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Reise in die Vergangenheit: Busfahrten vor fast 100 Jahren im Günztal

Personenverkehr in Obergünzburg

Als die Busse die Günztaler mobil machten

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    Vor 95 Jahren begannen im Östlichen Günztal die Ausflugsreisen die mit einem Freiluft-Omnibus und Vollgummireifen.
    Vor 95 Jahren begannen im Östlichen Günztal die Ausflugsreisen die mit einem Freiluft-Omnibus und Vollgummireifen. Foto: Hermann Knauer (Repro)

    Der Bus bot 30 Fahrgästen Platz. Auch wenn das Spezialfahrzeug mit Freiluft-Charakter und Vollgummibereifung auf den Schotter-Straßen seinerzeit sogar für kurze Reisestrecken doch eine erhebliche Zeitspanne einplanen musste, war das Erfolgserlebnis für die Fahrgäste von vor 95 Jahren - zumindest bei Sonnenschein - von besonderem Wert und wurde begeistert angenommen.

    Sogar nach Görisried und Kempten geht es - einmal pro Woche

    Nach der Gründung der Verkehrsgesellschaft durch Josef Wirth, dem ehemaligen Besitzer des Gasthauses zum „Grünen Baum“, sowie Anton Altstetter und einem weiteren Mit-Teilhaber vergrößerte sich das Personen-Beförderungsunternehmen in kürzester Zeit um weitere vier Busse. Die ersten Fahrstrecken Obergünzburg – Günzach wurden mit zusätzlichen Fahrten über Unterthingau nach Markt Oberdorf erweitert. Einmal in der Woche verkehrte ein Wagen sogar über Görisried nach Kempten.

    Das Unternehmen fuhr 1930 beinahe täglich mit einem vollen Bus zu den Passionsspielen in Oberammergau. Trotz dieser fruchtbaren Belebung verursachte die große Arbeitslosigkeit Ende der 1920er und frühen dreißiger Jahre einen dramatischen Rückgang der wirtschaftlichen Entwicklung bei den Bus-Unternehmen.

    Bei Kriegsbeginn 1939 mussten von den zwischenzeitlich acht Fahrzeugen fünf abgeliefert werden. Das Fahrerpersonal wurde zudem zum Militär einberufen.

    Diese beiden Männer waren nach dem Krieg die ersten Busfahrer

    Nach Kriegsende standen nur noch drei Fahrzeuge zur Verfügung, von denen zwei wegen des Brennstoffmangels auf Holzgas-Betrieb umgerüstet wurden. Josef Kämmerle aus Günzach und Ludwig Einsiedler gehörten 1947 zu den ersten Busfahrern des Obergünzburger Nachkriegs-Aufschwungs.

    Die „Südzug OHG“ aus Kaufbeuren drängte nach der Währungsreform 1948 auf den Markt, musste jedoch, wegen eines Konkursverfahren, bald die Linie Kaufbeuren-Obergünzburg-Kempten wieder abgeben. An das Südzug-Omnibus-Unglück an der Börwanger-Steige können sich die älteren Obergünzburger noch erinnern. Dabei kam die Mutter einer Vertriebenen-Familie aus Obergünzburg zu Tode. Die Linie wurde danach 1954 von der Deutschen Bundespost übernommen.

    Wie in Obergünzburg eine neue Reisegeneration entsteht

    „Fahr mit – sicher und bequem!“ So war der Jubiläumsbericht anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Verkehrsgesellschaft im Obergünzburger Tagblatt vom 15. Mai 1953 überschrieben. Die Aufbaujahre nach dem Zweiten Weltkrieg und die damit verbundene Reiselust der Nachkriegs-Generation bescherte auch eine neue Reisewelle und damit verbunden eine neue Omnibus-Generation der Verkehrsgesellschaft.

    1975 hat ein Privat-Unternehmer aus Eglofs bei Obergünzburg mit einem Omnibus die neue Reise-Generation eingeläutet. Zwischenzeitlich stehen den Pendlern fünf Linienbusse und der reislustigen Bevölkerung acht moderne Reise-Busse für Fernreisen zur Verfügung. Im September 2025 kann das private Obergünzburger Reiseunternehmen sein 50-jähriges Bestehen feiern.

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