1971 als Horten-Kaufhaus eröffnet, dann bis 2024 unter den Farben von Galeria-Kaufhof – jetzt gibt es völlig andere Pläne für das ehemalige Einkaufszentrum. Der Bauausschuss hat über eine Voranfrage beraten, wonach ein Unternehmen aus Nordrhein-Westfalen plant, in größerem Stil Seniorenwohnungen einzubauen. Die Nutzungsänderung stieß bei den Stadträten auf ungeteilte Zustimmung.
Einige Grundlagen sind in der Anfrage bereits benannt. Demnach ist in der Ebene des früheren City-Supermarkts, die von der Kronenstraße aus gesehen als Erdgeschoss betrachtet wird, die Rede von einem „Gesundheitszentrum“. Darüber – jetzt von Tedi belegt – soll zum Residenzplatz hin eine Gewerbefläche erhalten bleiben, hieß es in der Sitzung. Im hinteren Bereich sind Seniorenwohnungen vorgesehen. Diese Wohnform ziehe sich in den höherliegenden Geschossen durch, im Dachgeschoss könnte ein Café eingerichtet werden.
Ein Atrium im Gebäudekern soll Licht ins Gebäude lassen
Um Licht ins Gebäude zu bringen, wollen die Projektentwickler mittig ein Atrium über mehrere Stockwerke hineinschneiden. Von den äußeren Maßen her soll die Gebäudehülle unverändert bleiben. Nach intensiver Prüfung kam das Bauordnungsamt zu dem Schluss, dass diese neue Nutzung zulässig sei. Die erforderlichen Stellplätze für Autos ließen sich in den beiden Ebenen der Tiefgarage nachweisen. Auch bei anderen Kriterien punkte das Vorhaben: Die Lage in der Innenstadt, die gute Erschließung, die vorhandene Infrastruktur und die weitgehende Nachnutzung „grauer Energie“. Juristisch sei gegen eine Wohnnutzung im umgebenden Kerngebiet nichts einzuwenden.

Unterschiedliche Investoren hätten mittlerweile ihre Ideen im Rathaus vorgestellt, sagte Oberbürgermeister Thomas Kiechle. Dass den Stadträten nun eine Bauvoranfrage vorgestellt werde, sei ein „wichtiger Schritt: Es würde ein neuer Schwerpunkt an der Stelle gesetzt, den wir sehr begrüßen.“ Reine Einzelhandelsnutzung habe in vergleichbaren Objekten in den Innenstädten keine Zukunft mehr.
Investor aus Nordrhein-Westfalen hat Erfahrung mit ähnlichen Projekten
Beim Investor handle es sich um ein Unternehmen, das mit ähnlichen Projekten Erfahrung habe. Details seien in dieser Phase des Vorhabens noch nicht spruchreif, sagte Baureferent Tim Koemstedt. Gewisse Inhalte würden sich wohl noch ändern. Angesichts der enormen Flächen, alles in allem 20.000 Quadratmeter, brauche es jedenfalls ein tragfähiges Konzept. Denkmalschutz sei beim ehemaligen Kaufhaus kein Thema, auch nicht, was die Fassade betrifft.

Bei den Stadträtinnen und -räten kam das Vorhaben durch die Bank gut an. Das Haus sei „ein Stück Kulturgeschichte“, sagte Annette Hauser-Felberbaum. Sie sei froh, dass sich ein Investor gefunden habe. Angesichts der riesigen Fächen fände sie allerdings eine Mischform wichtig. Einen Teil als moderne Bibliothek zu nutzen, brachte sie ins Gespräch. Da sieht der OB allerdings keine Chance: „Wir sind nicht in der Lage, in diese Immobilie zu investieren.“

Gegenüber der Redaktion äußerte Kiechle sich mit einer „gewissen Zuversicht“, was das Vorhaben angeht. Noch sei nicht alles unter Dach und Fach, aber das Familienunternehmen sei in Gesprächen professionell und zielbewusst aufgetreten. Aktuell liefen Verhandlungen zum Kauf der Immobilie mit der Luxemburger Holding, die derzeit Eigentümer ist. Ein Argument für die Interessenten sei das attraktive Umfeld mit Residenz, Stadtpark, Kempten-Museum und Kornhaus, in das die Stadt nicht von ungefähr mit langem Atem investiert habe. Dadurch seien erhebliche Investitionen von außen denkbar, die beim unaufhaltbaren Wandel der Innenstädte ein positives Signal setzten.
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