Der Niederbayer Mayerhofer veranschaulichte plakativ, wie sich die Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Ansprüchen und globalen Märkten befinde. Einerseits werde Pflanzenschutz als Gegensatz zu Klimaschutz angesehen, Nitratbelastung in Fließgewässern beklagt und Artenschwund bedauert.
Andererseits gehe die Produktion dorthin, wo sie am kostengünstigsten ist. Beispielsweise, so sagte Mayerhofer, kauften sich Milliardäre wie Clemens Tönnies, Inhaber von Deutschlands größtem Schweine-Schlachtbetrieb, in Russlands Ländereien ein. Die Wertschöpfung gehe somit an der Bevölkerung vorbei. Außerdem müssen binnen zehn Jahren wesentlich mehr Nahrungsmittel für die Weltbevölkerung erzeugt werden, betonte Mayerhofer: „Das weiß der Putin auch.“
Wie aber können die hiesigen Landwirte an der Wertschöpfung teilhaben? Mayerhofer riet, moderne Medien zu nutzen, „Influencer“ für die Landwirtschaft zu werden, Direktvermarktung zu betreiben, Netzwerke zu bilden und eine Sprache mit positiven Formulierungen zu sprechen. Vor allem aber: „Nicht jammern, das kommt ganz schlecht an!“, erklärte Mayerhofer.
Es sei dringend nötig zu handeln, auch beim Artenschwund, denn „die Thematik ist noch lange nicht ausgestanden“, sagte der „Landwirt des Jahres 2017“. „Das liegt auch in unserer Verantwortung. Wir bearbeiten schließlich 50 Prozent der Fläche.“ Die Landwirte dürften zur Bevölkerung auch nicht sagen „Ihr seid dumm und wir schlau“. Vielmehr gelte es eben, alternative Lösungen zu suchen, Marktnischen zu nutzen und die Landwirtschaft positiv nach außen darzustellen.
Danach trug Mayerhofer noch eine provokante Überlegung vor, die er an Aussagen des „Club of Rome“ anknüpfte: Vielleicht sollte die Agrarwirtschaft als Ziel nicht nur eine extrem erhöhte Leistungssteigerung anstreben, sondern mehr versuchen, die Landwirtschaft mit gesellschaftlichen Vorstellungen zusammenzubringen. Es gelte, die Welt auch einmal aus dem Blickwinkel anderer zu betrachten. Das beschrieb Mayerhofer mit seinem Spruch: „Wer am Sonntag Gülle fährt, hat ein Siebtel Fläche zu viel!“
Stellvertretender Landrat Wolfgang Hannig lobte den vlf als Bildungsnetzwerk der Landwirtschaft, das der Branche durch Bildung und Erfahrung helfe: „Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel!“
Kreisbäuerin Karina Fischer äußerte sich stolz darüber, dass sich so viele Landwirte bei den Demonstrationen der Landwirte-Bewegung „Land schafft Verbindung“ beteiligten. Man brauche aber künftig auch Bäcker, Metzger und Co., die auf die Straße gingen. Auch der frühere vlf-Kreischef Josef Schorer betonte, dass der Zusammenschluss „Land schafft Verbindung“ sehr erfolgreich in der Öffentlichkeit erschienen sei. Und vlf-Kreischef Josef Müller bekräftigte, dass es „beim geilsten Beruf der Welt“ nur in Zusammenarbeit von Bauernverband BBV, BDM (Bund deutscher Milchviehhalter) und „Land schafft Verbindung“ vorangehe.
Dr. Paul Dosch trug den vlf-Geschäftsbericht des vergangenen Jahres vor. Drei Landwirtschaftsschüler des dritten Lehrjahres unterstützten ihn. Dosch und Müller ehrten zudem eine lange Reihe von Landwirten, die seit 30, 50 und 60 Jahren vlf-Mitglied sind. Das silberne Verbandsabzeichen erhielt Lorenz Kreuzer aus Germaringen, und als frisch gebackene Landwirtschaftsmeister des Jahres 2019 wurden zehn Bauern geehrt (siehe Infokasten).