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Kemptenerin Helga Weidlich feiert ihren 100. Geburtstag. Sie lebt noch Zuhause.

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Helga Weidlich aus Kempten wird 100: „Ich mache jeden Morgen meine Gymnastik“

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    Helga Weidlich aus Kempten-Sankt Mang feierte ihren 100. Geburtstag. Unser Bild zeigt sie in ihrer Wohnung mit (von links) Enkel Raphael, Seniorenbeauftragter Josef Mayr, Tochter Marianne Huber und Sohn Peter Greiner.
    Helga Weidlich aus Kempten-Sankt Mang feierte ihren 100. Geburtstag. Unser Bild zeigt sie in ihrer Wohnung mit (von links) Enkel Raphael, Seniorenbeauftragter Josef Mayr, Tochter Marianne Huber und Sohn Peter Greiner. Foto: Ralf Lienert

    Helga Weidlich aus Sankt Mang ist eine ehrliche Haut. Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, sagt ihre Meinung geradeheraus. Jetzt wurde sie 100 Jahre alt und erzählte bei einer Feierstunde mit der Familie über ihr Lebenselixier: „Ich mache jeden Tag meine Morgengymnastik, am liebsten Kniebeugen am Tisch.“

    Geboren wurde sie 1925 in Radegast in Mecklenburg-Vorpommern. Als junge Frau heiratete sie Erich Greiner und folgte ihm zu den Heinkel-Flugzeugwerken nach Rostock-Warnemünde. Dort wurden nicht nur Flugzeuge für die Luftwaffe hergestellt, sondern auch das erste Düsenflugzeug der Welt entwickelt. Zu den bekanntesten Flugzeugen, die in Rostock hergestellt wurden, gehört die Heinkel He 111.

    Helga Weidlich mit zehn Jahren in Radegast in Mecklenburg-Vorpommern.
    Helga Weidlich mit zehn Jahren in Radegast in Mecklenburg-Vorpommern. Foto: Ralf Lienert

    1944 kam Sohn Peter auf die Welt. Mit der Besetzung Rostocks durch sowjetische Truppen am 1. Mai 1945 floh die kleine Familie in die Heimat des Ehemanns, nach Karlsruhe. Dort kam das zweite Kind auf die Welt. 1954 starb Erich Greiner bei einem Verkehrsunfall. Die Witwe heiratete Anton Weidlich aus dem Egerland, mit ihm hatte sie in Karlsruhe zwei weitere Kinder. Trotz ihrer vier Kinder fand sie immer noch Zeit zum Lesen: „Ich war in einem Lesering und da gab es immer neue Romane.“ Ein gutes Gedächtnis hat sie sich bewahrt: „Ich hole mein Geld noch immer am Automat und weiß meinen Pin auswendig.“

    Mit 60 Jahren zog die Jubilarin ins Allgäu, erst nach Altusried, dann nach Kempten. „Das Allgäu ist so schön“, sagte sie jetzt zu Stadtrat Josef Mayr. Der Seniorenbeauftragte hatte sie mit Blumen überrascht. „Ich fühle mich wohl in Kempten.
    Der Rathausplatz gefällt mir gut.“ Seit 2002 wohnt sie bei der BSG Allgäu im Oberösch in ihren eigenen vier Wänden, freut sich über Anrufe ihrer Kinder und der drei Enkel.

    Stolz auf die eigene Familiengeschichte

    Früher hätten sie den Platz wahrscheinlich mit ihren Wachsmalstiften festgehalten: „Aber das ist längst vorbei.“ Sie genießt die Stadt auch so, isst gerne Fisch und geht mit den Kindern spazieren. Tochter Marianne Huber kam aus Fürth ins Allgäu. Ihren Pfälzer Dialekt hat sie bis heute behalten.

    Mit einem besonderen Geschenk wartete Enkel Raphael auf. Der 26-Jährige wohnt mit seinem Vater Peter in Linz in Oberösterreich und kam mit dem Flix-Bus nach Kempten. Vor einer Woche absolvierte er seine Prüfung zum Mediziner, was Oma und Papa sichtlich stolz machte: „Ich bin vor hundert Jahren in einfachen Verhältnissen im Deutschen Reich auf die Welt gekommen und du bist heute ein Doktor.“

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