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Liederkranz Marktoberdorf feiert 130-jähriges Jubiläum: Wie der Männerchor trotz Krisen so lange bestehen konnte

Starker Zusammenhalt

130 Jahre singen trotz Krisen: Was den Liederkranz Marktoberdorf antreibt

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    Der Liederkranz Marktoberdorf feiert sein 130-jähriges Bestehen.
    Der Liederkranz Marktoberdorf feiert sein 130-jähriges Bestehen. Foto: Alfred Schulte

    Als Deutschland noch ein Kaiserreich war, es Fotos nur in schwarz-weiß gab und Pioniere die ersten Flugversuche unternahmen, da gründeten einige Singbegeisterte in Marktoberdorf den Männerchor Liederkranz. Über 130 Jahre ist das nun her. Dass die Liebe zur Musik über drei Jahrhunderte hinweg Bestand haben sollte, damit hätten die Gründer damals wohl kaum gerechnet. Und doch gibt es den Verein noch immer. Grund genug für die Mitglieder, ihr Jubiläum gebürtig bei einem Konzert zu feiern. Los gehen soll es am Samstag, 3. Mai, im Modeon.

    Dass der Liederkranz noch heute singt, ist nicht selbstverständlich. Schon vor 40 Jahren wurde gemunkelt, der Chor müsse sich bald auflösen. Damals war er ein reiner Lehrerchor und die Mitglieder hörten nach und nach auf, erinnert sich Arno Sommer. Er ist von allen Sängern am längsten beim Liederkranz dabei, seit 45 Jahren schon. Doch der Verein schaffte es aus der Krise, weil Männer mit allen möglichen Berufen beitraten. Auch während der Coronazeit hielten die Mitglieder durch. Für einige andere Chöre bedeutete diese Zeit das Aus. Doch der Liederkranz sang, wann immer es ging. Auch draußen, wenn es sein musste. 2024 fand sich dann niemand, der den Vorstandsposten übernehmen wollte. „Diese Probleme haben ja mittlerweile fast alle Vereine“, sagt Wolfgang Zischka, der seit über 25 Jahren beim Liederkranz singt. Letztendlich erklärte sich Daniel Herrmann für das Amt bereit. „Ich finde es nicht ideal, dass ich der Vorsitzende und der Chorleiter zugleich bin. Aber die Hauptsache ist, dass wir singen können“, sagt er.

    Liederkranz Marktoberdorf wird 130 Jahre alt

    Und das tun die Männer. Jeden Freitag jeweils eineinhalb Stunden lang. Fast nie fehle jemand, sagt Herrmann. Alle seien mit viel Leidenschaft dabei. Das jüngste Mitglied ist 20 Jahre alt, das älteste 90. Natürlich ist der Chor auch immer auf der Suche nach Zuwachs. „Ein Vorsingen oder so etwas gibt es nicht“, sagt Herrmann. Aufnahmekriterium sei nur, dass man eben ein Mann sein muss. Der Chorleiter überlegt zwar, Projekte gemeinsam mit Frauen umzusetzen, „aber höchstens als Ergänzung.“ Denn der Liederkranz wolle seinen „Männerklang“ behalten.

    Gegründet wurde der Verein bei einer Probe des Turnerfeuerwehr-Gesangvereins im Jahr 1894. Der Präparanden-Hauptlehrer Lipold beantragte damals vor 44 Sängern, einen Gesangsverein zu gründen. Für das seither hohe kulturelle Engagement bekam der Liederkranz 2016 die Genovefa Brenner Medaille von der Stadt Marktoberdorf verliehen. Höhepunkte gibt es in der Geschichte des Chors einige. Zum Beispiel, als er den nationalen Sängerwettstreit im Jahr 1926 gewann. Oder auch 2011, als die Männer 2011 eine Messe im Petersdom in Rom gesanglich gestalteten.

    Wie sehr Musik verbindet, das erlebt der Liederkranz immer wieder. „Zum Beispiel, wenn wir gemeinsam in der Wirtschaft sind und anfangen zu singen“, erzählt Daniel Herrmann. Bei einem dieser Gasthausbesuche sei am Nebentisch ein Geburtstagskind gesessen, dem der Männerchor spontan ein Ständchen sang. So sei es dann zufällig zu einem netten Beisammensein mit den anderen Gästen gekommen.

    Männerchor Marktoberdorf: Zusammenhalt ist gefragt

    Solche Erfahrungen schätzt auch Wolfgang Zischka am Liederkranz. Und auch sonst ist er von seinem Chor überzeugt: „Wir singen eine gute Mischung.“ Traditionelle und modernere Lieder sowie fremdsprachige. Ganz einfach ist die Suche nach Neuem aber nicht. „Die Literatur von früher ist dauerhaft nicht sehr abwechslungsreich“, sagt Herrmann. Und moderne Literatur für einen Männerchor gebe es nur wenig.

    Ihr abwechslungsreiches Repertoire präsentieren die Männer nun am 3. Mai. Auch weitere Gruppen werden etwas darbieten: die Singgemeinschaft Stöttwang-Frankenried, die Nesselwanger Singföhla sowie der Jodelclub Berggruess aus der Schweiz und der Sängerbund Hötting aus Österreich. Zwischendurch spielen die Ostallgäuer Bläserdamen „Blechbleamle“. Los geht es um 19.30 Uhr im Modeon. „Dort gibt es mal was Schönes zu hören, bei all den schlechten Nachrichten“, sagt Arno Sommer. Schon in seiner Jugend hat er viel gesungen, erzählt er. Und auch später mit seinen Kameraden bei der Bundeswehr. Singen stärkt laut Sommer den Zusammenhalt. „Die Kameradschaft, das fehlt den jungen Leuten heute“, sagt er.

    Konzert zum Jubiläum: Vorverkauf läuft – hier gibt es Karten

    Vorab sind Karten im Musikhaus Frei und der Buchhandlung Eselsohr in Marktoberdorf sowie im Musikhaus Pianofactum in Kaufbeuren erhältlich. Einen Vorgeschmack bietet der Liederkranz außerdem am Sonntag, 27. April, um 15 Uhr am Marktoberdorfer Marktplatz.

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