Startseite
Icon Pfeil nach unten
Marktoberdorf
Icon Pfeil nach unten

Georgiritt auf dem Auerberg: 100 Jahre Pferdefreuden und Glaubensfeier

Gelebte Tradition

Heute: Es ist wieder Georgiritt auf dem Auerberg- diesmal mit Jubiläum

    • |
    • |
    • |
    Vor 100 Jahren gab es zum ersten Mal auf dem Auerberg einen Georgiritt. Bis heute hat sich diese Tradition erhalten, die jedes Jahr viele Zuschauer anzieht. Am Sonntag ist der Jubiläumsritt.
    Vor 100 Jahren gab es zum ersten Mal auf dem Auerberg einen Georgiritt. Bis heute hat sich diese Tradition erhalten, die jedes Jahr viele Zuschauer anzieht. Am Sonntag ist der Jubiläumsritt. Foto: Stefan Fichtl (Archiv)

    Tausende zieht es jedes Jahr an einem bestimmten Tag auf den Auerberg. Die einen zum Beten, die anderen, um dieses prächtige Ereignis und Zeugnis des Glaubens einfach mal hautnah mitzuerleben, die dritten wollen beides: pilgern und genießen. Am Sonntag, 27. März, ist es sogar ein besonderer Georgiritt, denn dieses Brauchtum wird seit nunmehr 100 Jahren gelebt.

    Pferde und Auerberg gehören schon seit den Römern zusammen

    Pferde und Auerberg: Das gehört seit Jahrhunderten zusammen. Bereits die Römer, die dort lebten, dürften Pferde besessen haben. In der neueren Zeit wurden die Tiere auf den umliegenden Bauernhöfen zur Arbeit genutzt, um die Weiden und Felder in der schwierigen Hanglage überhaupt bewirtschaften zu können. Auch in diversen Sagen über die Region spielen Rösser eine wichtige Rolle. Eine Person, die stets mit Pferd dargestellt ist und aus dem Sattel heraus den Drachen bezwingt als Zeichen des Sieges des Guten über das Böse, ist Sankt Georg – Patron der Ritter und Soldaten, der Pfadfinder, Fechter und Bogenschützen.

    Warum also am Auerberg nicht beides miteinander verbinden: ein Umritt zu Pferde zu Ehren des Heiligen, ein Georgiritt. Über diesen Vorschlag von Schützenmeister Georg Lipp aus Eschach wurde vor 100 Jahren diskutiert, als die Männer des Schützenvereins Auerberg im „Gasthaus zum schwäbischen Rigi“, besser bekannt als Stechele, zusammensaßen. Kurz darauf gab es eine Versammlung aller Pferdebesitzer aus den Gemeinden Bernbeuren und Stötten. „Schon nach kurzer Aussprache waren sich alle einig, daß jeweils am Tag des Patroziniumsfestes auf dem Auerberg ein Georgiritt stattfinden sollte“, heißt es in der Chronik.

    Dieser Mann spielte vor 100 Jahren zum ersten Mal den heiligen Georg

    Zum ersten Mal zogen sie am 25. April 1925 zur Georgskirche auf den Auerberg, wo der Bernbeurer Geistliche, Kammerer Weishaupt, den Gottesdienst mit ihnen feierte. Nach der Segnung der Pferde auf dem Weiheplatz zogen die Reiter um die Kirche, allen voran Georg Waibl aus Eschach als heiliger Georg, begleitet von Darstellern römischer Soldaten. 118 Reiter samt Musikkapelle waren beim ersten Georgiritt dabei.

    Schon ein Jahr später richtete sich die Einladung an weitere umliegende Gemeinden. Der Zuspruch hielt sich allerdings in Grenzen. Nur Burggen nahm das Angebot an. 1927 war der Georgiritt bereits auf 156 Mitwirkende gewachsen, 8000 Zuschauer waren gekommen. In seiner Hochzeit, bevor moderne Traktoren in die Landwirtschaft einzogen und jedes Gehöft noch mindestens ein Pferd besaß, stellte die Bauern aus Bernbeuren rund 350 Pferde.

    Das Fest hatte sich etabliert, weshalb es am 20. März 1932 zur Gründungsversammlung des Georgirittvereins Auerberg kam. Den Vorsitz bekam Rudolf Schwarz übertragen. Drei Jahre später wurde die erste Bergfahne des Vereins geweiht.

    Der Zweite Weltkrieg ging auch am Georgiritt nicht spurlos vorüber. So gab es 1940 statt eines Rittes ein Bittgang für die gute Heimkehr der Soldaten. Es dauerte bis zum 27. April 1947, bis wieder ein Georgiritt stattfinden konnte. 120 Reiter beteiligten sich daran.

    Pferde wurden immer mehr von den Höfen verdrängt. Das wirkte sich auch auf den Georgiritt aus. 1965 war die Zahl der Pferde auf 37 gesunken. Doch die Auerbergler wollten die Tradition nicht aufgeben. Sie hielten an den Pferden fest. Deshalb ist der heutige Vorstand des Vereins froh, dass sie wieder genug Pferde stellen können.

    So läuft der Georgiritt auf dem Auerberg ab

    Einige wenige Mal musste er Ritt in den vergangenen Jahrzehnten abgesagt werden. Meist war schlechtes Wetter der Grund: Entweder hatte es zu viel geregnet und den Untergrund aufgeweicht, was für die Pferde sehr gefährlich gewesen wäre, oder es hatte an der auf gut 1000 Metern hoch gelegenen Kirche geschneit. In jüngste Zeit durfte der Georgiritt zweimal wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Das ist diesmal anders. Die Einschränkungen gelten längst nicht mehr und laut Vorhersage soll am Sonntag bei leicht bedecktem Himmel die Sonne scheinen. Beste Voraussetzungen also für den Jubiläumsritt. Er beginnt also am 27. April um 10 Uhr.

    Der Pfarrer wird abgeholt und von den Fahnenabordnungen zur Kirche begleitet. Parallel formieren sich drei Reiterzüge, die Reiter tragen ihre Festtagstracht. Die Auerberger Fanfarenbläser leiten dann zur Feldmesse über. Dazu gehören der Georgschwur, vorgetragen vom Männerdreigesang Bernbeuren, und die Pferdesegnung, stellvertretend für alle Haustiere. Im Anschluss folgt wie einst der feierliche Ritt – wie damals einmal rund um die Kirche, das höchstgelegene Gotteshaus im Bistum Augsburg.

    Begleitend dazu gibt es im Auerbergmuseum bis zum 1. Juni eine Ausstellung. Sie kann samstags, sonntags und an Feiertagen von 14 bis 16 Uhr besichtigt werden.

    Weitere Nachrichten aus Marktoberdorf und dem Ostallgäu lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare

    Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.

    Registrieren sie sich

    Sie haben ein Konto? Hier anmelden