Gut besucht waren auch in diesem Jahr wieder die beiden Weihnachtskonzerte des Musikvereins Stöttwang in der örtlichen Gemeindehalle. Nicht im Ort selbst, sondern auch im weiten Umkreis weiß man, was diese seit vier Jahrzehnten in der Höchststufe musizierende Kapelle zu bieten hat.
Hoch motivierte Musikerinnen und Musiker
Dazu tragen nicht nur die bestens ausgebildeten und hoch motivierten Musikerinnen und Musiker selbst bei, sondern auch Herbert Hornig als Erster Dirigent, der gleichermaßen Humor, Charisma, Wissen und Können in seine Arbeit einbringt. Heraus kam auch diesmal ein Weihnachtsprogramm, das weniger lieblich-besinnliche Melodien bot, dafür umso mehr musikalisch hoch anspruchsvolle. Weihnachtlicher Glanz rührte bei den Konzerten also – neben den neuen, stilisierten Christbäumen im Saal - von allem von der Qualität der insgesamt kraftvoll-selbstbewussten Umsetzung her. Die Moderation übernahm wieder als höchst informative und inhaltlich bestens vorbereitete „Plaudertasche“ Christoph Merk.
Vorsitzender Bernhard Hiemer wünschte den Zuhörern in seinen Begrüßungsworten, dass sie von diesem „Höhepunkt des Musikerjahres“ etwas Kraft und Hoffnung mitnehmen mögen, um den „Akku wieder aufladen zu können“. Kraft und Energie bahnten sich dann bereits im Eingangsstück „Raise Of The Son“ von Rossano Gallante akustisch relativ ungebrochen ihren Weg: Eine strahlend-glanzvolle Intradenmusik, die mehr als nur einen motivischen Gedanken vermittelte und mit einer großen Portion Wärme und Pathos durchaus in einem weiter gefassten Sinne bestens in die Weihnachtszeit passte. Auf dem Jahreswechsel mit seinen oft von eingängig-schwungvoller, eher „leichter“ Klassik geprägten Konzerten verwies dann „Pique Dame Ouvertüre“ von Franz von Suppé: Mal putzig, mal spritzig wie perlender Sekt, aber immer zugkräftig und detailgenau trafen die Musiker unter Hornig bestens den spezifischen Klang der Wiener Operette.
Maximale Konzentration und technisches Können
„The Sword And The Crown” von Edward Gregson war dann das Hauptwerk der ersten Konzerthälfte - wenn nicht des ganzen Abends: Eine vor allem in rhythmischer Hinsicht hochkomplexe, dreiteilige Komposition, die von den Musikern neben maximaler Konzentration auf das oft mehrschichtige musikalische Geschehen ein großes technisches Können verlangt. Auch lateinischer Gesang findet sich in der Partitur. Besonders im ersten Teil erinnert manches an Carl Orff, wenn vorwiegend ein opulentes mittelalterliches Schlachtengetümmel mit verschiedenen Orten des Klanggeschehens musikalisch nachgezeichnet wird. zum Glück kam im Mittelsatz aber auch die lyrische, quasi weibliche Welt der Kemenate, der Kunst und des Tanzes zauberhaft zur Geltung.
Ein sehr spezieller Programmpunkt wer danach „Bayou Breakdown“ von Brant Karrick. Dabei handelt es sich um ein eigenwillig-frisches, aufgekratzes Gute-Laune-Stück in flott swingendem Jazz-Stil, in das vielleicht an formalen Möglichkeiten ein wenig zu viel hineingepackt worden war.
Knackig-bombastisch mit „The Flag Of Fidelity“
Nach der Pause ging es knackig-bombastisch weiter mit „The Flag Of Fidelity“ von Bertrand Moren – ein Stück, das irgendwie als Marsch gedacht war und dann in Richtung Filmmusik abbog. Das „Concerto De Aranjuez“ von Joaquin Rodrigo kennt man eigentlich als Meisterwerk spanisch-heißblütiger Eleganz für Sologitarren. Dass es (in einem Arrangement von Dr. Robert Erdt) auch mit vier Solotrompeten (Thomas Berg, Stefan Heiserer, Daniel Huber und Bernhard Hiemer) bestens und vor allem klangauthentisch funktionieren kann, war eine interessante Hörerfahrung.
Authentizität im Sinne von Nähe zum Original prägte danach auch die „Queen Symphonic Highlights“ – eine feine, zum Schwelgen einladende Hommage an Freddie Mercury. „Für Theresa“ – geschrieben anlässlich der Geburt seiner Tochter und eine Hommage an die Tuba, das Instrument des Jahres 2024 - wies Herbert Hornig einerseits als professionellen Tuba-Solisten und Ansatz-Jongleur aus, andererseits Detlef Hora, der hier am Pult stand, als Dirigenten mit profundem musikalischen Können. Mit der „Brassmaschine“ von Mark Taylor gab es effektvoll und mit präziser, aber nie schneidender Schärfe vom Blech „richtig was auf die Ohren“.
Die beeindruckenden Konzertabende, mit denen der Musikverein Stöttwang seine lange Höchststufen-Tradition gebührend feierte, schlossen zwei Zugaben ab: Lena Niederbichler sang mit geschmeidigem Sopran „It‘s wonderful“, und dann schallte der „Radetzky-Marsch“ durch die Gemeindehalle.
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