Für Günter Bayer endete am letzten Bezirksliga-Spieltag die Zeit als Trainer des BSK Olympia Neugablonz. Der 65-Jährige war in den 1980er-Jahren bereits für den BSK als Spieler aufgelaufen. Nun blickt er auf eine turbulente Amtszeit zurück.
Herr Bayer, Sie waren drei Jahre als Trainer und neun Jahre als Spieler beim BSK Neugablonz – welche Zeit war aufregender?
Die Zeit als Spieler war erfolgreicher, aufregender war eindeutig die Zeit als Trainer. Als Trainer steht man einfach in der Verantwortung und mit einer gewissen Reife und einem gewissen Alter sieht man viele Dinge anders wie als junger Spieler.
An welche Höhen und Tiefen denken Sie im Rückblick?
Ich denke, es waren keine Tiefen dabei. Es gab viel Arbeit, gerade in den letzten beiden Jahren. Da ging es darum, die Mannschaft intakt zu halten und die Liga zu halten. Das war schon viel Stress. In der ersten Saison hatte ich eine qualitativ sehr gute Mannschaft. Bei einem besseren Saisonstart – da bin ich mir sicher – hätten wir die Meisterschaft geholt. Da haben uns aber die Neugablonzer Urlaubswochen einen Strich durch die Rechnung gemacht. Das war auch in dieser Saison wieder ein Problem.
Über die vergangenen Jahre gab es immer wieder eine große Spieler-Fluktuation beim BSK. War die ständige Aufbauarbeit die größte Herausforderung?
Die letzten beiden Jahre waren enorm schwierig. Aber ich glaube nicht, dass dabei der verpasste Aufstieg eine große Rolle gespielt hat. Wechsel zu höheren Vereinen, berufliche Veränderungen waren Ursachen für die Abgänge. Einige sind grundlos gegangen, teilweise haben wir von Abgängen erst Mitte Juni erfahren. Da ist der Verein machtlos. Wenn in der Winterpause einer kommt und sagt, dass er nicht mehr da ist, kann man sich im Frühjahr nach Ersatz umschauen. Das ist im Sommer schwierig, die guten Spieler haben dann einen Verein gefunden. Wir hatten keine Planungssicherheit. So etwas habe ich bisher bei keinem Verein erlebt. Zum Glück habe ich ein großes Netzwerk, da konnten wir noch Spieler zum BSK lotsen. Ich muss auch sagen, dass ich dieses Jahr Glück hatte mit den Neuverpflichtungen. Egal ob Daniel Hutter, Michael Herkommer, Julian Süß, Michael Henne oder Michael Uhrmann – sie haben menschlich gut in die Mannschaft gepasst.
Welche Reaktionen gab es, nachdem Ihr Abschied bekannt wurde?
Ich habe von Spielern Whats-app-Nachrichten bekommen, in denen sie sich für die gemeinsame Zeit bedankt haben. Viele Fans haben mich mit Tränen in den Augen verabschiedet. Es war auch eine schöne Zeit, ich hatte zu allen ein gutes Verhältnis – von der Vorstandschaft über die Betreuer bis zu den Zuschauern. Wir haben alles ausdiskutiert und versucht, zum Wohle des Vereins zu agieren. Das war auch mein Ziel bis zur letzten Minute. Und die netten Worte waren für mich eine Bestätigung. Andersrum wäre es nicht sehr schön.(lacht)
Am Ende haben Sie mit Neugablonz den Klassenerhalt geschafft. Wie froh sind Sie, die Relegation vermieden zu haben?
Vor einigen Wochen wäre auch die Relegation ein Erfolg gewesen. Es sah Ende März fast so aus, als ob wir absteigen. Von daher ist es eine tolle Sache, dass wir den Klassenerhalt geschafft haben. Ich weiß nicht, wie ich einen anderen Saisonausgang verkraftet hätte. In 32 Jahren als Trainer bin ich mit keiner Mannschaft abgestiegen – und das soll auch so bleiben.
Sie hatten in den vergangenen zwei Jahren auch schwere gesundheitliche Probleme. Gab es da Überlegungen, den Trainerjob aufzugeben?
Sagen wir so, nach meinen Schlaganfall vor zwei Jahren brauchte ich eigentlich nicht lang überlegen. Wenn du aus dem Krankenhaus zu Fuß rausgehen kannst, musst du sagen: Danke lieber Gott, dass du mir das Leben nochmal geschenkt hast. Ich hatte irrsinnig großes Glück. Aber der Mensch verdrängt solche Dinge und mir bleibt dann der Fußball. Fußball ist mein Leben, mein Hobby – der Sport begleitet mich seit meiner Kindheit. Und wenn ich mein Hobby wieder ausüben kann, wenn ich mich stark genug fühle, dann mache ich das auch wieder. Das wird auch in Zukunft so sein. Fußball nimmt für mich neben der Familie einen ganz hohen Stellenwert ein.
Welche Pläne haben Sie nach dieser nervenaufreibenden Saison?
Zunächst mache ich ein paar Tage Wellness, um etwas herunterzukommen. Dann wird noch eine kleine Kreuzfahrt drangehängt, um Sonne zu tanken.
Ist denn schon ein neuer Trainerposten in Aussicht?
Ja, es gibt ein Angebot von Oberweikertshofen. Ich habe deren letztes Heimspiel gegen Memmingen II angeschaut, das hätte ich lieber nicht tun sollen(Das Spiel endete 0:8, Anm. d. Red). Ich bin in Kontakt mit den Verantwortlichen, zu denen es ein gutes Verhältnis gibt. Vielleicht gibt es noch eine endgültige Entscheidung vor dem Urlaub, vielleicht auch erst danach.