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Landwirtschaftsforum in Marktoberdorf: Green Deal, Klimaschutz und weitere Herausforderungen für Bauern sind Thema

Herausforderungen für die Landwirtschaft

Die Kuh ist schlecht fürs Klima? Was Experten Bauern raten

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    Rinderhaltung ist schlecht für die Umwelt? Beim Landwirtschaftsforum im Modeon in Marktoberdorf räumt Markus Heinz, Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, mit Vorurteilen auf.
    Rinderhaltung ist schlecht für die Umwelt? Beim Landwirtschaftsforum im Modeon in Marktoberdorf räumt Markus Heinz, Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf, mit Vorurteilen auf. Foto: Ralf Lienert

    Auf die Landwirtinnen und Landwirte kommen große Herausforderungen zu: Auflagen der Politik, mehr Extremwetterereignisse, auf die sie reagieren müssen. Um sich zu informieren, lud die VR Bank Augsburg-Ostallgäu ins Modeon zum 22. Landwirtschaftsforum ein. Trotz vieler Probleme war Markus Heinz, Direktor der Landwirtschaftlichen Lehranstalten Triesdorf überzeugt: „Wir müssen stolz darauf sein, was wir tun.“

    In seinem Vortrag informierte er vor allem über den Green Deal und was er für die Bauern bedeutet. Denn die EU hat sich das Ziel gesetzt, Europa zum klimaneutralen Kontinent zu machen. Und das bis zum Jahr 2050. Um das zu schaffen, liegt vor Deutschland noch ein langer Weg: Im Jahr 2023 betrugen die Treibhausgasemissionen 674 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente. 2045 soll diese Zahl Null betragen.

    22. Landwirtschaftsforum in Marktoberdorf: Wie Landwirtschaft in Zukunft aussieht

    Damit das gelingt, soll sich auch etwas in der Landwirtschaft verändern. „Was wir von der Fläche wollen, ist deutlich gestiegen“, sagte Markus Heinz. Sie soll uns ernähren, biodivers sein, Kohlenstoff binden, Bioenergie produzieren. Deshalb muss die Fläche laut Heinz effizient genutzt werden. Wie das am besten gelingt, dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen.

    Von Kritikern der Tierhaltung heißt es oft, es wäre am besten, die Flächen nur pflanzlich zu bewirtschaften und nicht um tierische Produkte zu erzeugen. „Das ist ein Trugschluss“, sagte Heinz. Denn ohne Tierhaltung würde Grünland übrig bleiben, das nicht anderweitig genutzt werden kann. Dennoch sei aus klimatischer Sicht sinnvoll, den Konsum tierischer Produkte zu reduzieren. In Deutschland müsste der Konsum um etwa zwei Drittel sinken, um Grünland und Nebenprodukte optimal zu verwerten, sagt Heinz.

    Ist der Methanausstoß von Rindern schlecht fürs Klima?

    Viel kritisiert wird auch der durch die Tierhaltung entstehende Methan-Ausstoß. Denn das Gas ist laut Umweltbundesamt klimaschädlicher als CO2. Insgesamt ist der gesamte Methan-Ausstoß für knapp ein Drittel der menschengemachten Erderwärmung verantwortlich. Und 76 Prozent der gesamten Methan-Emissionen in Deutschland kamen im Jahr 2022 aus der Landwirtschaft. „Minderungsmaßnahmen sind daher dringend erforderlich“, heißt es beim Umweltbundesamt. Markus Heinz aber sieht das anders. Dass Rinder durch ihren Methan-Ausstoß den Klimawandel vorantreiben, sei nicht ganz richtig. Das Gas baut sich wesentlich schneller ab als CO2. Bei etwa gleichbleibendem Rinderbestand und somit unverändertem Methan-Ausstoß werde daher kein Temperatureffekt mehr verursacht, sagt er.

    Landwirte haben laut Heinz verschiedene Stellschrauben, um effizienter zu produzieren. Indem sie zum Beispiel dafür sorgen, dass eine Kuh möglichst lange lebt und und dieser Zeit möglichst viel Milch produziert. Das Leben einer Milchkuh ist nicht lang: Sie werden durchschnittlich fünf Jahre alt. Eigentlich könnten sie bis zu 20 Jahre alt werden. Die Milchleistung hingegen ist in den vergangenen Jahrzehnten stark gestiegen. Während eine Kuh laut Statista vor 120 Jahren noch eine Milchmenge von etwa 2000 Kilogramm einbrachte, sind es mittlerweile über 8000 Kilogramm.

    Landwirtschaftsforum im Modeon: Worauf müssen Bauern sich künftig einstellen?

    Das Fazit von Markus Heinz: „An erster Stelle wird stehen: Wie effizient ist meine Produktion.“ Erst dann können Landwirte sich Gedanken über Klimaschutz und Biodiversität machen und sich mit Nachhaltigkeit befassen.

    Dass der Anbau in den kommenden Jahren schwieriger werden könnte, erläuterte Dr. Wolfgang Kurtz vom Deutschen Wetterdienst in seinem Vortrag. Während die Zahl heißer Tage im Sommer in den vergangenen Jahren gestiegen ist, nimmt die Zahl der Frost- und Eistage ab.

    Außerdem verschieben sich die Jahreszeiten. Frühere Ernte und weniger Frostgefahr im Winter sind eine Auswirkung. Anhand des Beispiels der Süßkirsche erklärt Kurtz die negativen Folgen. Ihr Spätfrostrisiko ist in den vergangenen Jahren wegen der Jahreszeitenverschiebung gestiegen. Zudem wird das Pflanzenwachstum von Wassermangel im Sommer beeinträchtigt, wie auch von extremen Niederschlagsereignissen.

    Wetterextreme machen Landwirten zu schaffen

    Das bekommt auch Magnus Graf zu spüren. Er ist Zuhörer bei den Vorträgen. „Die Wetterextremen werden mehr. Außerdem hat der Wetterbericht dieses Jahr oft nicht gestimmt.“ Und er könne nicht planen, jedes Jahr ist anders. Durch den vielen Regen in diesem Sommer zum Beispiel lief es auf dem Acker schlecht, dafür konnte er öfter als sonst sein Grünland mähen.

    Er würde sich wünschen, dass gerade Infos über konventionelle und ökologische Landwirtschaft in der breiten Bevölkerung verbreitet werden. „Der Verbraucher meint, Bio ist gut“, sagt er. Bio sei auch nicht schlecht, aber es gebe eben Nachteile wie die Flächeneffizienz, die vielen Menschen nicht bekannt seien. „Es wird in Zukunft nicht einfacher“, sagt er. Gerade, weil es immer mehr Bürokratie gibt.

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