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Nachhaltiger Karneval

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Nachhaltiger Karneval

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    Der Fasching ist ja eher eine flüchtige Angelegenheit. Ein paar Tage lang in eine andere Rolle schlüpfen, und dann geht es weiter wie gehabt. Der „Karneval“, den die Bürgerstiftung Kaufbeuren mitten in der närrischen Zeit veranstaltet, hat dagegen ganz andere Ziele: Beständigkeit und Nachhaltigkeit. Denn bereits zum siebten Mal bringt die Stiftung, unterstützt von mehreren Kooperationspartnern, ein klassisches Konzertprogramm speziell für Kinder auf die Bühne des Stadttheaters. Die Taschenphilharmonie aus München spielt am Freitag, 14. Februar, gleich viermal den „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-Saëns. Zwei Vorstellungen am Vormittag gibt es für die Drittklässler aller Kaufbeurer Grundschulen. Nachmittags um 15 und 16.30 Uhr folgen zwei öffentliche Aufführungen. Dank der finanziellen Unterstützung der Bürgerstiftung sowie zahlreicher Förderer und Sponsoren ist der Eintritt für die eingeladenen Grundschüler frei, für alle anderen Besucher sehr günstig.

    Als „Kinderklassik im Stadttheater“ 2014 zum ersten Mal stattfand, sei dies in jeder Beziehung ein Wagnis gewesen, berichtet Stiftungsvorsitzender Johann Marschall. Inzwischen habe sich das Angebot gut etabliert und gehöre für die meisten Grundschulen in der Stadt fest zum Jahresprogramm. 350 bis 400 Drittklässler werden am kommenden Freitagvormittag wieder erwartet. Der Bürgerstiftung gehe es darum, allen Kaufbeurer Kindern das Erlebnis klassischer Musik zu vermitteln – vor allem denen, die sonst kaum oder gar nicht am Kulturleben teilhaben. Damit die Musikvermittlung noch besser funktioniert, erhalten die beteiligten Schulen Unterrichtsmaterialien zur Verfügung gestellt, um den Konzertbesuch vor- und nachzubereiten.

    Nach Gastspielen ganz unterschiedlicher Ensembles und einer von der Kulturwerkstatt produzierten und inszenierten Oper über die Märzenburg-Sage kommt heuer erstmals ein ganzes Orchester zur „Kinderklassik“ nach Kaufbeuren. Die 2005 vom Dirigenten, Komponisten und Rezitator Peter Stangel gegründete Taschenphilharmonie aus München, die sich auf Kinderkonzerte spezialisiert hat. Um diesen – auch finanziellen – Kraftakt zu stemmen, hat die Bürgerstiftung neben der Kulturwerkstatt und der Ludwig-Hahn-Sing- und Musikschule noch einen weiteren, erfahrenen Kooperationspartner mit ins Boot geholt: den Kulturring Kaufbeuren. Dessen Verhandlungsgeschick sei es zu verdanken, dass das Gastspiel überhaupt möglich wurde – zumal das Orchester eigentlich alle Auftritte in dieser Saison absagen wollte, weil der künstlerische Leiter Stangel schwer erkrankt ist. Für ihn übernimmt Miriam Haupt die musikalische Leitung, als Sprecher wird Peter Pruchniewitz fungieren. Saint-Saëns musikalische Beschreibung der verschiedenen Tiere sei zwar sehr beeindruckend und plastisch. Aber die Texte, die Stangel dazu verfasst hat, ergänzten das Orchesterspiel perfekt, wie Daniel Herrmann vom Kulturring-Vorstand vorab verriet.

    Wenn die Tiere Karneval feiern, dann treffen sie sich an einem geheimen Ort, verkleiden sich und führen Kunststücke vor: Da rasen Hühner auf Rollschuhen in die Arena und jonglieren mit Eiern, die Esel singen im Chor, Schildkröten tanzen Ballett, ein Kater begleitet einen Kuckuck am Klavier und im Publikum sitzt ein Hamster, der immer Popcorn knabbert, bis die Schlange „Psst“ zischt. Saint-Saëns schrieb den „Karneval“ 1886 eigentlich, um sich damit über seine Kollegen lustig zu machen. So tanzen etwa die Schildkröten den berühmten „Cancan“ von Jacques Offenbach – nur viel langsamer.

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