Am witzigsten, lustigsten, aber auch am derbsten war der Auftritt des „Schwans“. Der soll in der Taverna gleich gebraten und verspeist werden – also betritt Countertenor Yosemeh Adjei ganz in Weiß die Bühne, schlägt schnabelbewehrt mit den Flügeln, singt in den höchsten, klagenden Tönen seinen Schwanengesang. Verwandelt sich sogleich in den Koch mit Mütze und Schürze, zieht Messer und Gabel hervor zum Tranchieren. Geht schließlich singend ab, präsentiert und serviert dabei als Kellner stolz den Schwanenbraten. Da kann sich das Publikum im ausverkauften Stadttheater nicht mehr halten und spendet enthusiastischen Szenenbeifall. Auch die Applaus-Stürme ganz am Schluss der Carmina Burana brausen im Stehen gewaltig daher, so dass Dirigentin Anke Weinert-Wegmann zwei Wiederholungs-Zugaben geben muss: das „Tempus est iucundum“ mit dem Ohrwurm „O, o, ooo, totus floreo …“. Und noch ein drittes Mal im Ganzen den mächtigen Chor zu Ehren der Schicksalsgöttin, „O Fortuna“.
Carmina Burana in Kempten