"Was? Niemand? Ja bin ich denn hier auf einer Insel von Menschen, die sich nicht für Fußball interessieren?" Bischof Bertram Meier stand etwas irritiert am Ambo in der Marktoberdorfer Stadtpfarrkirche St. Martin. Naja, die deutsche Elf spielt bei der Europameisterschaft nun einmal erst um 21 Uhr, da ist das Spiel erst um 23 Uhr zu Ende - und am nächsten Tag ist Schule. "Nun aber mal die Hände nach oben", forderte der Geistliche auf. Und tatsächlich: Unter dem Schmunzeln der Gottesdienstbesucher hoben ein paar Mädchen und Buben dann doch den Arm, nachdem sie sich per Blickkontakt mit den Eltern die Genehmigung zum Schauen eingeholt hatten. Doch deshalb war der Bischof nicht nach Marktoberdorf gekommen. Er wollte die 50 Jugendlichen firmen, darum bitten, dass sie beseelt werden vom Heiligen Geist. Denn der sei sehr wichtig im Leben. Nicht nur beim Fußball.
Das haben ein Fußball und ein Christ gemeinsam
Dabei hielt er einen Spielball in die Höhe. Zusammengefallen war er. Die Luft war raus. Die Luft ist raus: Genau das aber solle den Firmbewerbern in ihrem Leben nicht passieren. Sie sollen erfüllt sein vom Heiligen Geist. "Ein Ball ohne Luft ist wie ein Christ ohne Heiligen Geist", verdeutlichte er. Und der soll im Festgottesdienst in die Kinder einziehen. "Und dazu bin ich heute quasi die Luftpumpe", sagte das Augsburger Kirchenoberhaupt.

"Mit der Firmung ernenne ich Euch zugleich zu Botschafterinnen und Botschafter des Friedens, sagte der Bischof. Angesichts der Unruhen und Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen, in Afrika sei es wichtig, in der eigenen Umgebung Frieden zu stiften: in der Schulklasse, bei Freunden, in der Familie.
Was Bischof Bertram Meier den Jugendlichen wünscht
Er wünschte ihnen auch den Geist der Weisheit und des Wissens. Wissen, sagte er betreffe den Kopf, die Weisheit komme aus dem Herzen. "Sucht Menschen, die es wirklich wert sind, dass Ihr ihnen vertraut", forderte er und sagte weiter: "Schaut im Internet genau hin und denkt darüber nach, wie viel Privates ihr ins Netz stellt. Denn das Internet vergisst nie." Die Jugendlichen sollten auch den Mut finden, Fragen zu stellen, Kritik und Zweifel zu äußern in ihrem Umfeld und auch an der Kirche. "Wir werden Euch bei den Antworten nicht nach dem Mund reden, aber wir meinen es gut mit Euch."
Warum der Kaplan beim Gottesdienst gefehlt hat
Mut und Stärke seien auch Eigenschaften, die der Heilige Geist mit der Firmung übertrage. Denn es gehöre "heutzutage Mut dazu, sich zum Herrn zu bekennen". Insofern äußerte sich Bischof Bertram Meier sehr dankbar, wenn sich Jugendliche in der Kirchengemeinde engagierten, sei es als Ministranten, Gruppenleiter oder im Jugendchor, der den Gottesdienst feierlich umrahmte. Es brauche Mut, gegen den Strom des Zeitgeistes zu schwimmen. Doch nur wer gegen den Strom schwimme, erreiche auch die Quelle. Die Firmpaten rief er auf, den Mädchen und Buben treue Begleiter im Leben und im Glauben zu sein - getragen vom Heiligen Geist: "Dieser Geist der Rückenwind, den wir alle brauchen."
An der Seite von Bischof Bertram Meier standen beim Gottesdienst Pfarrer Oliver Rid und Diakon Elmar Schmid. Kaplan Stefan Riedel musste passen. Er hatte einen Fahrradunfall, auch der Bischof wünschte gute Besserung.
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