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Schatzjäger: Kirchen sind nicht nur Gotteshäuser, sondern auch Orte mit historischen oder kunsthandwerklichen Gütern. Vor allem für Mesner ist die Aufgabe anspruchsvoll.

Inventarisierung der Ostallgäuer Kirchen

Mesner im Ostallgäu: Sie sind wie Jäger des verlorenen Schatzes

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    Blickfang: Fastentücher gehören seit ihrem Auffinden wieder zur Liturgie in der Klosterkirche in Irsee – dort sogar ein ganzer Zyklus – oder der Pfarrkirche in Frankenhofen.
    Blickfang: Fastentücher gehören seit ihrem Auffinden wieder zur Liturgie in der Klosterkirche in Irsee – dort sogar ein ganzer Zyklus – oder der Pfarrkirche in Frankenhofen. Foto: Mathias Wild (Archivfoto)

    Kirchen sind nicht nur gläubigen Menschen eine kontemplative Stätte – denn sie bilden oftmals auch historische Epochen ab oder beherbergen kulturelle Kleinode. Wobei ein Teil davon sogar noch im Geheimen lagert und eher durch Zufall wieder in die Öffentlichkeit rückt. In Irsee waren das die Rosenkranzfahnen oder ein ganzer Zyklus von Fastentüchern – und erst voriges Jahr wurde ein einzelnes Fastentuch in Frankenhofen gefunden. Aber wer kann die unentdeckten Schätze eigentlich finden – und sucht überhaupt jemand danach?

    Mesner sind die Hausmeister der Kirchen

    Es sind die Mesner und Kirchenpfleger: „Die gibt es überall und die sind nahe dran an den Dingen“, erklärt Dr. Michael Schmid, Leiter der Stabsstelle Kirchliches Bauwesen und Kunst im Bistum Augsburg. Die Mesner sind gleichsam die Hausmeister der Kirchen. „Dabei ist zu beachten, dass sich der Mesnerdienst in liturgische, also alles rund um die Gottesdienste, und außerliturgische, etwa Reinigungs- und Hausmeisterdienste, Tätigkeiten aufteilt“, erläutert Nicolas Schnall von der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit des Bistums. Manche machen beides, manche nur eins. Die Kirchenpfleger wiederum sind die Verwaltungschefs in den Pfarreien. In Irsee und Frankenhofen waren es zufällig Kirchenpfleger, die die Fastentücher jeweils stark beschädigt und zusammengeknüllt gefunden haben, erzählt Schmid. Doch die Mesner sind natürlich in erster Linie gefordert, da sie wöchentlich oder gar täglich in den Kirchen sind.

    Teamwork in der Kirche

    „Im Bistum Augsburg gibt es 3234 haupt- und nebenamtlich festangestellte Mesnerinnen und Mesner, davon sind im Dekanat Kaufbeuren 209 Frauen und Männer in zehn Pfarreiengemeinschaften tätig, im Dekanat Marktoberdorf 111 in neun Pfarreiengemeinschaften“, berichtet Schnall. „Aber Mesner ist nicht gleich Mesner“, sagt Schmid: Nur rund 200 im ganzen Bistum sind in Vollzeit beschäftigt – im Ostallgäu nur in Kaufbeuren, Füssen, Marktoberdorf und Nesselwang, erklärt Klaus Probst, Diözesanleiter des Mesnerverbandes. Unter den Teilzeitkräften wiederum sind überwiegend Frauen. „Und es sind Teams auf dem Vormarsch. Mehrere Personen teilen sich eine Stelle, weil man zu großen Vorbehalt hat, jeden Feiertag und Sonntag arbeiten zu müssen“, erzählt Probst weiter.

    Langzeitprojekt Inventarisierung der Kirchen

    Aber alle Mesner sollen sensibilisiert werden, für das, was sie in den Kirchen finden. „Wir bieten ihnen Fortbildungen und Schulungen. Außerdem gibt es ein Handbuch – eine Langversion vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und eine Kurzversion von unserer Kunstabteilung“, erläutert Schmid. Die Aufklärung ist auch nötig, weil es im Bistum ein Langzeitprojekt gibt: „Jede Kirche soll eine Inventarisierung bekommen“, sagt Schmid. Bislang sei das bei etwa 40 von 90 Kirchen im Ostallgäu schon der Fall gewesen, erklärt der Kunstabteilungsleiter. „Das ist sehr zeitaufwendig.“ Während die Kirche in Oberbeuren schon inventarisiert wurde, stehen die „Schwergewichte“ in Kaufbeuren oder Irsee noch aus.

    Ein Messgewand kann allen möglichen Wert haben

    Zumal die Gegenstände liturgischen, historischen, handwerklichen oder alltäglichen Wert haben können. „Messgewänder können alles sein“, meint Schmid. Bei Fastentüchern oder Gemälden werde die Sache schon kniffliger. „Nicht alles, was an kirchenhistorischen Gegenständen da ist, wird auch gebraucht.“ Aber das Meiste werde noch verwendet. Doch ob im Gebrauch oder nicht – es muss auch gepflegt werden. „Dafür wollen wir die Mesner noch mehr sensibilisieren“, sagt Schmid. Dazu kommen auch noch die Bauwerke: Vom Stuck bis zu den Grabsteinen müsse alles überwacht werden. Kurzum, angesichts der Vielzahl von Geschichte, Kunst, altem Handwerk und Zeremonie müssen die Mesner Allrounder sein – und den Überblick behalten, um im Zweifelsfall einen verlorenen Schatz zu würdigen.

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