Es ist schon spät. Kaum ein Mensch ist in der winterlichen Dunkelheit noch entlang der Iller in Kempten unterwegs. Nur ein großer Mann in dicker Jacke wankt über den Illersteg, er brüllt unverständlich, ist wohl betrunken oder anderweitig berauscht. Er läuft an mir vorbei, tut mir nichts, beachtet mich nicht einmal. Und doch: In den Sekunden zuvor, in denen er auf mich zukam, spiele ich die verschiedensten Szenarien in meinen Gedanken durch. Werden sich seine Schreie gleich an mich richten? Wenn er mich angeht, bin ich ihm auf jeden Fall unterlegen. Vielleicht will er auch nur etwas Geld von mir, oder ich soll ihm ein Bier zahlen? Solche Überlegungen kennen vielen Menschen, sagt Polizeisprecher Holger Stabik vom Präsidium Schwaben Süd/West: „Das subjektive Sicherheitsempfinden der Menschen und die tatsächliche Sicherheit gehen auseinander.“
Angst auf dem Heimweg im Dunkeln