„Hätt i vo jedem, der bei mir am Fahrsilo schtoht und noch am Weg frogt, a Zehnerle kassiert, könnt i mein Hof aufgeabe!“ So beschreibt Erwin Ettensperger die Situation im Weiler Holz bei Petersthal in der Bürgerversammlung. Weil trotz Anlieger-frei-Schild die Strecke über Holz offensichtlich bei Google-Maps als Verbindung nach Wertach angegeben wird, stranden immer wieder Autos oder sogar Lkw in dem kleinen Weiler. Ettensperger bat darum, sich bei Google dafür einzusetzen, dass diese Strecke nicht mehr angezeigt wird. Er hätte das auch gerne selbst erledigt, „aber wia neilich der Typ mit der Salatschüssel aufm Auto wieder vorbeigfahre isch, war der meines Dialekts nicht mächtig“, berichtete Ettensperger trotz der automobilen Belastung humorvoll.
Der Oyer Bürgermeister Lucas Reisacher sicherte zu, dass die Gemeinde sich kümmern werde. Das sei bei einem Konzern wie Google nicht einfach, aber die Verwaltung werde ihr Bestes geben.
Fast hundert Besucher konnte Reisacher bei der Bürgerversammlung im Ortsteil Peterstahl begrüßen. In seinem verwies der Bürgermeister auf eine gemeindliche Pro-Kopf-Verschuldung von 356 Euro. Den 1,6 Millionen Euro Schulden stehen allerdings Rücklagen von 4 Millionen Euro gegenüber. Oy steht also gut da. Deshalb habe man die Grundsteuerreform zum Wohle der Bürger weitgehend aufkommensneutral umgesetzt und den Hebesatz von 380 auf 360 von Hundert gesenkt, so Reisacher.
Bürgerversammlung Petersthal: Windkraft, Neubaugebiet, Mountainbiker
Nach diesen Informationen begann eine lebhafte Bürgerbeteiligung. Wenig überraschend galt die erste Frage von Gabriel Reitemann den Planungen des Regionalen Planungsverbandes, wonach der Berschwald südlich von Petersthal als Vorranggebiet ausgewiesen ist (AZ berichtete). Reisacher antwortete, dass der Gemeinderat dieses Gebiet bereits in früheren Stellungsnahmen ausgeschlossen und Flächen beim Truppenübungsplatz ins Gespräch gebracht hat. Diese seien aber nicht berücksichtigt worden. Man werde weiterhin protestieren. Reisacher vermutet, dass dort dennoch etwas kommen werde. Er will daher zum Wohle der Geminde „agieren, nicht reagieren“.
Frank Schädle aus Riedis berichtete von einer gut funktionierenden WhatsApp-Gruppe für Petersthal, gab aber zu bedenken, dass man damit einen US-Großkonzern mit Daten füttere, die dieser undurchsichtig auswerte. Seine Anregung: Oy solle eine gemeindliche App zur Verfügung stellen, die neben der Bürgerkommunikation weitere Funktionen für das Rathaus zur Verfügung stelle. Er nannte als Beispiel die Dorf-App von Etteln in Nordrhein-Westfalen. Reisacher verwies auf die gemeindliche Homepage, die bereits vieles abdecke, und lehnte ein App-Angebot aus Kosten- und Personalgründen ab.
Alfred Keller erkundigte sich nach den Planungen für ein Baugebiet hinter dem Petersthaler Vereinsheim. Die direkte Nachbarschaft der neuen Häuser zu Vereinsheim, Kindergarten, Gästehaus und Landjugend bereite ihm „Bauchweh“. (Lesen Sie hier: Was wird getan, damit Petersthal weiter feiern kann?)Reisacher versicherte, dass das für Petersthal so wertvolle Vereinsheim auf jeden Fall erhalten werde. Auch alle anderen Einrichtungen sichere man gegenüber den Häuslebauern ab. Auf die Nachfrage, wer den Lärmschutz bezahle, wollte sich Reisacher nicht festlegen, sprach aber von einer „Win-Win-Situation“.
Helmut Jörg sprach das Problem Mountainbiker und Hundehalter im Wandergebiet Berschwald an. Das Problem seien nicht Gäste, sondern Einheimische, so Jörg. Das Problem sei bekannt, so Reisacher, aber die Eingriffsmöglichkeiten der Gemeinde zugunsten der Grundeigner seien begrenzt. „Helfen Schilder, eine neuerliche Problematisierung im Dorfblättle?“ fragte er rhetorisch. Das Kopfschütteln im Saal war greifbar. Das Spannungsfeld Freizeitnutzung und landwirtschaftliche Nutzung wird bleiben.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden