Sie ist eine Ausnahmeathletin, vor der sich selbst ihre Konkurrentinnen tief verneigen oder gar, wie jüngst geschehen, auf die Knie gehen: Extremsportlerin Mareile Hertel. Nun zum Jahresende hat der Stadtrat die Marktoberdorferin für ihre herausragende Leistung geehrt. Hertel stehe dabei stellvertretend für alle anderen Sportlerinnen und Sportler der Stadt sowie die vielen ehrenamtlichen Helfer im Mittelpunkt, sagte Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell.
Warum es für Mareile Hertel keine Leidenschaft für Leiden ist
In diesem Jahr ist Mareile Hertel Weltmeisterin in Weltrekordzeit im Ultratriathlon über die fünffache Distanz geworden. Allein die Strecken seien schier unglaublich, sagte Sportbeauftragter Werner Geiger: 19 Kilometer Schwimmen, 900 Kilometer Radfahren, 211 Kilometer Laufen. An einem Stück. Mit nur den allernötigsten Pausen. „Ein toller Erfolg.“ Nach 73 Stunden, 52 Minuten und neun Sekunden war sie am Ziel und hat die alte Bestmarke pulverisiert. Hertel unterbot sie um elf Stunden.
„Ich stelle mir oft die Frage“, sagte Geiger voller Bewunderung, „wie du die Leidenschaft für Leiden entdeckt hast.“ Doch Hertel antworte stets: „Es ist kein Leiden, sondern Leidenschaft. Es muss Spaß machen.“ Diese Leistung, so der Sportbeauftragte, verdiene umso mehr Anerkennung, weil Hertel den Sport in ihrer Freizeit betreibe und kein Geld damit verdiene. Im Gegensatz zur Polin Alicja Pyszka-Bazan, die ihr im Sommer den Weltrekord im Dreifachtriathlon abgenommen hat. Hertel dagegen schreibt nach ihrem Ausscheiden aus dem Bauamt der Stadt an ihrer Doktorarbeit. Außerdem ist die 42-Jährige Geschäftsführerin des der Uni Augsburg angegliederten Technologietransferzentrums, das sich mit Massiv- und Holzbau beschäftigt.
Das sind die nächsten Ziele der Ultratriathletin aus Marktoberdorf
Dann noch Wettkämpfe erfolgreich zu bestreiten, verlange „nach unseren Vorstellungen schon fast übermenschliche Kräfte, sehr viel Disziplin, monatelanges Training“. Bei solch langen Distanzen denke ein Normalsportler vielleicht ans Aufgeben. Hertel nicht – außer sie verletze sich. Weiterzumachen habe sie schon früh gelernt, als sie sich nach der Realschule mit mehreren Jobs über Wasser hielt, Sport- und Fitnesskauffrau lernte, ihr Abitur nachholte und ihr Studium als Bauingenieurin beendete. Geigers Resümee: „Wenn nur ein Bruchteil der Menschen diese Einstellung hätten, wie sie Mareile seit vielen Jahren vorlebt, würden viele erkennen, dass man mit Willen, Begeisterung und einem Ziel – egal ob im Sport, im Beruf oder privat – einiges mehr erreichen könnte.“
Hertel hat ihr nächstes Ziel längst vor Augen. Sie will sich möglichst schon im nächsten Jahr den Weltrekord im Dreifachtriathlon zurückholen und auch über die zweifache Distanz eine neue Bestmarke setzen. Falls sich Beruf, Promotion und Training unter einen Hut bringen lassen.
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