Startseite
Icon Pfeil nach unten
Marktoberdorf
Icon Pfeil nach unten

Abwarten und Milch trinken? „Nicht mit uns“

Marktoberdorf

Abwarten und Milch trinken? „Nicht mit uns“

    • |
    • |
    Landfrauentag
    Landfrauentag Foto: Stefanie Gronostay

    Die Stimmung im Modeon Marktoberdorf ist an diesem Tag gut. Trotz allem. Der Saal ist voll besetzt. Ilse Aigner sagt, sie komme immer gerne ins Ostallgäu. „Meine Zeit als Landwirtschaftsministerin ist schon eine Weile her, aber ich kenne das Ostallgäu gut“, sagt sie. Die Landtagspräsidentin hat an diesem Tag viele Themen mitgebracht, die ihr wichtig sind. Doch eine Botschaft liegt ihr ganz besonders am Herzen: „Sie haben mich an Ihrer Seite“, sagt sie unter großem Applaus. „Ich wehre mich mit aller Macht dagegen, dass ein ganzer Berufsstand in Geiselhaft genommen wird.“ Es sind Worte wie diese, die den anwesenden Landwirten und Bäuerinnen guttun. Sie empfinden sie als dringend notwendig in einer Zeit, die von Skandalen überschattet wird.

    „Missstände und schwarze Schafe gibt es überall“, sagt Kreisbäuerin Fischer. Doch die Bauern treffe es besonders schlimm. Die Akzeptanz, Wertschätzung und das Vertrauen der Gesellschaft in die Arbeit und die Lebensmittel der Landwirte gehe verloren. „Was können wir tun?“, fragt Fischer. Abwarten und Milch trinken? „Nicht mit uns. Wir müssen uns positiv positionieren“, sagt die Kreisbäuerin. Bauern müssten wieder Vertrauen schaffen. „Wir müssen unsere Nachbarn und auch uns selbst wieder davon überzeugen: Wir lieben unserer Arbeit.“ Fischer fordert, aktiv auf die Menschen zuzugehen und das Gespräch zu suchen.

    Auch Aigner appelliert an den Dialog untereinander. Bei vielen Diskussionen spielen weniger Fakten und Kenntnisse eine Rolle, sondern eher Emotionen. „Da ist es immer gut, Ansprechpartner wie die Landfrauen zu haben, die nicht übereinander, sondern miteinander reden“, sagt Aigner. Auch zu Volksbegehren und der Düngeverordnung bezieht Aigner Stellung: „Die Verordnungen sind nicht immer an der Praxis orientiert“, kritisiert Aigner. Sie bezeichnet die Landwirte als „unverzichtbaren Partner“ für die Gestaltung der Region. Landfrauen packen vor Ort an, gestalten mit – sowohl im Betrieb, als auch im Ehrenamt, sagt sie. „Und das ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.“

    Aigner fordert mehr Respekt für die ländlichen Regionen, in denen durchaus etwas geboten ist, wie sie sagt. „Sie sind echt Multi-Talente und leisten einen großen Beitrag.“ So sind die Landfrauen einer der größten Bildungsträger in der Region. Mit dem bayernweiten Projekt „Landfrauen machen Schule“ zeigen sie Jugendlichen, dass es Regionalität gibt und das Essen nicht nur aus Fertigprodukten besteht. „Es ist wichtig, dass die Landfrauen als Praktikerinnen auf den heimischen Bauernhöfen miteinbezogen werden“, sagt Aigner. Landwirte könnten die Alltagskompetenz besser vermitteln. „Wir müssen dem Nichtwissen entgegentreten und zeigen, dass sich Landwirtschaft entwickelt hat.“

    Und dann erzählt Aigner von ihrer Begegnung mit Günther Jauch und einem alten Bier. 2011 tranken Aigner und Jauch in einer Fernsehshow ein Bier, das seit fünf Jahren abgelaufen war. „Es war geschmacklich ausbaufähig, aber gesundheitlich nicht gefährdend.“ Diese Geschichte steht für vieles, was Aigner fordert. Es müsse über den Wert von Lebensmitteln informiert werden, sagt die Landtagspräsidentin. Lebensmittel sollten nicht weggeschmissen und verschwendet werden. „Denn in ihnen steckt die Kraft der Böden und die Arbeit der Bauern“, sagt Aigner.

    Dass es nichts Schöneres gibt als ein Glas frische Milch, findet auch Fischer. „Seid stolz drauf“, sagt sie zu den Landfrauen. „Lächelt stolz, auch wenn es nicht immer leicht fällt.“ Nur so könne das Vertrauen der Gesellschaft zurückgewonnen werden.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden