„Geschichten eines Engels“, so lautete der Titel der letzten Veranstaltung der diesjährigen Kaufbeurer Blasiuskonzerte. In der Stadtpfarrkirche St. Martin ließen Johanna Rose (Viola da Gamba) und Sam Chapman (Theorbe) die Zuhörer in höfische Klangwelten des Barock eintauchen. Zu hören war Musik, die während der Herrschaft des „Sonnenkönigs“ Ludwig XIV. in Versailles entstanden ist. Der Programmzettel wies nur zwei Komponistennamen auf: Robert de Visée (1655 bis 1732) und vor allem Marin Marais (1656 bis 1728), die – von Couperin und Lully einmal abgesehen – in der ersten Reihe jenes von höfischen Konventionen geprägte, kultiviert-dekadente, von jeglichen Sorgen des täglichen Lebens enthobene Musikbiotop jener Zeit repräsentierten. Wirklich Neues, musikalisch Zukunftsweisendes wurde vom begnadeten Gambisten Marais kaum entwickelt. Er nahm sich jedoch des am Hofe des „Sonnenkönigs“ vorgegebenen und erwünschten kompositorischen Instrumentariums und Handwerks mit Perfektion und Kreativität, bisweilen Genialität, an.
Kaufbeurer Blasiuskonzerte