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Kempten
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Drei erstklassige Chöre verblüffen das Publikum beim Konzert in der St.-Mang-Kirche Kempten

Drei Chöre singen in Kempten

Feinster Chorklang, und zum Finale ein Tänzchen

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    Die jungen Sänger von „Mdzlevari“ aus Georgien tanzten auch.
    Die jungen Sänger von „Mdzlevari“ aus Georgien tanzten auch. Foto: Rainer Hitzler

    Mit perfektem Chorklang ganz unterschiedlicher Art verblüfften die drei Chöre, die im Rahmen des Internationalen Kammerchor-Wettbewerbs in Marktoberdorf für ein Konzert in die Kemptener St.-Mang-Kirche gekommen waren. Zunächst führten „Sirene“ aus Istanbul das Allgäuer Publikum in türkische Klangwelten. 25 Frauen unter Dirigent und Komponist Volkan Akkoç starteten mit dem sphärischen „Sirene Sarkisi“ aus der Feder des Dirigenten. Auch im leisesten Pianissimo erfüllten die Frauenstimmen den Kirchenraum in perfekter Abstimmung.

    Türkische Klangwelten brachte der Frauenchor „Sirene“ in die St.-Mang-Kirche.
    Türkische Klangwelten brachte der Frauenchor „Sirene“ in die St.-Mang-Kirche. Foto: Matthias Becker

    In „Anadolu Potpurisi“, einem von Akkoç zusammengestellten, volksmusikalischen Medley stampften und klatschten die Sängerinnen und brachten südlich-türkische Lebensfreude in den Kemptener Kirchenraum. Mit dem Pflichtstück aus dem Wettbewerb, Max Regers „Ich ging durch einen grasgrünen Wald“, brachten die türkischen Frauen ein Lied in perfektem Deutsch zu Gehör. Als letztes Stück sangen die Sirenen aus Istanbul das todtraurige Lied „Çalin davullari“ ebenfalls vom Dirigenten komponiert. Die glasklaren Solostimmen auf einem feinen Klangteppich des Chores jagten dem Publikum einen Schauder nach dem anderen über den Rücken. Es geht um Liebe und Tod in diesem Lied, und auch wenn man das nicht verstehen konnte, fühlbar war es.

    Der Chor aus Lettland bringt geistliche Musik mit

    Der Emīls Dārziņš Mixed Choir aus Lettland, geführt von den beiden Dirigenten Rihards Lapiņš und Jēkabs Krists Kalniņš, besteht aus 20 Frauen- und 10 Männerstimmen. Mit geistlichen Liedern lettischer Komponisten eröffneten sie eine ganz andere Klangwelt, überzeugten aber wie der türkische Klangkörper durch perfekte Abstimmung. In keinem Stück überlagerten die Männerstimmen die Frauen, und wenn sich der Sopran in höchste Höhen schraubte, war er eingebettet in einen samtenen Chorklang.

    Der Emīls Dārziņš mixed choir aus Lettland konzentrierte sich auf geistliche Chorwerke.
    Der Emīls Dārziņš mixed choir aus Lettland konzentrierte sich auf geistliche Chorwerke. Foto: Rainer Hitzler

    Ein Höhepunkt war Juris Karlsons „Gaisma“ nach „Ich bin das Licht der Welt“ aus dem Johannes-Evangelium, das die Präzision des Chores in kanonartigen Teilen, in Steigerungen und bei einem wunderbar zurückgenommenen Schluss zeigte. In ihrem Schlusslied „Lugsana“ von Rihards Dubra mit dem Text „Zu dir, mein Herr erhebe ich die Seele“ zeigte der Chor, mit welch machtvollem Klang er den Kirchenraum erfüllen kann.

    Die Sänger treten in schwarzer Tracht auf - mit einem Dolch am Gürtel

    Der georgische Chor „Mdzlevari“ startet im Wettbewerb außer Konkurrenz, weil er als gemischter Knabenchor auftritt. Das bedeutet, dass Knaben die Sopran- und die Altstimme singen, dem Knabenalter bereits entwachsene Sänger die Tenor- und Bassstimme. Sänger und Dirigent treten in schwarzer Tracht, schwarzen Stiefeln, rotem Hemd und mit einem Krummdolch am Gürtel auf. Entgegen dieser martialischen Aufmachung singen sie traditionelle, christlich geprägte, georgische Lieder und beginnen das erste mit einem hauchzarten Pianissimo, das man sich hinter 30 Männer- und Knabenstimmen kaum vorstellen kann. Darüber schwebt bei „Herr sei uns gnädig“ eine zarte Solostimme im jugendlichen Sopran, und Dirigent Tariel Onashvili baut eine riesige Spannung auf, die bis zum Schluss gesteigert wird.

    30 Knaben und Männer: So präsentierte sich der Chor Mdzlevari aus Georgien in Kempten.
    30 Knaben und Männer: So präsentierte sich der Chor Mdzlevari aus Georgien in Kempten. Foto: Rainer Hitzler

    Gleich im nächsten Stück, „Christ ist auferstanden“, zeigen die georgischen Sänger, dass sie auch im Forte zuhause sind und starten mit sattem Sound – bis Dirigent Onashvili seine Sänger wieder einfängt und sie zu einem leisen, meditativen Schluss führt. Das Ensemble singt in unterschiedlichen Besetzungen auch ohne Dirigent. Dabei ist spürbar, wie konzentriert alle aufeinander hören und einen Zusammenklang erzeugen, den man aus traditionellen Gesängen aus dem Mittelmeerraum kennt.

    Auch einige tausend Kilometer weiter östlich gibt es offensichtlich diese Kunst der gemeinschaftlichen Klangerzeugung. Mit winzigen Körpersignalen steuert der Sohn des Dirigenten, Kakhaber Onashvili, diese Klangerlebnisse. Mit einer Tanzeinlage und einer fetzigen Zugabe begeistern die Georgier das Publikum, das am Ende jubelt und pfeift. Schon vorher hatten die Zuhörerinnen und Zuhörer die Chöre immer wieder mit begeistertem Applaus belohnt.

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