„Sauguat, grandios, eine klasse Sache, ideal, da kann doch eigentlich keiner dagegen sein“ – das sagen Kemptener zur jüngsten Initiative des Oberallgäuer Kreistags. Mit einem 100-Euro-Ticket ab 1. April sollen die Oberallgäuer wie berichtet ein Jahr lang Bus und Bahn benutzen können. Doch die Stadt Kempten ist nicht mit im Boot. Für Oberbürgermeister Thomas Kiechle, der sich über den Vorstoß von Landrat Klotz sogar geärgert hat, ist die Einführung verfrüht. Es habe bislang keinerlei Gespräche mit den betroffenen Unternehmen gegeben. Deshalb ziehe man mit dem Landkreis nicht an einem Strang. Das kritisieren nicht nur Stadträte (siehe unten). Das können auch viele der von uns befragten Bürger nicht nachvollziehen.
Gizella Berger(64) beispielsweise findet, es müsse sich endlich etwas tun, damit die Autos aus der Stadt kommen. Doch dafür brauche man eben Anreize wie preiswerte Angebote für den Bus. „Schade, dass das bald nur im Oberallgäu geht“, sagt sie. Sofort auf Bus und Bahn umsteigen und das Auto zuhause lassen würde PendlerJürgen Lehmann (58) aus Kaufbeuren. „Ich sage ganz bewusst würde“, betont er jedoch. Denn in den Verbund – und da gibt Lehmann dem Kemptener Rathauschef recht – müsste das Ostallgäu eingeschlossen sein: „Und die Anbindung müsste zuverlässig sein.“ Dennoch hat man im Oberallgäu lautRuth Angerbauer(64) eine „sehr gute Sache“ auf die Beine gestellt. Würde es ein solches Ticket auch für Kempten geben, bliebe ihr Auto oft in der Garage stehen. Schon wegen der nervenden Parkplatzsuche und natürlich der Umwelt zuliebe.
Für sehr sinnvoll hält deshalbMaria Böck aus Kempten ein solches Jahresticket. Weniger Autos auf den Straßen würden schließlich auch weniger Schadstoffe bedeuten. Ein Ticket wie im Landkreis Oberallgäu siehtNorman Hummel (35) aus Weitnau deshalb als einen Anreiz, zumindest – wie in seinem Fall – auf das Zweitauto zu verzichten. Das müsste man dann dem Umweltgedanken zuliebe überlegen.
Der Kemptener Martin Bihler(51) hält vor allem auch aus Sicht von Pendlern ein Ticket wie im Landkreis für angebracht: „Der Anreiz zum Busfahren geht nur über einen attraktiven Preis“, sagt er. Deshalb sind es nach Meinung vonKarl-Heinz Peters (65) aus Kempten garantiert 98 Prozent der Bürger, die ein 100-Euro-Ticket für sinnvoll halten.Brigitte Höchenberger beispielsweise wäre gern dabei. Sogar mit 200 Euro, wenn neben Stadt und Landkreis das Unter- und Ostallgäu angeschlossen sind. Ideal wäre allerdings lautMichael Böttcher (28) aus Kempten, wenn das Ticket für alle Kemptener ohne Auto gelten würde. So ist grundsätzlich „die Idee toll“, findet Otto Zillober.Doch dies allein nutze nichts, eine gute Idee müsse auch finanziert werden. Und da gebe es noch offene Fragen. Etwa, was das Ticket den Tagesausflüglern nutze. Folglich müsse das ganze Konzept doch erst überarbeitet werden, sagt er – und teilt damit die Ansicht des Kemptener Oberbürgermeisters.