Nur haarscharf hat der Haushalt in Marktoberdorf die Marke von 100 Millionen Euro unterschritten. Es hätte ein Rekordetat werden können. Nun stellt sich heraus, dass die Stadt diesen Meilenstein bereits im vergangenen Jahr erreicht hat. Locker sogar. Denn die Abrechnung liegt bei satten 135 Millionen Euro. Der Grund: unter anderem eine dicke Nachzahlung bei der Gewerbesteuer.
Warum die Einnahmen aus der Gewerbesteuer vielleicht sogar noch höher hätten sein können
Ursprünglich hatte Kämmerer Wolfgang Guggenmos 29 Millionen Euro angesetzt. Tatsächlich sind es in der Abrechnung fast 45 Millionen Euro. Wie in den Vorjahren kam es durch Betriebsprüfungen zu Neuberechnungen. Die Nachzahlung hätte vielleicht noch höher ausfallen können, denn der Hebesatz liegt mit 325 Prozent unter dem Durchschnitt des Landkreises von 345 Prozent, berichtete der Vorsitzende des Rechnungsprüfungsausschusses, Dr. Simon Behr (Grüne), dem Stadtrat.
Dank der unerwarteten Einnahmen konnte die Stadt mehr auf die hohe Kante legen, mehr in den Vermögenshaushalt für Investitionen zuführen und die Rücklagen auffüllen. Auch fielen einige Ausgaben geringer aus als prognostiziert. Das sorgte alles in allem dafür, das keine neuen Darlehen aufgenommen werden mussten – wie schon seit 2020 nicht. Stattdessen tilgte die Stadt gut zwei Millionen Euro Schulden. Sie sanken auf 17,8 Millionen Euro.
Trotz guter Einnahmen mahnt Marktoberdorfs Bürgermeister
Doch Behr mahnte: „Vor allem die Personalkosten und der Unterhalt der Kindertageseinrichtungen werden in den kommen Jahren weiterhin eine hohe finanzielle Belastung darstellen, wenn die Stadt als Arbeitgeber und als Wohnort für junge Familien attraktiv bleiben möchte.“ Neubau Grundschule St. Martin, Erweiterung Adalbert-Stifter-Grundschule, Feuerwehrhäuser und Straßenbaumaßnahmen nannte er als große Posten. „Die Lage ist angespannt, Grund zum Pessimismus gibt es gleichwohl nicht“, fasste er zusammen. Auch Bürgermeister Dr. Wolfgang Hell verband seinen Optimismus mit der Mahnung: „Die Zeiten werden nicht besser. Wir müssen verstärkt darauf achten, das Geld vernünftig auszugeben.“
Dazu gehört nach Auffassung des Stadtrats der Bau der neuen Kita beim Hallenbad. Die Stadt wolle auf die steigende Nachfrage reagieren und weiterhin jedem anspruchsberechtigten Kind einen Platz bieten, sagte Hell. „Das ist nicht überall so.“ Ein Knackpunkt in der Diskussion war die Zahl der Parkplätze vor der Einrichtung. Es sei zumutbar, so die Mehrheitsmeinung, das Auto fürs Bringen und Holen in der Bahnhofstraße zu parken und zu Fuß zur Kita zu gehen. Letzten Endes einstimmig hat der Stadtrat den Bebauungsplan als Satzung beschlossen. In der Weihnachtssitzung könnte der Bauantrag auf den Weg gebracht werden, damit das Haus spätestens Ende 2025 steht.
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