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„Abschuss erhöhen“: Kemptener Jäger kritisieren Forstliches Gutachten

Wildtiere

„Abschuss erhöhen“: Kemptener Jäger kritisieren Forstliches Gutachten

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    Wie viele Wildtiere müssen erlegt werden, damit es dem Wald gut geht? Diese Frage sorgt auch jetzt wieder für Diskussionen unter Forst- und Jagdvertretern in und um Kempten.
    Wie viele Wildtiere müssen erlegt werden, damit es dem Wald gut geht? Diese Frage sorgt auch jetzt wieder für Diskussionen unter Forst- und Jagdvertretern in und um Kempten. Foto: Ulrich Perrey, dpa (Symbolfoto)

    Knabbern Rehe an Knospen junger Bäume, können diese unter Umständen nicht weiterwachsen. Deshalb soll das „Forstliche Gutachten“ alle drei Jahre einen Überblick verschaffen, wie hoch der sogenannte Verbiss aktuell ist - um dann die Abschusspläne für Jägerinnen und Jäger anzupassen. Das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (AELF) hat nun das neue Gutachten vorgestellt, für zwei Hegegemeinschaften wird empfohlen, mehr Tiere zu erlegen. Was Kritik unter Jägern hervorruft.

    Wie hoch ist der Anteil verbissener Pflanzen? Diese Frage misst das Gutachten laut AELF. Die Wälder im Allgäu schützen vor Muren und Lawinen, dämpfen die Folgen von Starkregen ab, bieten Erholungsraum und liefern den nachwachsenden Rohstoff Holz. Optimal können das laut AELF künftig jedoch nur klimastabile Mischwälder, in denen verschiedene junge Bäume nachwachsen. Um das zu ermöglichen, sei eine ausreichende Jagd nötig.

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    Wildtiere in und um Kempten: Jäger sollen mehr Rehe und Co erlegen

    In der Stadt Kempten und im nördlichen Landkreis Oberallgäu wurden für das neue Gutachten 16.000 junge Bäumchen auf über 160 Verjüngungsflächen überprüft. Das Ergebnis: Im nördlichen Landkreis und in Kempten stuft das Gutachten die Verbisssituation in allen fünf Hegegemeinschaften (HG) als insgesamt „tragbar“ ein.

    In der HG Buchenberg hat sich die Situation demnach verbessert, in den HG Altusried und Dietmannsried-Haldenwang stabilisiert: Für sie empfiehlt das AELF, die Abschusszahlen beizubehalten. Der Verbiss in den HG Stadt Kempten und Sulzberg fällt unverändert in die Kategorie „tragbar“. Jedoch habe sich die Situation verschlechtert, weshalb die Empfehlung lautet, dort mehr Tiere zu erlegen.

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    Der Vorsitzende des Kreisjagdverbandes Kempten, Dr. Manfred Ziegler, lobt die Zusammenarbeit mit dem AELF als „so gut wie lange nicht“. Was allerdings nichts an seiner grundsätzlichen Kritik am Forstlichen Gutachten ändere. Ihm zufolge misst das Gutachten die falschen Faktoren. Tatsächlich gehe es doch um Zustand und Entwicklung des Waldes. Darauf haben jedoch viele Faktoren Einfluss - Ziegler nennt Regen, Hasen, Mäuse, Bewirtschaftung und Pflege von Verjüngerungsflächen.

    Teilweise nimmt der Verbiss in Kemptener und Oberallgäuer Wäldern zu

    Das Forstliche Gutachten dagegen beschränke sich auf den Verbiss durch Schalenwild, also etwa Reh-, Rot- und Gamswild. Das reduziere dieses Instrument zu einem Werkzeug der Waldbesitzerlobby, sagt Ziegler. Seit 40 Jahren gebe es das Gutachten - und ebensolange stelle es fest, dass der Abschuss beibehalten oder erhöht werden müsse. Dennoch verschlechtere sich der Zustand des Waldes stetig. „Diese Politik funktioniert nicht.“

    40 Jahre
    So lange gibt es das Forstliche Gutachten in Bayern

    Luitpold Titzler, Abteilungsleiter Forsten beim AELF, erklärt, dass das AELF das Gutachten nach vorgegebenen Maßstäben erstelle. Zur Kritik von Ziegler sagt er: „Klar gibt es unterschiedliche Faktoren für den Verbiss, beispielsweise eine Störung des Wildes.“ Jedoch sei es ein Naturgesetz, dass viele Individuen viel Hunger haben. „Wenn Jäger die Situation anders und ohne höheren Abschuss verbessern, dann soll es uns recht sein.“ Jedoch fehle oft der Beweis, dass es andere Möglichkeiten gibt. Das AELF nehme in dem Prozess eine neutrale Rolle ein. „Wir beschwören den Verbiss nicht herbei.“

    Kemptener Jagdvertreter kritisiert das Forstliche Gutachten

    Warum gleichzeitig ein „tragbarer“ Verbiss festgestellt und ein höherer Abschuss empfohlen wird, erklärt Titzler so: Zwar fallen diese Hegegemeinschaften in die Kategorie „tragbar“ - jedoch sei die Entwicklung dort negativ gegenüber dem vorausgehenden Gutachten. Dieser Trend soll durch eine Reduktion des Wildbestandes gebremst werden.

    Das AELF reicht das Forstliche Gutachten nun an das Landratsamt Oberallgäu und die Stadt Kempten weiter, die dann zusammen mit Jagdgenossenschaften und Jagdpächtern einen neuen Abschussplan ausarbeiten.

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