spaß gemacht. Die Leute waren von Anfang an dabei und der Kontakt war da.“

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