Der Arbeitskreis Heimatkunde (AKH) mit Hermann Knauer hatte am Sonntagnachmittag in Erinnerung an Franz Xaver Osterberger zu einem Erzählcafé auf der Empore der Pfarrkirche St. Martin eingeladen. Osterberger war 1923, also vor einhundert Jahren, maßgebend an der Verlängerungs-Baumaßnahme in der Kirche beteiligt. Aktuell stehen Statik-Sicherungsmaßnahmen im Bereich der Emporen an.
Osterberger war ein gelernter Schlossermeister, der neben seinem Handwerk in vielfältiger Tätigkeit sehr viel auch im öffentlichen Leben, für seine Mitbürger im Ort, in den Vereinen und insbesondere als Stiftungskassier für die Kirche geleistet hat. Seine Wiege stand in Eglofstal in Württemberg. Er erlernte das Schlosserhandwerk und kam in jungen Jahren zu seinem späteren Förderer und Schlossermeister Kornes nach Obergünzburg.
Obergünzburger Franz Xaver Osterberger war Mitbegründer der heutigen Kolpingfamilie
Sein Beruf war ihm in Fleisch und Blut übergegangen, und so konnte er kraft seiner Kenntnisse und seines Fleißes im Jahre 1892 die Schlosserwerkstatt der Gebrüder Kornes im Unteren Markt übernehmen. Als tüchtiger Handwerksmeister erarbeitete er sich schnell und weithin einen guten Ruf und baute zusätzlich zur Schlosserwerkstatt ein Eisenwarengeschäft und einen Kohlenhandel auf.
Neben seinen Aufgaben als Geschäftsmann verwandte er viel Zeit seines Lebens für Vereine und zum Wohle der Allgemeinheit. Er war 1887 Mitbegründer des örtlichen katholischen Gesellenvereins (heute Kolpingfamilie) und gehörte als langjähriger Stiftungskassier der Kirchenverwaltung St. Martin an.
Erzählcafé Obergünzburg: Osterberger war ein geschickter Handwerker
Als enorm geschickter Handwerker und Alleskönner übernahm er mit angeeignetem Fachwissen als Organisator bei der Renovierung und gleichzeitiger Verlängerung der Pfarrkirche St. Martin 1923 die Bauleitung und opferte dabei neben seinen Aufgaben im Eisenwarengeschäft und Kohlenhandel unsagbar viel ehrenamtliche Zeit dem Kirchenbau und stellte seinen Fuhrpark zum Transport für Baumaterial kostenlos zur Verfügung.
Er schuf als Schlossermeister in seiner Werkstatt nicht nur das künstlerisch hochwertige Gitter vor dem Marienaltar in der Lourdesgrotte und die drei schmiedeeisernen Eingangstore zum Gottesacker, sondern auch das große Eingangs-Gittertor zum Stadtpark am Hildegardsplatz in der Innenstadt Kemptens. Pfarrer Franz Xaver Gutbrod hatte zu dem Handwerksmeister großes Vertrauen und ihm aber auch enorm viel zu verdanken.
Wie die Familie Osterberger Obergünzburg prägte
Bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges, als Franz Xaver Osterberger die große Arbeit schon in die Hände seiner drei Söhne gelegt hatte, musste er nochmals die schwere Arbeit des Geschäftes auf sich nehmen, weil, wie es damals hieß, „das deutsche Vaterland“ seine drei Söhne Michael, Franz und Josef im Ersten Weltkrieg „zu den Fahnen gerufen“ hatte. Dem Schicksal ihrer Geburtsjahre geschuldet, wurden die drei Söhne sogar noch einmal im 2. Weltkrieg zum militärischen Volkssturm, Heimatdienst und zur Flugwache eingezogen.
Während Franz Osterberger im Ort ein Elektrogeschäft aufbaute, übernahm Josef Osterberger das Geschäft am Unteren Markt. Sein Bruder Michael (gestorben am 23.12.1961) betrieb die Schlosserwerkstatt und den Bauernhof. Ihre Schwester Josefa heiratete nach Burg in einen Bauernhof hinein. Ihr Vater, Franz Xaver Osterberger, war derweil im Jahr 1935 mit 72 Jahren gestorben.
Seit Entstehen der Eisenwarenhandlung war Kreszentia Osterberger, eine weitere Tochter von Franz Xaver Osterberger im Ladengeschäft und führte es während der Kriegsjahre 1939 bis 45 ganz alleine. Sie starb am 25. 12.1961, zwei Tage nach ihrem Bruder Michael.
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden