Ausdauernd und hartnäckig war er schon immer. Als Läufer hat Wolfgang Wiedemann einst die Marathonstrecke bevorzugt. Als Unternehmer entwickelte der Ingenieur etliche Produkte und baute gemeinsam mit seiner Frau Katharina das Kaufbeurer Unternehmen Sensor-Technik Wiedemann auf. Heute, im Ruhestand, lässt es der 79-Jährige etwas ruhiger angehen. Eines aber ist geblieben: Packt ihn ein Ziel, ist er kaum zu stoppen. Wiedemann ist der Motor im Maschinenraum der Rockoper „Herilo“, die am 19. Juni in der Erdgas Schwaben Arena uraufgeführt wird.
Wer hinter der Rockoper „Herilo“ steckt
Ideengeber, treibende Kraft, Finanzier – das hören die Wiedemanns nicht gerne über sich. „Hinter der Rockoper stehen so viele tolle Menschen“, sagt Wolfgang Wiedemann – der Komponist Christian Adolf, der Autor Franz Josef Körner, das Multitalent Dieter Schaurich, Produktionsleiter Markus Mölzer, unter den Musikern die Mitglieder des Musikvereins Hirschzell, der Gitarrist Frank Pané, der Sänger Thomas Wohlfahrt und die Sängerin Julia Haug und viele andere. Etliche arbeiten ehrenamtlich. Wiedemann verhehlt nicht, dass für ein solches Projekt ein langer Atem notwendig ist, Rückschläge nicht ausbleiben, die Finanzierung stimmen muss und die Einnahmen die Kosten decken sollten.

„Wichtig ist auch zu wissen, was man selbst kann und was nicht“, betont der Unternehmer. Vom Merchandising bis zum Catering, von den Übungsräumen in der Blöschhalle und im Jakob-Brucker-Gymnasium bis zur Werbung – „das wäre mir alles schnell über den Kopf gewachsen“, sagt er. Zweifel habe es immer wieder gegeben. So war es auch zu seiner aktiven Zeit als Chef bei Sensor-Technik. „Einer hat die Idee, und dann gibt es eine ganze Mannschaft, die das Produkt zur Serienreife bringt“, so Wiedemann, „bis hin zur Finanzierung.“ Ein Bereich, den stets seine Frau im Auge hatte. Bis heute.
Vom Merchandising bis zum Catering - das ist die Rockoper „Herilo“
Katharina Wiedemann (76) ist die Vorständin der Wiedemann-Stiftung, die für das monetäre Fundament der Rockoper sorgt und untrennbar mit dem Dorfgemeinschaftshaus in Hirschzell verbunden ist, das 2021 aus der baufälligen „Sonne“ entstand. Nachdem die Unternehmerin damals „ziemlich planlos“ das historische Gemäuer 100 Meter Luftlinie von ihrem Wohnhaus entfernt gekauft hatte, half das ganze Dorf mit, daraus einen Treffpunkt zu machen, der heute Heimat des Musikvereins und der Schützen ist, in dem Versammlungen, Feste und kulturelle Veranstaltungen stattfinden.
„Wichtig ist auch zu wissen, was man selbst kann und was nicht“
Wolfgang Wiedemann, Unternehmer
Dass die „Sonne“ mit ihrem Baujahr 1761 und die dort vermuteten „Zelle“ des Einsiedlers Herilo fest zur Geschichte des heutigen Kaufbeurer Stadtteils gehört, scheint auch im Dorf nicht überall bekannt zu sein. „Hirschzell hat sich verändert“, sagt Wolfgang Wiedemann mit Blick auf Neubauten und den Verkehr. „Wir wollten den Menschen hier etwas bieten, womit sie sich identifizieren können.“ Das ist gelungen und findet nun seine Fortsetzung in der Rockoper.

Denn das Drehbuch für „Herilo“ entstammt dem Roman „Der Sonnenstein“ von Franz Josef Körner, angereichert mit viel zusätzlicher Recherchearbeit von Dr. Stefan Fischer und Wolfgang Wiedemann. Er zeichnet die Gründung des Dorfes von der erstmals im Jahr 839 urkundlich erwähnten „Herilos Zelle“ bis zu eben jenem Wirtshaus „Sonne“ in der Gegenwart nach. „Die Idee, dieses Buch zu schreiben, entwickelte sich während der Sanierung der Sonne“, sagt Wiedemann.
Herausgekommen sind „romanhafte Ereignisse“ aus über 1200 Jahren in und um Hirschzell, die ähnlich überall hätten stattfinden können. Die Story vom Schicksal des jungen Herilo im Mittelalter bis zur Rocksängerin Marie in der Gegenwart verspricht gute Unterhaltung, die Kombination aus Blasorchester und Rockband auf der Bühne ein besonderes Hörerlebnis – und Wiedemann sieht in dem Stück sogar Antworten auf große aktuelle Fragen des Lebens: Wie gehen wir miteinander um? Was ist wahre Liebe? Wie fremdbestimmt bin ich?
Sportstätte wird zur eisfreien Veranstaltungshalle
Ihre Wucht sollen die Jahrhunderte verbindenden Liebesgeschichten erst durch den Bühnenaufbau und die Musik erhalten. Lange haben die Initiatoren deshalb in Kaufbeuren nach einer Halle gesucht, in der bis zu 1500 Menschen und eine Videowand mit 24 Metern Länge Platz haben. Fündig wurden sie mit der Arena von Stadt und ESVK, die im Juni zu einer eisfreien Veranstaltungshalle wird - erstmals für vier Tage am Stück und mit Bestuhlung auf der Spielfläche.
Die Rockoper „Herilo“ wird an vier Abenden vom 19. bis 22. Juni in der Energie Schwaben Arena in Kaufbeuren aufgeführt. Karten im Vorverkauf gibt es unter www.herilo.de sowie bei der Allgäuer Zeitung (Service-Center im Buron-Center, Telefon 0831/206-5555, www.allgaeuticket.de).
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden