Was fällt Ihnen zu Wechseljahren ein? Hitzewallungen, genau! Frauen blicken daher mit einer gewissen Unlust, wenn nicht gar Sorge oder Angst auf diese Phase ihres Lebens, die unweigerlich auf sie zukommt. Dabei hört das Wissen über das Klimakterium - so das Fachwort - meist auch schon bei den Hitzewallungen auf. Lisa Hengge aus Irsee möchte das ändern. Wissen ist Macht: Wer über die Veränderungen im eigenen Körper Bescheid weiß, kann auch etwas tun, um Beschwerden zu lindern. Bei Pro Familia in Kempten erklärte sie, was und wie.

Hengge war bereits im vergangenen Jahr Gast der Frauenaktionstage. Damals klärte die 36-Jährige über den Zyklus auf. Heuer waren im Seminar „Wilder Wechsel!?!“ die Wechseljahre an der Reihe. Mit 15 Teilnehmerinnen war der Workshop ausgebucht. Hengge ist Medizinische Fachangestellte, zertifizierte Beraterin für natürliche Empfängnisregelung und hat Lehramt studiert.
Ursache für Beschwerden: Hormonmangel
Die Vorphase der Wechseljahre beginne im Alter von etwa 38 Jahren und ende mit ungefähr 45, erklärte Hengge. Die Menopause sei die letzte Periode. Die Phase dazwischen ist die Perimenopause - sie dauert etwa zehn Jahre. Nach der letzten Blutung schließt sich dann die Postmenopause an. „Vorbereitung ist das A und O.“
Die Hormone Östrogen und Progesteron werden während der Wechseljahre in immer geringeren Mengen im Körper produziert. Denn sie steuern den Zyklus und werden dafür dann nicht mehr gebraucht. Allerdings seien die beiden Hormone für hunderte andere Funktionen im Körper wichtig, betonte Hengge. Es komme daher zu einem Hormonmangel, der zu Beschwerden führen kann.
„Auflistung des Schreckens“
Wie sich nun die Wechseljahre im eigenen Körper zeigen, sei sehr individuell. Starke Blutungen, mal kürzere, mal längere Zyklen, trockene Schleimhäute in Augen und Vagina, Hörsturz, Hitzewallungen, schlechter Schlaf, depressive Verstimmungen, Herzrhythmusstörungen, Gelenk- und Muskelschmerzen - all das sind mögliche Symptome. „Ich weiß, das klingt wie eine Auflistung des Schreckens“, sagte Hengge. „Ich möchte euch daran einfach zeigen, wie wichtig es ist, gut für sich zu sorgen.“ Denn wie schwer sich Frauen in den Wechseljahren tun, sei auch eine Frage des Lebensstils.
Ernährung: Es sei sehr wichtig, dass das Zusammenspiel von Leber, Darm und Blutzucker während der Wechseljahre gut funktioniere, sagte Hengge. Denn die Leber sei beteiligt am Hormonabbau. Lebensmittel mit Bitterstoffen, wie bestimmte Salate, helfen dem Organ bei der Arbeit. Alkohol bremse sowohl Leber als auch Darm. Gemüse, Nüsse und Vollkornprodukte tragen hingegen zu einer gesunden Darmfunktionen bei, denn sie enthalten Ballaststoffe.

Lisa Hengge rät in Kempten: „Bewegung hilft bei allen Beschwerden“
Bewegung: „Regelmäßige Bewegung kann alle Wechseljahr-Beschwerden lindern“, betonte Hengge. Ein moderates, kontinuierliches Training sei dabei völlig ausreichend. Und: „Lieber jetzt anfangen als gar nicht.“
Entspannung: „Wir brauchen eine Sache, die uns runterbringt“, sagte die Workshop-Leiterin. Welche das sei, bleibe jeder Frau selbst überlassen. Das könnten ein paar Atemzüge mit Bauchatmung nach einer aufreibenden, stressigen Situation sein. Aber auch Yin Yoga oder Kneippen sei hilfreich. Ebenfalls wichtig: ausreichend Schlaf (acht bis zehn Stunden).
Frauen müssen immer wieder um Tests beim Arzt kämpfen
Unterstützung: Je nach Beschwerden könne es nötig werden, den Hormonmangel auszugleichen. Dafür gebe es sogenannte bioidentische Hormone aus Pflanzen, die den körpereigenen exakt nachempfunden seien, erklärte Hengge. Ansprechpartner sei Frauenärztin oder -arzt, denn vor der Behandlung sei es nötig, den Hormonstatus zu ermitteln.
„Ich habe zweimal beim Arzt nach einem Hormonstatus gefragt und bin zweimal abgewiesen worden“, berichtete eine Teilnehmerin. „Ich habe deswegen den Arzt gewechselt“, sagte Nicola Volderauer. Ihre neue Ärztin habe als erstes den Hormonstatus ermittelt und sie dann entsprechend behandelt. „Ich fühle mich wie ein neuer Mensch, ich kann wieder schlafen, ich habe wieder ein Leben“, sagte die 48-Jährige. Das ganze Theater um ihre Wechseljahre wäre ihr erspart geblieben, wenn sie Hengges Seminar vor zehn Jahren hätte besuchen können.
Wechseljahre: Mehr darüber sprechen
„In der Gynäkologen-Ausbildung werden die Wechseljahre nur gestreift“, erklärte die Seminar-Leiterin. Wer sich damit auskenne, habe sich das also selbst „drauf geschafft“. Ihr Rat: „Man muss sich stark machen beim Arzt, sich wappnen.“ Teilnehmerin Michelle Karg hat solche Erfahrungen noch nicht gemacht. „Aber man hört immer so viele Horrorgeschichten“, sagte die 44-jährige Kemptenerin. Sie habe deshalb das Seminar besucht. „Um Infos zu bekommen, damit ich vorbereitet bin. Jede Frau muss da durch. Es wird viel zu wenig darüber gesprochen.“
Die Frauenaktionstage dauern noch bis Dienstag, 18. März. Das Programm ist abrufbar unter www.kempten.de/FrauenAktionstage
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