Er muss enorm beliebt gewesen sein, denn zu seiner Beerdigung folgten Hunderte seinem Sarg. Der Arbeitskreis Heimatkunde erinnerte bei einer Führung durchs Heimatmuseum an Pfarrer Johann Baptist Erhard, der vor 70 Jahren am 12. September 1955 im Kreiskrankenhaus Obergünzburg starb.
Wie in der Tageszeitung „Der Allgäuer“ von 1955 zu lesen ist, war der Geistliche mit einer schweren Venenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Doch eine akute Lungenembolie folgte nach wenigen Tagen, von der sich der Priester nicht mehr erholte. Das Herz versagte.
Die Nachricht vom Hinscheiden des Pfarrherrn löste im Markt große Bestürzung und Trauer aus. Noch am selben Tag erfolgte in einem großen Trauergeleit die Überführung vom Krankenhaus in die Pfarrkirche, wo die Bevölkerung während der Aufbahrung des Leichnams auf einem Katafalk Abschied nehmen konnte von ihrem Seelsorger, dem sie so viel an seelischer Erbauung und religiöser Betreuung zu verdanken haben. Tausende Pfarrkinder, so zu lesen in der Allgäuer Zeitung vom 15. September 1955 defilierten am Katafalk mit dem aufgebahrten Leichnam vorbei, an dem Kolpingsöhne die Totenwache hielten.
Eine Venenentzündung war Auslöser für den Tod des beliebten Pfarrers
Domdekan Dr. Vierbach aus Augsburg hielt das feierliche Requiem, assistiert von Pfarrer Hörmann aus Ebersbach und Pfarrer Landherr aus Illertissen, der früher Kaplan in Obergünzburg war. Zur gleichen Zeit wurden von weiteren Konfratres (geistlichen Mitbrüder) an den drei Seitenaltären in der Pfarrkirche Nebenmessen gelesen.

Ergreifend brachten Kirchenchor mit Orchester unter Leitung von Josef Schmid das e-Moll-Requiem von Kaspar Ett zu Aufführung, dem sich am Ende der Feier das „Libera“ von Johannes Verhulst anschloss.
Nach der Einsegnung setzte sich ein außerordentlich großer Trauerzug mit mehreren hundert Bürgerinnen und Bürgern, darunter 70 Priester, unter Vorantritt der Fahnenabordnungen über den Stationenweg zum Bergfriedhof in Bewegung. Sechs Kolpingsöhne trugen den weißen Sarg auf ihren Schultern. Kinder der Pfarrsingschule begrüßten ihren verstorbenen Religionslehrer mit einem Choral am Friedhofseingangstor.
Viele Obergünzburger Würdenträger lobten den außergewöhnlichen Seelsorger
Am offenen Priestergrab nahmen neben Dekan Geistlicher Rat Metzger mit allumfassenden Worten auch zahlreiche Freunde, Amtsbrüder und Vertreter offizieller Körperschaften Abschied von einem außergewöhnlichen Seelsorger und Menschen. Bürgermeister Anton Ullinger sprach auch im Namen der Bürgermeister aus den Nachbargemeinden, für Landkreis und Landrat Regierungsrat Pinegger, für die evangelische Kirchengemeinde Pfarrer Klinger. Auch Schulleiter Herreiner und Vertreter zahlreicher Vereine und Institutionen des Marktes würdigten die großen Verdienste mit ergreifenden Worten und legten als Zeichen der großen Wertschätzung Kränze und Blumen an sein Grab.
Das Obergünzburger Blasorchester spielte die Komposition „Zum Abschied“ von Johannes Brahms und der Kirchenchor mit Bläserbegleitung spielten abschließend der Begräbnisfeier mit Chorälen und erinnerten damit an die außerordentlichen Verdienste des verstorbenen Pfarrherrn als einen der großen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts und der Zeitgeschichte des Marktes Obergünzburg.
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