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Es riecht nach frischer Ölfarbe

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Es riecht nach frischer Ölfarbe

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    Ausstellung Stefan Winkler
    Ausstellung Stefan Winkler Foto: Picasa

    Zuletzt zeigte Stefan Winkler 2012 Werke in der Galerie 9c, dem Kleinen Kunstforum in der Hochvogelstraße in Kempten. Jetzt stellt er in der Hausgalerie des Ehepaars Baur Ölbilder, Arbeiten in Acryl und Zeichnungen der letzten acht Jahre aus. „Mixtape“ nennt der Künstler, der früher auch in der DJ-Szene aktiv war, seine Ausstellung mit ganz unterschiedlichen Schaffensschwerpunkten und Techniken.

    Die jüngsten, großformatigen Bilder riechen noch nach frischer Ölfarbe. Das größte, in Grau- und Blautönen gehaltene Bild „Abgestecktes Feld“ wirkt wie eine zerklüftete Hochgebirgslandschaft. Sie war jedoch nicht das vorgefasste Motiv des Malers.

    Winkler lässt Ideen und Motive während des Malprozesses entstehen. Er beginnt meist ohne Zeichnung und ohne Vorlage, beobachtet lange die auf dem Bild hinterlassenen Spuren und lässt sich von gesetzten Akzenten leiten. Bei diesem Bild arbeitete er zusätzlich mit Klebebändern. Sie wurden übermalt und wieder abgezogen. Die so entstandenen scharfen Kanten geben Strukturen vor, die in mehreren Schichten weiter bearbeitet werden. Bewusst gestaltete Partien wechseln mit schnell hingeworfenen, breiten Pinselspuren. Auch in seinem Bild „Sekunden“ legen fahrig hingesetzte Farbwischer das Motiv von Bäumen im untergehenden Sonnenlicht nahe, die er mit abstrakten Kreisen durchsetzt. „Kontrollierte Malerei“ will Winkler mit freier, gestischer zusammenbringen. „Ich möchte Zwischenräume darstellen, wie ein Nachbild.“ Es kommt ihm nie auf naturalistische Details an, sondern „auf das Gefühl, wenn man Dinge aus dem Augenwinkel erlebt und später wieder eine diffuse Erinnerung daran hat.“

    Dabei gelingen ihm reduzierte, in sich ruhende Bilder, die zwischen extremer Einfachheit und verblüffendem Illusionismus schweben. Auch Gesichter, die er während eines zweijährigen Stipendiums der Pro Arte Ulmer-Kunststiftung geschaffen hatte (2012 bis 2014), entstanden aus der Erinnerung und mit wenigen, entschiedenen Gesten. Die konzentrierten und zeichenhaften Porträts strahlen eine enorme Ausdruckskraft und Lebendigkeit aus.

    Der 1968 in Immenstadt geborene Künstler hatte an der Bauhaus-Universität Weimar in Berlin studiert und 2009 den Kemptener Kunstpreis erhalten. „Aus privaten Gründen“ zog es ihn wieder ins Allgäu, genauer gesagt in eine alte Sennerei in Christazhofen bei Isny. Ein Künstlerkollege aus München hatte Gleichgesinnte gesucht, erzählt er. Winkler schätzt die gute Lebensqualität im Allgäu und findet, man werde hier als Künstler mehr wahrgenommen als in Berlin. Das kann auch jetzt auf das intime Kleine Kunstforum zutreffen, das laut Heinrich Baur pro Ausstellung bis zu 600 Besucher empfängt. Sehenswert sind die sensiblen und formbewussten Bilder von Winkler allemal.

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