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Die Waltenhofener Künstlerin Daniela Riß malt Lüftlbilder an Hauswände im Allgäu. Über eine alte Tradition.

Lüftlbilder im Oberallgäu

Ein Bild für die Ewigkeit: Wie eine Waltenhofenerin eine Tradition erhält

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    Künstlerin Daniela Riß ist eine von wenigen, die sogenannte Lüftlbilder an Hauswände im Allgäu malt.
    Künstlerin Daniela Riß ist eine von wenigen, die sogenannte Lüftlbilder an Hauswände im Allgäu malt. Foto: Matthias Becker

    Daniela Riß steht auf einem Baugerüst neben einer nicht mehr ganz weißen Hauswand in Kempten. Immer wieder tupft sie ihren Pinsel in einen kleinen Becher mit grauer Flüssigkeit und bringt die Farbe schließlich an die Wand. Die freischaffende Künstlerin aus Waltenhofen ist eine von wenigen Kunstschaffenden im Allgäu, die der sogenannten Lüftlmalerei nachgehen, wie das Bemalen von Fassaden auch genannt wird.

    Eine teure Tradition

    Die Tradition der Lüftlmalerei sei im Allgäu noch nie üblich gewesen, sagt Kreisheimatpflegerin Ingrid Müller: „Diese fast opulente Architekturmalerei, wie sie in den Ammergauer Alpen in Oberbayern vorkommt, das gab es bei uns nicht. Es war eine Ausnahme, wenn sich das jemand geleistet hat.“ Wenn Figuren an Hauswände gemalt wurden, seien das laut Müller meist Heiligendarstellungen mit Schutzpatronencharakter gewesen.

    Daniela Riß hat jährlich nur zwei bis drei Aufträge für Lüftlmalerei, sagt die 50-Jährige: „Die jungen Leute wollen das nicht und andere wollen das Bild lieber im Innenraum, als an der Hausfassade haben.“ Ihr aktueller Auftrag mit der Pferdekutsche ist für die Künstlerin etwas Besonderes. Der Mann ihrer Auftraggeberin habe gesagt, wenn er geht, dann hinterlasse er nichts. Die Idee, ihn auf dem Kutschbock zu verewigen, kam von Riß: „So darf ich ihm jetzt ein Denkmal setzen.“ Die Pferde vor der Kutsche sind Pferden nachempfunden, die die Familie selbst einmal besessen hat.

    „Zeugnisse einer historischen Zeit sollten erhalten bleiben“

    Rund zwei Wochen und 25 Stunden Arbeit brauche Riß für das Wandbild. Sie male jeden Tag etwa drei Stunden, wenn das Wetter gut ist. Die 50-Jährige nutzt für die Lüftlmalerei mineralische Pigmente, die in den Putz einziehen und nicht ausbleichen: „Selbst wenn man die Wand dann abschleifen würde, würde man die Pferde noch sehen.“

    Doch nicht nur private, sondern auch öffentliche Geschichte wird mit Lüftlmalerei im Allgäu konserviert - so wie im Brodkorbweg in Kempten. „Wenn man von der Lindenbergschule her kommt, fährt man direkt auf eine Malerei an Siedlungshäusern zu, die von der Römerzeit erzählt“, sagt Kreisheimatpflegerin Müller. Insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg seien viele Siedlungen gebaut worden, die schließlich mit Malerei verziert oder mit Darstellungen geschichtlicher Ereignisse versehen wurden.

    Daniela Riß findet die Wandmalerei „einfach schön“. Sie kommt gebürtig aus Sachsen-Anhalt, „da haben wir keine Lüftlmalerei.“ Viele Lüftlbilder, die es früher mal im Allgäu gab, sind mittlerweile übermalt worden, sagt Müller: „Das finde ich nicht richtig. Es ist Zeugnis einer historischen Zeit und auch Biografie des Künstlers. Sie verdienen es, erhalten zu bleiben.“

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