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Krisenzeit ist Fortbildungszeit: Warum Allgäuer Firmen jetzt auf Weiterbildung setzen

Wirtschaft

Krisenzeit ist Fortbildungszeit: Warum Firmen jetzt auf Weiterbildung setzen

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    Aktuell gehen die Aufträge im Bau zurück - doch die Aussichten der Branche gelten als gut, heißt es von der HWK Schwaben. Meisterkurse seien daher weiterhin gut besucht.
    Aktuell gehen die Aufträge im Bau zurück - doch die Aussichten der Branche gelten als gut, heißt es von der HWK Schwaben. Meisterkurse seien daher weiterhin gut besucht. Foto: Jan Woitas (Symbolbild)

    Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft gilt als pessimistisch. Der ein oder andere wird da dem Impuls folgen, im eigenen Betrieb Kosten einzusparen. Allerdings sei es gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wichtig, in die Fortbildung von Mitarbeitenden zu investieren, sagen Unternehmensberater und Kammern aus der Region.

    Für Fortbildungen sprechen gleich mehrere Punkte, sagen Thomas Hengge und Nele Haasen von der Oy-Mittelberger Unternehmungsberatung Konteam. Ein besonders starkes: Fachkräftemangel. „Gerade für jüngere Menschen ist es bei der Entscheidung für ein Unternehmen wichtig, wie sie sich dort entwickeln können und was ihnen angeboten wird“, sagt Haasen. Das bestehende Team werde durch Fortbildungsangebote zudem stärker ans Unternehmen gebunden.

    Sparen in der Krise? Nicht am Personal...

    Vor allem, wenn es darum geht, junge Führungskräfte in ihrer neuen Aufgabe zu begleiten und zu unterstützen. Denn Führungskräfte lassen sich immer schwieriger finden: Was früher Prestige brachte, gilt heute vielen als Störfaktor in der Work-Life-Balance. Hier gezielt zu unterstützen, könne einen Unterschied machen, sagen Haasen und Hengge.

    Auch die aktuell pessimistische Lage selbst sei ein Grund, sich mit den eigenen Mitarbeitenden zu beschäftigen: Hengge und Haasen raten zu verstärkter interner Kommunikation, über die aktuelle Situation zu sprechen, über Emotionen und vor allem Strategien. „Es ist wichtig, den Fokus weg vom Negativen zu lenken und hin zum eigenen Handlungsspielraum“, sagt Haasen. Die eigene Selbstwirksamkeit zu erleben, helfe, schwierige Zeiten zu überwinden.

    Fachkräftemangel und Krise: Fortbildungen können Mitarbeitende binden

    Hinzu kommen ganz konkrete Umstände: Laut Hengge haben die Krankzeiten heuer in deutschen Unternehmen zugenommen. Gleichzeitig hätten Firmen, die Maßnahmen zum Thema Selbstwirksamkeit umgesetzt haben, ihre Fehlzeiten reduziert, so eine Studie der AOK.

    Aktuelle Geschehnisse in Deutschland und der Welt lösen bei manchen Menschen Ängste aus - in solch einem Zustand verfügen diese aber nicht mehr über ihre volle Aufmerksamkeit, Kreativität und Belastbarkeit. Diese Themen gemeinsam zu reflektieren, könne Entlastung schaffen. „Momentan haben wir eine erhöhte Anfrage nach Fortbildungen zum Thema Resilienz“, sagt Haasen. Konkret gehe es dabei um den Umgang mit Stress, Überlastung und Unsicherheit.

    Eine erhöhte Nachfrage nach Fortbildungen registriert etwa die IHK Allgäu. Laut Regionalgeschäftsführer Björn Athmer bieten sich Phasen von Auftragsflauten besonders an für Weiterqualifikationen. „Diese zusätzliche Zeit nutzen Firmen.“ Zudem zwinge der Fachkräftemangel ein Stück weit dazu: Durch Fortbildungen lassen sich vorhandene Kräfte einerseits im Unternehmen halten, andererseits für veränderte Aufgabenfelder qualifizieren. „Firmen müssen sich immer weiterentwickeln. Warten ist ein schlechter Ratgeber“, sagt Athmer auch mit Blick auf schwierige Zeiten.

    Die Krise entmutigt künftige Unternehmensinhaber nicht

    Bei der Handwerkskammer hält die Nachfrage nach Weiterbildung an - einen Großteil machen dort die Meisterkurse aus, sagt Sascha Schneider, Pressesprecher der HWK Schwaben. Der Meistertitel sei die Voraussetzung zur Selbstständigkeit. Aufgrund der vielerorts anstehenden Betriebsübergaben sei das ein großes Thema. „Findet sich kein neuer Chef, besteht die Gefahr, dass selbst gut dastehende Firmen zumachen müssen“, sagt Schneider.

    Bei der Frage, demnächst ein Unternehmen übernehmen zu wollen, spiele die derzeitige Wirtschaftslage freilich eine Rolle. Trotz vieler sorgenvoller Stimmen sei die Nachfrage nach Meisterkursen aber nicht zurückgegangen, sagt Schneider. Gerade für die derzeit schwächelnde Baubranche sehe er eine blühende Zukunft: Zwar ginge die Auftragslage zurück, doch angesichts von Energiewende mit Heizungsbau und etwa Gebäudesanierung sei ein großer Bedarf in dem Bereich absehbar. „Das Handwerk bietet eine gute Perspektive und sichere Jobs.“

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