Justizvollzugsanstalt, kurz JVA, ein brisantes Thema angesichts der skandalösen Vorfälle in der JVA in Gablingen. Doch darüber hinaus beschäftigt es immer wieder die Menschen. Der Altusrieder Künstler Uwe Neuhaus arbeitete unlängst mit jungen Insassen der JVA Adelsheim bei Heilbronn, dem größten Jugendgefängnis Süddeutschlands. Ein beklemmendes Erlebnis, wie der 82-Jährige im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt. „So ein Gefängnis ist ein deprimierender und menschenfeindlicher Ort, kein Bäumlein, nur Mauern, Stacheldraht und Scheinwerfer“, sagt der Maler, der auf über 20 Jahre Workshop-Erfahrung in der offenen Behindertenarbeit zurückblickt. Doch das Arbeiten mit jungen Häftlingen war etwas ganz anderes.
Auf Einladung seiner beiden Künstlerkollegen und -freunde Louis von Adelsheim und Karl Anton Koenigs arbeitete Uwe Neuhaus in einem Kunst-Workshop mit sechs jungen Männern im Alter von 14 bis 23 Jahren. Bewacht vom Aufsichtspersonal erstellten die JVA-Insassen mit Uwe Neuhaus an einem Tag lebensgroße Bilder mit ihren Körpern als Grundmotiv. Von Adelsheim, der Schlossherr in Adelsheim ist und dort 2005 das Projektions-, Video- und Lichtkunstfestival „Adelsheim leuchtet“ gründete, hielt gemeinsam mit Koenigs den mehrstündigen Kurs mit Videokamera und Fotoapparat fest.
Auszüge der Arbeit des Allgäuer Künstlers mit den jungen Häftlingen sind am Samstag, 30. November, der Kunstaktion „Stimmen der Verantwortung, im Schatten des Systems“ zu sehen. Ab 16 Uhr werden großflächige Videoprojektionen auf 200 Metern Gefängnismauer gezeigt. In verschiedenen Kapiteln geht es um das Leben in und mit der JVA, und dazu gehören auch Eindrücke vom Kunst-Workshop mit Uwe Neuhaus. Zudem ist eine Installation in der Gefängnisgärtnerei zu sehen, die sich um Erfahrungen und Erlebnisse von Mitarbeitenden und Insassen der JVA dreht. Mit ihrer Schau wollen von Adelsheim und Koenigs einen fundierten und facettenreichen Einblick in die Realität hinter den Gefängnismauern geben.
Mit dem Künstler Louis von Adelsheim verbindet Uwe Neuhaus eine lange Freundschaft. Vor sechs Jahren unterstützte Neuhaus von Adelsheim in Chile bei dessen Kunstprojekt „Los Muros de Chile“ (Die Mauern von Chile). Drei Jahre lang hatte von Adelsheim mit der Autorin Andrea Brandes im Gefängnis in Valparaíso (Chile) gefilmt. Diese Aufnahmen waren Basis für eine Ausstellung im „Museo de Arte Contemporáneo“ (MAC) in der chilenischen Hauptstadt Santiago de Chile, in der es um das Leben hinter Gittern und Themen wie Kriminalität, Schmerz, Einsamkeit, Schuld und Vergebung ging. Uwe Neuhaus unterstützte dabei seinen Künstlerfreund bei der Umwandlung des Museums in ein virtuelles Gefängnis (wir berichteten). Zuletzt waren auch künstlerische Videoarbeiten von Louis von Adelsheim bei der Sommerausstellung auf dem Kunsthof von Uwe Neuhaus in Opprechts (bei Altusried) zu sehen.
Kunstaktion mit Mauerprojektion
Die Kunstaktion „Stimmen der Verantwortung, im Schatten des Systems“ der Veranstaltungsreihe „Adelsheim leuchtet“ findet am Samstag, 30. November (11 bis 19 Uhr), und am Sonntag, 1. Dezember (9 bis 17 Uhr), an und in der Jugend-Justizvollzugsanstalt in Adelsheim bei Heilbronn statt. Die Mauerprojektionen gibt es nur am Samstag ab 16 Uhr. Weitere Infos online unter www.adelsheim-leuchtet.de
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