Gute Nachrichten für alle „Ette“-Badegäste: Dank des vielen Regens in den vergangenen Tagen ist der über vier Hektar große Ettwieser Weiher in Marktoberdorf inzwischen doch fast vollgelaufen. „Drei Zentimeter“ fehlten nach Angaben der Stadtverwaltung am Dienstagnachmittag nur noch zum Überlauf. Auch das sogenannte „Ette“-Biotop, also der den beliebten Badesee umgebende, ebenfalls fast vier Hektar große Schilfgürtel mit seinen (Wasser-)Vögeln, Libellen und Kleintieren sei nun gut befeuchtet.
Kompromiss zahlt sich aus
Damit zahlt sich der Kompromiss aus, den Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell jüngst für die Stadt mit der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt und dem Wasserwirtschaftsamt schloss (wir berichteten): Nämlich den See und den Schilfgürtel mithilfe des Regenwassers „verantwortungsvoll aufzustauen“ und dabei darauf zu achten, dass der angrenzende Ettwieser Bach nicht austrocknet. Bei derzeitigem Wasserstand und Sonnenschein stünde einem Badevergnügen momentan also nichts entgegen.
Ursprünglich hatten die Naturschutzbehörden zum Schutz der Bachmuschel dort eine Wasserabgabe vom See in den Bach in einer Menge gefordert, die den Aufstau des Weihers nahezu unmöglich gemacht hätte. Laut Stadt kommen an dem Badegewässer nun auch die Baken und die Holzbretter weg, die aus Sicherheitsgründen an den Trittleitern der Stege befestigt waren.
Über große Resonanz freuen sich die Initiatoren der Unterschriftenaktion „Rette den Ette“. Ein paar tausend Menschen unterschrieben in den vergangenen zwei Wochen für den Erhalt des Weihers, der seit 1952 in der heutigen Form als Badesee genutzt wird. Die Unterschriften sollen nach Auskunft von Franz-Josef Fendt von der Initiative Stadtentwicklung Marktoberdorf (ISM) trotz des von Hell erzielten Kompromisses an Landrätin Maria Rita Zinnecker übergeben werden. „Es geht darum, ein Zeichen zu setzen: In einer Demokratie sollte auf die Bürgermeinung gehört werden“, sagt Franz-Josef Fendt.
Neben der ISM stehen der Aktionskreis und mehrere Stadtratsfraktionen hinter der Aktion. Doch bei Fendt liefen viele Fäden zusammen, und bei ihm liegen jetzt schon über 2700 Unterschriften. Darunter seien auch viele Unterzeichner aus Umlandgemeinden sowie dem Kaufbeurer Gebiet, sagt Fendt – und das, obwohl nur am Ette und in Geschäften vor Ort Listen auslagen, und keine „Protestaktionen“, etwa auf Märkten, stattfanden. „Wer unterschrieben hat, hat das aus tiefstem Herzen getan“, sagt Fendt. Die nächsten Tage werde noch weiter gesammelt.
„Mehr auf die Bürger hören“
Fendt initiierte schon vor Jahren die – vergebliche – Aktion „Rette die Geburtenabteilung“ des mittlerweile abgerissenen Krankenhauses mit. „Das hat mich gelehrt, wie schwierig es ist, Behörden vom Bevölkerungswillen zu überzeugen“, sagt er. „Dabei sollten sie mehr auf die Bürger hören.“ Oft sei das eine Frage des anständigen Umgangs. Fendt kritisiert, wie plötzlich die Vorgabe der Unteren Naturschutzbehörde gekommen sei, zugunsten der geschützten Bachmuschel den Bach zu bewässern.