Eine Holz-Vulva bei Ruderatshofen, ein Holz-Penis bei Bertoldshofen: Der Trend im Allgäu, solche Skulpturen auf Kreisverkehren oder an Straßen aufzustellen, ist auch in Marktoberdorf und Umgebung angekommen. In den Sozialen Netzwerken wurden die Werke meist humorvoll aufgenommen. Und selbst Marktoberdorfs Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell scherzte über den Holz-Penis in Bertoldshofen: „Wenn es Wurzeln schlägt und noch etwas wächst, wird ja vielleicht mal noch ein Maibaum daraus.“ Doch jetzt sind beide Skulpturen wieder verschwunden – und Polizei und Behörden raten von weiteren Aktionen ab.
Zwar ist es nicht strafbar, wenn man ein solches Werk aufstellt, sagt Raphael Weppner, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West. Für die Polizei bedeuten solche Aktionen aber auch Arbeit. „Wir müssen prüfen, ob solche Skulpturen eine Gefährdung für den Verkehr darstellen“, sagt er. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn eine Skulptur im Kreisverkehr nicht im Boden befestigt ist und somit auf die vorbeifahrenden Autos fallen könnte. Oder wenn ein solches Kunstwerk ein Straßenschild verdeckt, dann muss es ebenfalls weg. „Bisher hatten wir solche Fälle im Allgäu aber noch nicht.“
Holzpenisse im Allgäu: Eine Straftat ist es nicht, trotzdem rät die Polizei ab
Auch wenn das Aufstellen keine Straftat ist, rät Weppner davon ab. Wer dabei von der Polizei erwischt wird, der wird garantiert von den Beamten darauf angesprochen. Denn auch wenn die Aktionen oft spaßig gemeint sind und niemandem schaden sollen: Die Dienststellen hätten auch nicht übermäßig Personal. Und wenn die Beamten mit solchen Dingen beschäftigt sind, nehme ihnen das die Kapazität für andere Einsätze.
Im Falle der Holz-Vulva bei Ruderatshofen hat das Landratsamt den Abbau veranlasst. Denn der Kreisverkehr, auf dem sie stand, gehört dem Landkreis. Aus Gründen der Verkehrssicherheit hatte das Landratsamt die Skultpur kürzlich entfernt. Sie war erst wenige Tage zuvor dort aufgestellt worden. Es war die erste Holz-Vulva im Allgäu, nachdem zuvor zahlreiche Holz-Penisse in der Region aufgetaucht sind. Wer hinter der Aktion steckt, ist laut dem Ruderatshofener Bürgermeister Johann Stich nicht bekannt. Genauso wenig wie die Frage, welche Motivation dahinterstand.
Holz-Vulva in Ruderatshofen: Landratsamt Ostallgäu entfernt die Skulptur
Nachdem das Landratsamt die Vulva entfernt hatte, sollte es erst als Brennholz genutzt werden. Doch nun wurden die Pläne geändert: Die Eigentümer sollen die Chance bekommen, sie in der Gemeinde abzuholen, teilte ein Sprecher des Landratsamtes auf Anfrage mit. Deshalb steht die Holz-Vulva jetzt im Bauhof der Gemeinde Ruderatshofen – als „Fundsache“.
Sechs Monate wird sie laut Stich in der Gemeinde aufbewahrt. Wenn der Eigentümer sie abholen will, muss er nachweisen, dass ihm die Holz-Vulva gehört. „Zum Beispiel mit einem Bild, das das Werk in der Rohfassung in der Werkstatt zeigt“, sagt Stich. Dass das passiert, hält er für unwahrscheinlich. Denn wenn herauskommt, wer hinter der Aktion steckt, drohen Konsequenzen.
Holz-Vulva wird jetzt als Fundstück im Ruderatshofener Bauhof aufbewahrt
„Sollte bekannt werden, wer das Objekt aufgestellt hat, behält es sich der Landkreis vor, die Entfernung in Rechnung zu stellen“, sagte der Sprecher des Landratsamtes mit. Schließlich sei die Holz-Vulva rechtswidrig und ohne Zustimmung des Landkreises aufgestellt worden.
In Ruderatshofen traf das Handeln des Landratsamtes zum Teil auf Unverständnis, sagt Bürgermeister Stich. „Manche hier lachen darüber, viele verstehen den Rummel um die Figur nicht“, beschreibt er das Meinungsbild in seiner Gemeinde. Aus Sicht einiger Bürgerinnen und Bürger hätte die Skultpur stehen bleiben können.
Holzpenis in Bertoldshofen: Wer ihn entfernt hat, ist unbekannt
Jetzt aber wartet sie im Bauhof der Gemeinde darauf, abgeholt zu werden. Wenn der Eigentümer sie nicht zurückholt, gibt es laut Stich zwei Möglichkeiten: „Man kann sie versteigern oder man verwertet sie.“ Er wolle nicht ausschließen, dass die Skulptur einen gewissen künstlerischen Wert hat. Ob sie aber wirklich versteigert wird, sei noch nicht entschieden.
Wer wiederum den Holz-Penis in Bertoldshofen entfernt hat, ist derzeit unklar. Zuständig ist in diesem Fall das Staatliche Bauamt Kempten. Abteilungsleiter Ralf Eisele teilt aber auf Nachfrage mit, dass die Behörde nicht für den Abbau verantwortlich ist. Dennoch findet Eisele solche Aktionen nicht gut, aus ähnlichen Gründen wie die Polizei. Auch seine Leute müssen dann rausfahren und prüfen, ob die Skulptur eine Gefahr darstellt. „Das ist unnötig für uns.“ Er hofft deshalb, dass nicht noch weitere dieser Werke auftauchen.
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