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Kempten
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Weihnachtskantate in Kempten: Stürmischer Beifall für die Aufführung des Werks von Andreas Begert im Fürstensaal.

Weihnachtsmusik in Mundart

Volksmusik in heutigem Gewand – humorvoll und gesellschaftskritisch

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    Der Chor der Klosterkirche St. Anton in Kempten, „CreaVoce“ , sang bei der Aufführung der Weihnachtskantate von Andreas Begert.
    Der Chor der Klosterkirche St. Anton in Kempten, „CreaVoce“ , sang bei der Aufführung der Weihnachtskantate von Andreas Begert. Foto: Ralf Lienert

    „Heid, ja, heid is a scheena Dog, weil da Jesus Geburtsdog hod!“ In so froher, ausgelassener Stimmung eines oberbayerischen Zwiefachen tönt am Schluss der Chor samt Solisten, Pianist und Geigerin. Es ist eine Weihnachtskantate mit ganz eigenem Charme, die den Fürstensaal der Kemptener Residenz leuchten lässt. „Vom Himme hoch“ heißt sie in mundartlichem Anklang, 2023 komponiert von Andreas Begert. Der 34-jährige Erdinger ist bei den beiden Aufführungen im Fürstensaal mit jeweils 200 Besuchern auch als Erzähler und Klavierbegleiter aktiv, ein freundlich strahlender Wuschelkopf, der links außen am Flügel sitzt, zum Mikrofon greift und grummelt: „Schee, dass do seids, liabe Leit! I bi koa Dichta, a koa Pfarra oda schtudieta Theolog. A weng Philosoph scho …“

    Als Allgäuer hat man ja kein Problem mit dem Dialekt der Münchner Gegend, wo Begert aufgewachsen ist. Auch das fidel aufgelegte Chor-Ensemble „CreaVoce“ – sieben Männer, vierzehn Frauen, Leiter David Wiesner singt im Bass mit – ist schon mit dem Intro-Song recht schmissig auf bayerisch gestimmt: „Blauweißer Himme und i schau noch obn …“ Ohnehin kein Problem für die kristallklare Profi-Sopranistin Lisa Orthuber sowie für Daniel Holzhauser, den kernig-kraftvollen Solo-Bariton.

    Ein fetziges Lied ertönt auch noch als Zugabe

    Mit Anna Godelmann an der Violine spielt Begert am Flügel öfter stimmungsvolle Intermezzi. Etwa wenn der Josef sich mit seiner Maria gedankenvoll auf den Weg macht: „Und auf amoi soi i da Baba sei …“ Oder wenn im Stall zu Bethlehem das fetzige Lieblings-
    und Zugabe-Lied des CreaVoce-Chors aufklingt, mit lebendig-lustigem Stimmen-Wechsel: „I bin da Ochs / und i da Esl / i sog ned vui / und i ‚ia!‘…“

    Krass krachig aber setzen Klavier und Geige ein, bevor Maria und Josef vor verschlossenen Türen stehen und der Chor schreit: Hoilt! Olles voi, voller Leid …“ Wieder einmal kommentiert da Komponist Begert das biblische Geschehen mit aktuellem Bezug: „Wia dads uns geh, wenn ma koan Blatz kriang dadn?“ Schon am Anfang hat er seine Rolle als „Erzähler“ klargemacht: „I hupf narrisch hin und her“, sagt er, nämlich zwischen Weihnachts-Erzählung, nostalgischen Erinnerungen an seine Kindheit mit dem Opa und heutigen, gesellschaftskritischen Gedanken.

    Die Zeit vergeht, die Liebe bleibt, sagt der Opa

    Den Opa lässt Begert weise alte lateinische Sprüche sagen. Etwa „Tempus fugit, amor manet“ – die Zeit vergeht, die Liebe bleibt. Und er selbst gibt sich beim Anschauen des Lichts über Bethlehem durchaus kritisch, nachdenklich: „I frog mi, was is, wenn mir nimmer san? Es muaß wos gem, a größere Macht – und des Weihnachtsfest gheat dazua.“ Keine Frage, dass auch seine überaus charmant vorgetragene, kunstvoll und eingängig komponierte Mundart-Kantate dazugehören kann. Als Beispiel echter Volksmusik in heutigem Gewand. Stürmischer Beifall im Stehen.

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